Technik im Klassenzimmer:Münchner Schulen kämpfen um bessere IT-Ausstattung

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Schulleiter Robert Grahl schreibt am Rupprecht-Gymnasium auf einem interaktiven Touch-Panel. (Foto: Stephan Rumpf)

Das Wilhelm-Hausenstein-Gymnasium wünscht sich für seinen Neubau interaktive Touch-Panels anstelle von Whiteboards. Auch andere Schulleiter hätten gerne Alternativen. Doch das Bildungsreferat weicht nur ungern vom bisherigen Standard ab.

Von Kathrin Aldenhoff

Noch ein paar Monate, dann sollen sie umziehen, die 1300 Schülerinnen und Schüler des Wilhelm-Hausenstein-Gymnasiums, ihre Lehrkräfte, die Schulleitung. Der Neubau in Bogenhausen wächst, und allmählich dränge das Thema der IT-Ausstattung, sagt Schulleiter Uwe Barfknecht. Die Geräte müssten bald bestellt werden, damit sie zu Beginn des neuen Schuljahres auch eingebaut seien. Genau dieser Bestellvorgang allerdings läuft nicht so, wie der Schulleiter sich das vorstellt: Ihm fehlt eine eindeutige Rückmeldung vonseiten des Bildungsreferats.

Uwe Barfknecht wünscht sich für den Neubau des Gymnasiums interaktive Touch-Panels anstelle von Whiteboards. "Es wäre schade, einen Neubau mit dem Standard von gestern einzurichten", sagt Barfknecht. Die Touch-Panels böten einen didaktisch-pädagogischen Mehrwert: Die Darstellung sei präziser, es gebe verschiedene Software-Programme mit einem breiten Spektrum an Funktionen und man könne das Tafelbild auch bei Tageslicht gut erkennen. "Ich kämpfe um die Zukunftsfähigkeit der Klassenzimmer und ich kenne keine Sachargumente, die dagegen sprechen", sagt Barfknecht. Günstiger seien die Touch-Panels auch.

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Derzeit ersetzen in den meisten Klassenzimmern Whiteboards die Tafeln von früher. Das Bildungsreferat verweist darauf, dass es für die Ausstattung von rund 370 Schulen zuständig sei - es müsse bei der IT einen gewissen Grad an Standardisierung geben, sonst sei das Ganze zu "serviceintensiv", teilt eine Sprecherin mit. Es sei aber das Ziel, den Schulen eine bedarfsgerechte IT bereitzustellen, und es gebe derzeit Pilotprojekte zu verschiedenen Ausstattungsvarianten.

Ähnliches Thema wie in Bogenhausen, neun Kilometer weiter Richtung Westen: Das Rupprecht-Gymnasium in Neuhausen wird derzeit neu gebaut, im ersten Bauabschnitt wird schon gelernt und gearbeitet. Für diesen Gebäudeteil hat Schulleiter Robert Grahl ein Pilotprojekt durchgesetzt: Die Schule bekommt eben jene interaktiven Touch-Panels anstelle von Whiteboards in einigen Klassenzimmern; in anderen Klassenzimmern sollen große Monitore angebracht werden, die über Lehrergeräte und nicht über Berührungen gesteuert werden. Ein Kompromiss mit dem Bildungsreferat, denn auch Grahl wollte keine Whiteboards, seine Bestellung wiederum ging beim Bildungsreferat nicht durch. Nun also ein Pilotprojekt, um herauszufinden, welche Lösung sich bewährt.

Dabei spielen Details eine Rolle: Die Monitore müssten höhenverstellbar sein, müssten in ein Tafelsystem integriert sein, und das wäre dann teurer als die Touch-Panels, sagt Grahl. In den kommenden drei Jahren werden weitere neue Klassenräume für das Rupprecht-Gymnasium entstehen. "Wir brauchen ein einheitliches System in unserer Schule", sagt Grahl. Lehrkräfte müssten in allen Räumen auf dieselbe Ausstattung zurückgreifen können, um ihren Unterricht gut vorbereiten zu können.

"Es wäre gut, wenn Schulen selbst entscheiden könnten"

Das Gymnasium Riem ist nach langer Bauzeit seit einigen Monaten fertig: Seit Beginn dieses Schuljahres lernen die Schülerinnen und Schüler im neuen Gebäude. Schulleiter Günter Förschner erzählt, auch er hatte sich eine Alternative zu den Whiteboards gewünscht. Die wurde damals vom Bildungsreferat abgelehnt mit der Begründung, interaktive Whiteboards seien der Standard. "Die Ausstattung ist sehr gut, die Qualität der Geräte ist gut, sie sind leicht zu bedienen", sagt Förschner. Er könne aber verstehen, wenn andere Lösungen gewünscht werden. "Es wäre gut, wenn Schulen selbst entscheiden könnten, was zu ihrem Medienkonzept passt", sagt der Schulleiter. Er habe aber auch Verständnis für die Stadt, die ihre Standards in der Ausstattung habe.

Im alten Gebäude des Wilhelm-Hausenstein-Gymnasiums arbeiten Lehrkräfte und Schüler im Moment mit unterschiedlichen Lösungen: in der Hälfte der Klassenzimmer mit Whiteboards, in den anderen Räumen mit einem Beamer, der das Tafelbild auf eine weiße Wand projiziert. So soll es im neuen Gebäude nicht werden. "Ich weigere mich, Whiteboards für den Neubau zu bestellen", sagt Barfknecht. "Ich möchte nicht den Zug verpassen, auf den man jetzt aufspringen könnte."

Das Bildungsreferat teilt mit, der Einsatz von Touch-Panels führe zu einem sehr lehrerzentrierten Unterricht - das Münchner Lernhaus-Prinzip sehe eher offene Lernformen vor. Trotzdem sei dem Wilhelm-Hausenstein-Gymnasium bereits signalisiert worden, dass ein positiver Bescheid der Anfrage zu erwarten sei.

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