Schulabschluss in Corona-Zeiten:"Lehrer sagen manchmal wegen technischer Probleme ab"

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Bei Bara Chayah läuft in diesem Schuljahr wegen Corona vieles anders. Im Fach Soziales wird gekocht, aber keiner schmeckt was. Der Onlineunterricht rumpelt manchmal. Aber es gibt auch positives am Distanzunterricht.

Kolumne von Bara Chayah

Bei uns läuft in diesem Schuljahr vieles anders wegen Corona. Zum Beispiel kochen wir im Fach Soziales jetzt zuhause statt in der Schule. Wir präsentieren online, was wir gekocht haben. Aber die Lehrer können so ja gar nicht sagen, ob es schmeckt. Neulich hatten wir das Thema Chiemgau, ich hab dann Fischfilets, eingerollt in Aubergine, gekocht.

Der Onlineunterricht funktioniert bei uns nicht immer, Lehrer sagen manchmal wegen technischer Probleme ab. Das ist nicht nur in meinem Jahrgang so. Manchmal ist plötzlich der Ton weg, mal sprechen die Lehrer undeutlich, sodass ich kaum was verstehe. Und überhaupt: Im Videounterricht kann man nicht so gut mitarbeiten, und die Lehrer können Dinge nicht so gut erklären wie in echt. Die Lehrer sehen nicht, ob einer mitarbeitet. Sie geben ihm vielleicht eine 6, nur weil er sich nicht gemeldet hat. Das ist ein Riesenproblem.

Bara Chayah, 16
:Sein Ziel: Mittlerer Schulabschluss

Bara Chayah besucht die 10. Klasse an der Mittelschule Toni-Pfülf-Straße in der Fasanerie. Er wohnt mit seiner siebenköpfigen Familie zusammen, alle sind sie derzeit zuhause.

Sich zuhause zu organisieren, ist auch nicht leicht. Schulbücher, Hefte, Stifte und Arbeitsblätter, alles liegt rum, da kommt manchmal Einiges durcheinander. Zum Glück haben wir ein großes Haus und genug Platz, um alles zu verstauen. Ein Freund von mir musste vor Kurzem ein Referat online halten. Wenn man die ganze Zeit zuhause sitzt, fehlt einem ein bisschen die Motivation, das vorzubereiten. In der Schule arbeiten alle mit, da hilft man sich gegenseitig, das geht zuhause nicht. Und online redet man dann einfach, man sieht gar nicht, ob die anderen zuhören. Aber eigentlich ist das ja auch gar nicht so wichtig. Hauptsache, der Lehrer hat es gehört.

An anderen Schulen haben sie Tablets für den Onlineunterricht für die Schüler angefordert. Ich benutze mein Handy dafür. Onlineunterricht mit dem Handy, das geht schon. Ein Problem ist es, wenn ich eine Powerpoint-Präsentation machen soll, denn wir haben zuhause nur einen Laptop, auf dem ich mit dem Programm arbeiten kann. Und der ist oft von den anderen besetzt. Früher bin ich dafür ins Freizi gegangen, da haben mir die Leute geholfen, aber das geht jetzt wegen Corona ja auch nicht mehr. Wir schicken den Lehrern unsere Aufgaben dann per Mail oder laden sie auf der Schulplattform hoch, das funktioniert ganz gut. Manchmal gehe ich zur Schule, um Arbeitsblätter abzugeben. Das macht mir nichts aus, ein bisschen frische Luft schnappen schadet ja nicht.

Was positiv ist am Distanzunterricht: Es reicht, wenn ich fünf Minuten vor Unterrichtsbeginn aufstehe, ich spare mir die 20 bis 30 Minuten Schulweg mit dem Bus und der S-Bahn. Und ich muss zuhause keine Maske tragen. Auch wenn mich so eine OP-Maske im Unterricht gar nicht so sehr stört. Außer im Sport, es ist nicht das größte Vergnügen, damit Sport zu machen.

Ich würde gerne wieder in die Schule gehen. Mir fehlt es, mit meinen Mitschülern zu sprechen. Oft holen wir uns nach der Schule was zu essen, das geht jetzt auch nicht mehr. Zuhause rumzusitzen und nichts zu machen, das macht in den ersten Tagen schon Bock. Aber für die Schule ist das eher schlecht. Meine Freunde sehe ich im Moment nur etwa einmal die Woche, wir holen uns was zu trinken und gehen spazieren. Mehr können wir ja nicht machen.

© SZ vom 20.02.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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