Baupläne in Sendling:Ein Münchner Kleinod weniger

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Die katholische Kirche lässt gerade ausloten, in welchem Maße sie einen großen Teil des Pfarrgartens an der Meindlstraße bebauen könnte. SPD und Grüne im Bezirksausschuss sind entsetzt.

Von Birgit Lotze, Sendling

Eine kleine grüne Oase in Sendling ist bedroht: der ehemalige Pfarrgarten an der Meindlstraße 5. Das Erzbischöfliche Ordinariat München und Freising hat bei der Stadt Pläne eingereicht, nach denen ein großer Teil des Gartens verschwinden soll. Im Gespräch sind 26 Wohneinheiten mit Tiefgarage. Seine Partei sei entsetzt über die Pläne, sagt der Sendlinger SPD-Vorsitzende Markus Lutz, der auch den Bezirksausschuss (BA) leitet. Der Neubau würde den schönen Garten zerstören. Es gehe um eine massive Verdichtung und Versiegelung. Die SPD will, dass das Landesamt für Denkmalschutz und die Untere Naturschutzbehörde sich der Sache annehmen.

Elisabeth Robles Salgado, bis vor Kurzem Fraktionssprecherin der Grünen im BA, macht deutlich, dass auch die Grünen die Baupläne nicht einfach hinnehmen werden. Sie spricht von einem "Kleinod", einem Ort mit altem Baumbestand, der auch vielen Tieren Lebensraum bieten könne. Es sei absolut nicht nachvollziehbar, dass die Kirche ein solches Kleinod kaputtmachen möchte, sagt sie. "Gerade als Kirche hat man doch die Verpflichtung, Dinge zu bewahren."

Wann der Neubau im Garten realisiert werden soll, ob überhaupt gebaut wird, sei offen, sagt Christoph Kappes, Sprecher des Erzbischöflichen Ordinariats München und Freising. Noch stehe man am Anfang, sei in der Phase, das Baurecht zu klären: Das Ordinariat habe in diesem Jahr den Vorbescheid für 26 Wohnungen mit Tiefgarage mit vorrangiger Nord-Süd-Ausrichtung beantragt. In einem nächsten Schritt müssten dann die diözesanen Gremien über das Projekt entscheiden, bevor weitere Aussagen getroffen werden könnten. Seitens des Ordinariats bestehe die Absicht, "dringend benötigten Wohnraum zu schaffen". Wie dieser vergeben werden soll, ob Vermietung, Vergabe in Erbpacht oder Verkauf, dazu wollte sich der Ordinariatssprecher nicht äußern. Die Frage sei noch nicht auf der Tagesordnung und im derzeitigen Stadium völlig offen.

"Wir sind uns der sensiblen Thematik bewusst", sagt Kappes. Im vergangenen Jahr sei deshalb eine Machbarkeitsstudie gemacht worden, an der auch Landschaftsarchitekten beteiligt wurden. Nach den aktuellen Plänen blieben die Bäume und die denkmalgeschützte Mauer erhalten. Man wolle nicht die Maximalkapazitäten ausschöpfen, sondern niedriger bauen, drei- bis viergeschossig, damit sich der Neubau nicht in den Vordergrund dränge. "Er wäre nur wenig einsehbar." Möglicherweise könne man auch durch Dach- und Fassadenbegrünung wegfallende Grünflächen wettmachen. "Der Gesamteindruck soll erhalten bleiben, sogar aufgewertet."

Das Erzbischöfliche Ordinariat legt auch Wert auf die Feststellung, dass die Initiative für die Planung eines Neubaus nicht von der Kirche ausgegangen sei. Vielmehr habe die Lokalbaukommission, da der nördliche Nachbar an der Ecke Meindlstraße und Margaretenplatz, dessen Hinterhof an den Pfarrgarten anschließt, auf seinem Gelände nachverdichten will, eine gemeinsame Planung mit dem Ordinariat angeraten. Konkret sagt Kappes: "Nahegelegt wurde ein ganzheitliches Konzept für die Grundstücke mit perspektivischer Hinterhofbebauung vorzusehen, um die Entwicklung ganzheitlich bewerten zu können."

In der Meindlstraße, Zugang zum historischen Sendling vom Harras aus, wurde bereits in den vergangenen Jahren auf der Straßenseite gegenüber dem Pfarrgarten stark nachverdichtet, vieles von der Stadt München gebaut: die Stadtbibliothek mit der Volkshochschule, Behörden- und neue Schulgebäude sind entstanden. Demnächst soll auch ein Seniorenzentrum - ebenfalls mit Tiefgarage - dazukommen. So idyllisch wie im historischen Pfarrgarten war das Areal vor der städtischen Bebauung allerdings nicht.

Den Pfarrgarten komplett zu öffnen, kommt für die Kirche nicht in Betracht. Kappes begründet dies mit der "besonderen Situation", wegen der denkmalgeschützten Mauerumfassung sei der Pfarrhof teils schwer einsehbar. Wegen damit verbundenen Fragen von Haftung, Aufsicht und Gewährleistung der Sicherheit aller Nutzer sei eine Öffnung für alle "nicht realisierbar". Auch hat das Ordinariat derzeit andere Pläne: ein Teil des alten Gartens, vor allem der Baumbestand auf der Seite zur Meindlstraße, soll erhalten bleiben, in anderen Bereichen sollen unter anderem Spielflächen für Kinder entstehen. Der Bereich innerhalb der Mauer stehe dann wohl den neuen Hausbewohnern zur Verfügung, meint Kappes.

© SZ vom 05.06.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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