Folge der Corona-Pandemie:Mehr Schuldner suchen Hilfe

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Die Schuldnerberatung hilft Betroffenen, einen Überblick über ihre Finanzen zu kommen und eventuell außergerichtliche Einigungen mit den Schuldnern zu erzielen. Gegen den Eintrag im Schuldenregister kann sie nichts machen. (Foto: Jochen Lübke/dpa)

Im Vergleich zu 2019 wird sich die Zahl der Menschen, die bei der Schuldnerberatung anrufen, in diesem Jahr wohl verdoppeln. Die Stadt will nun das Personal aufstocken.

Von Sven Loerzer

Kurzarbeit, Verlust des Arbeitsplatzes, Wegfall von Minijobs - die Corona-Pandemie hat viele Menschen finanziell stark in Bedrängnis gebracht. Infolge der Corona-Pandemie suchen inzwischen doppelt so viele Münchnerinnen und Münchner bei den Schuldner- und Insolvenzberatungsstellen der Stadt und der Verbände telefonisch Rat wie noch im Jahr 2019. Auf einen Antrag der SPD-/Volt-Stadtratsfraktion hin, unterstützt von den Grünen/Rosa Liste, soll es nun drei Vollzeitstellen für die Beratung zusätzlich geben, um den Menschen zu helfen, die Folgen der Pandemie zu bewältigen.

"Für viele Münchner Haushalte stellt schon in normalen Zeiten die Finanzierung der laufenden Wohn- und Lebenshaltungskosten eine Herausforderung dar", betont Sozialreferentin Dorothee Schiwy. "Nach mehr als eineinhalb Jahren in der Pandemie sind die Ersparnisse aufgebraucht, und es ist auch weiterhin kaum eine Perspektive in Sicht." Kreditverpflichtungen könnten häufig nicht mehr bedient werden, soziale Problemlagen würden durch die Corona-Krise verschärft. Bei den Schuldner- und Insolvenzberatungsstellen häuften sich die Nachfragen wegen sogenannter Multi-Problemlagen.

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Hatten die Schuldnerberatungsstellen 2019 insgesamt 5160 telefonische Beratungen geleistet, so stieg die Zahl im ersten Pandemiejahr auf 9298. In diesem Jahr waren es im ersten Halbjahr bereits rund 5500 Telefonberatungen. Schiwy rechnet deshalb für 2021 mit rund 11 000 Telefonberatungen, also mehr als einer Verdoppelung gegenüber 2019. "Stark angestiegen sind dabei die Anfragen von Solo-Selbständigen, Kleinunternehmerinnen und Kleinunternehmern, Künstlerinnen und Künstlern und Honorarkräften." Der monatelange Lockdown habe viele gezwungen, ihre berufliche Selbständigkeit aufzugeben. Arbeit zu finden, sei schwierig, da in vielen Bereichen nur zögerlich festangestelltes Personal gesucht werde.

Um der hohen Nachfrage nach Beratung gerecht zu werden, reichen die bestehenden Personalkapazitäten nicht mehr aus, die Wartezeiten seien auf bis zu vier Monate angestiegen, berichtet die Sozialreferentin. Bereits Ende 2020 hatte der Stadtrat drei Stellen zusätzlich geschaffen, damit stehen nun stadtweit 51 Stellen für Beratungsfachkräfte zur Verfügung. Weitere drei auf drei Jahre befristete Stellen soll nun der Sozialausschuss am Donnerstag beschließen, die gesamten Kosten für Personal und Räume belaufen sich auf rund 300 000 Euro jährlich und sind im städtischen Haushalt unter dem Posten Bekämpfung der Pandemiefolgen bereits abgesichert.

Mit weiteren 30 000 Euro soll der Fortbestand des 2019 gestarteten Projekts "Pass auf, was du unterschreibst" des Evangelischen Migrationszentrums abgesichert werden, das Geflüchtete und Migranten durch Wissensvermittlung davor bewahren soll, Opfer unseriöser Vertragsangebote zu werden. Dabei werden zuvor geschulte muttersprachliche Landsleute eingesetzt, um Geflüchteten in Workshops Basiskenntnisse zu Vertragsrecht und Verbraucherrechten zu vermitteln. Die Anschubfinanzierung hatte 2019 das Bayerische Verbraucherschutzministerium übernommen. Im vergangenen Jahr mussten wegen Corona fast alle Workshops abgesagt werden.

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