Leerstand in der Ludwigsvorstadt:Warum ein denkmalgeschütztes Haus verfällt

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Lokalpolitiker, Nachbarn und Mitarbeiter der Stadt trafen sich zum Ortstermin, um den Zustand des verfallenen Prachthauses in der Schubertstraße zu prüfen. Zumindest das Dach wird nun abgedichtet. (Foto: Stephan Rumpf)

Das einst prächtige Gebäude an der Schubertstraße steht seit vielen Jahren leer - zum Ärger von Stadt und Nachbarn. Nun hat der Investor zumindest mit dringend notwendigen Arbeiten am maroden Dach begonnen.

Von Julian Raff

Der Verfall des denkmalgeschützten Wohnhauses an der Schubertstraße 8 scheint erst einmal gestoppt zu sein, ein Ende des Leerstands ist aber noch nicht abzusehen. Seit fast anderthalb Jahrzehnten beschäftigt der Zustand des 127 Jahre alten Baus in der Ludwigsvorstadt die städtischen Behörden. Nun konnten sich deren Vertreter und Mitglieder des Bezirksausschusses vor Ort davon überzeugen, dass wenigstens das marode Dach bis August nachhaltig vor Wind und Wetter geschützt wird. Ob dann die geplante und genehmigte Innensanierung ab Herbst folgt, bleibt aber ungewiss angesichts offensichtlicher Finanzierungsprobleme und der Lage im Baugewerbe. Politiker, Verwaltungsmitarbeiter und Nachbarn zeigten sich vor Ort entsprechend erleichtert über die ersten Schritte, aber auch skeptisch, was die weitere Zukunft des Hauses angeht.

Der Neorenaissance-Bau von 1895 wurde 2009 verkauft, entmietet und wechselte in den Folgejahren mehrmals den Eigentümer. Derzeit gehört er dem ungarischen Finanzunternehmer Roland Pecsenye, der laut Brancheninformationen plant, ihn nach der Sanierung für die stolze Summe von 50 Millionen Euro zu verkaufen. Der denkmalgerechte Umbau lässt jedoch auf sich warten, obwohl ihn die LBK bereits vor zehn Jahren genehmigt hatte.

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Diese Freigabe hat die Stadt, auch wenn zwischendurch über Details nachverhandelt wurde, immer wieder bestätigt, da sie von einer ernsthaften Bauabsicht ausgeht. Der Leerstand bleibt damit also erst einmal legal. Auch zur sofortigen denkmalgerechten Sanierung kann der Eigentümer nicht verpflichtet werden, angeordnet wurde dagegen die Sicherung des Bestands. Der jahrelange Stillstand verursachte bei Nachbarn, Bezirksausschuss und Baubeamten aber zunehmend Verärgerung, zumal, als klar wurde, dass das undichte Dach nur unzureichend mit Plastikplanen abgedichtet wurde, die Winterstürme derart zerfetzt hatten, dass sich schließlich Tauben im Haus einnisteten.

Überraschend rückten nun kürzlich Bautrupps an, um die Fenster professionell abzudichten und in nur drei Werktagen ein Gerüst am Haus aufzustellen, pünktlich vor dem Ortstermin der Verwaltung. "Sind wir hier in der Oper?", kommentierte Cornel Franz, der als kritischer Nachbar immer wieder auf das Problem aufmerksam macht und, wie auch andere Beobachter aus der Umgebung, hinter den Maßnahmen nur kurzfristige Imagekosmetik vermutet.

BA- und Verwaltungsleute äußerten sich etwas zurückhaltender und appellierten an den verantwortlichen Bauleiter Ulrich Michel, das Projekt zügig weiter zu verfolgen. Michel ist kein reiner Auftragnehmer, sondern als Pecsenyes Geschäftspartner über eine eigens für die Schubertstraße gegründete Projektgesellschaft mit im Boot. Nach eigenen Angaben hält er selbst keine Eigentumsanteile an der Immobilie. Finanzierungsprobleme des Eigentümers Pecsenye räumte der Bauunternehmer vor Ort ein. Wenn er nicht zusagen könne, dass es ab September weiter geht, liege das aber vor allem an den Unwägbarkeiten bei Baumaterial und Personal. Falls die Finanzierung steht, und sich die Engpässe nicht verschlimmern, rechnet Michel mit zwei Jahren Bauzeit.

Am Ende sollen fünf Büroeinheiten im Souterrain, sowie fünf Wohnungen um die 200 Quadratmeter entstehen. Eine Tiefgarage ist nicht geplant, dafür soll es hinter dem Haus zwölf Stellplätze geben, ein Teil davon per Autolift im Boden versenkbar. Die Grundsubstanz des Gebäudes ist laut Michel nach wie vor ausgezeichnet. Sie werde nun mit einem "Sargdeckel" vor der Witterung geschützt, also einer Betondecke, unter der eine Auffangwanne als zweite Ebene eingezogen ist, falls doch Wasser eindringt. Dass sich trotzdem hie und da Schimmel gebildet haben könnte, schloss eine mit dem Innenleben des Hauses vertraute Behördenvertreterin nicht aus. Der hoch aggressive echte Hausschwamm sei aber auch bei gründlicher Untersuchung nicht festgestellt worden.

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