Juliets Stüberl:Ein Stüberl im besten Sinne

Lesezeit: 2 min

Eine Bar, die nicht mehr sein möchte, als das, was sie ist. (Foto: Stephan Rumpf)

Ins glattgeleckte Schwabing möchte Juliets Stüberl mit seinem Charme des Einfachen so gar nicht passen. Doch genau das macht den Reiz aus.

Von Max Fluder

Vielleicht fängt man am besten an der Eingangstür an. Dort also, wo man so oder so vorbei muss und vor der an diesem nasskalten Samstagabend eine vierköpfige Gruppe von jungen Männern sitzt. Typ: Vokuhila, Baggy Pants, Silberketten um Arm und Hals. Sie schauen aus, als gingen sie später noch feiern. Aber das ist nur Spekulation, jetzt haben die Jungs jedenfalls alle ein Helles vor sich. Öffnet man die Tür und geht hinein, wird man aufgehalten von einem älteren Herrn in einem hellbraunen Mantel. Er zieht seinen Hut und, ja tatsächlich, er grüßt. Die Dame, der Herr, willkommen.

Über Juliets Stüberl, eine Bar ganz in der Nähe des Hohenzollernplatzes in Schwabing, ist damit schon vieles gesagt. Zumindest über die Spannbreite des Publikums - über diejenigen, die qua Besuchsfrequenz und Auftreten praktisch zum Inventar der Bar gehören, und diejenigen, die nur ab und an im Stüberl an der ruhigen Clemensstraße vorbeischauen. Im Sommer wird hier manchmal an den Tischen des Schanigartens Schach gespielt, zuletzt konnte man im Inneren der Bar die Rugby-Weltmeisterschaft verfolgen.

Newsletter abonnieren
:Satt und Glücklich

Jeden Freitag die Restaurant-, Bar- und Café-Tipps für München - sowie alle wichtigen Gastro-News der Stadt. Kostenlos anmelden.

Juliet Cox, die Namensgeberin und Inhaberin, sagt: "Das hier ist mein Baby." Im Frühjahr kommenden Jahres feiert sie mit ihrem Stüberl Fünfjähriges. Mit den holzvertäfelten Wänden, den Sitzbänken und dem restlichen Mobiliar, das augenscheinlich schon zu Zeiten der Vorgänger-Bar, Wolfgang Ettlichs "Neukölln", in Benutzung war, könnte es auch der 15. oder 25. Jahrestag sein.

Juliet Cox hat sich mit der Bar ihren Traum erfüllt. (Foto: Stephan Rumpf)

Ausgenommen sind die Dekoobjekte an der Wand: eine Maske, eine Vuvuzela, ein "Don't you want to discover Africa"-Poster mit Hemingway-Zitat. Das ist nicht Neukölln, das ist - etwas verallgemeinernd formuliert - Afrika, vielleicht ist es auch Kitsch. Auf jeden Fall ist es ein kleiner, persönlicher Touch, den die Inhaberin hier angebracht hat: Cox stammt aus Nigeria, lebt seit mehreren Jahrzehnten in Europa. Erst in Belgien, jetzt in Deutschland. Wüsste man es nicht besser, könnte man den Gastraum für den Hobbykeller einer Vielreisenden halten.

Teile des Mobiliars scheinen noch aus Zeiten der Vorgänger-Bar zu kommen - nicht aber die Dekoobjekte. (Foto: Stephan Rumpf)

Und vielleicht ist das das Schöne an dieser Bar: dass sie nicht mehr sein möchte, als das, was sie nun einmal ist. Kein Club unter dem Deckmantel einer Bar; kein Ort, an den man geht, um im Nachhinein instagramtaugliche Bilder im Netz zu teilen und auch keine studentische Absturzkneipe, wie es sie nicht einmal zwei Kilometer weiter östlich an der Münchner Freiheit zuhauf gibt. Juliets Stüberl, sagt Cox, ist ein "Ort für alle, Jung und Alt, aus der Nachbarschaft und von fern".

Zwar steht auf der Karte auch der gerade schicke Gin Tonic, zwei Ginsorten stehen zur Auswahl (8,10 bzw. 9,80 Euro). Doch bestellt wird eher Helles (Maierbräu, 3,90 Euro die Halbe), Weißweinschorle (der Viertelliter für 3,30 Euro) oder Eierlikör (3,10 Euro für 2 cl). In der Regel hat Cox etwas zum Essen im Angebot, deftige Hausmannskost zumeist: Currywurst, Fleischpflanzerl, Chili con Carne. Und Jollof-Reis.

Ein Lokal wie dieses wollte sie schon lange führen, sagt Juliet Cox, die früher bereits in der Gastronomie gearbeitet hatte. Als sich die Chance bot, hat sie sofort zugeschlagen. Geschaffen hat sie einen Ort, der sich anfühlt, als wäre er immer schon hier gewesen. Einen Ort, der so gar nicht in das glattgestriegelte und rundgeleckte Schwabing passen will, aber daraus seinen ganz eigenen Charme zieht. Tischdecken mit Löwenmotiv inklusive.

Juliets Stüberl, Clemensstraße 82, 80796 München, Öffnungszeiten: Sonntag bis Donnerstag 15.30 bis 23 Uhr, Freitag und Samstag 15.30 bis 0 Uhr.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lagerhaus
:Lagerbier, das rat' ich Dir

Die Jungs von True Brew haben in Untergiesing einen Ableger eröffnet. Statt Craftbiere gibt es in der Humboldtstraße aber eher klassisch-süffige Varianten vom Fass, dazu "deftig-bayerische Küche mit eigenem Twist".

Von Oliver Klasen

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: