München:Sahara was here

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Eine Motorhaube als Leinwand: Auf großen Autos, und davon gibt es in München einige, lassen sich besonders viele Botschaften unterbringen. (Foto: Arnd Wiegemann/Reuters)

Wüstenstaub hat sich in dieser Woche über Bayern gelegt. In München lassen sich in ihm ganz besondere Botschaften finden.

Glosse von Philipp Crone

Das Beschriften fremder Oberflächen ist in den allermeisten Fällen eine heikle, wenn nicht sogar eine verbotene Sache. Davon können Graffito-Gruppen in ihrem natürlichen Habitat der Unterführungen und Tunnels Gangsta-Rap-Lieder singen. In München gibt es nur wenige zur Schmier- oder Sprüh-Verzierung freigegebene Flächen: ein paar Bar-Toiletten oder die Brudermühlbrücke.

Diese reichen aber angesichts des gewaltigen Mitteilungsbedürfnisses, das es in der Stadt gibt, längst nicht. An den wenigen Wintertagen, an denen die herumstehenden Fortbewegungsmittel eingeschneit werden und sich als Schreibfläche aufdrängen, ist das stets gut zu beobachten. Und nun wurde ein weiterer Kreativ-Booster in Form feinsten Sandes an die Isar gepustet, sodass die gesamte Stadt seit Tagen wie ein unbeschriebenes Blatt wirkt, auf das mit dem Zeigefingerstift wild losgekritzelt wird.

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Im Glockenbachviertel steht ein SUV. Das ist nichts ungewöhnliches. Dieses Sport Utility Vehicle allerdings ist nun beschriftet, auf der schwarzen Motorhaube steht: "WÜSTENABENTEUR". Warum ein Buchstabe fehlt, bleibt ein Geheimnis. Viele Autoscheiben und Motorhauben sind auch frisch mit Herzchen verziert - und da der Sand ja noch eine Weile zugegen sein wird, ist die spannende Frage: Welche Botschaften werden sich die Münchnerinnen und Münchner wohl noch so über geparkte Autos zukommen lassen?

In Sand geschriebene Liebeserklärung mögen nicht so dauerhaft wirken wie auf Brückenschlösser verewigte - und Kombinationen wie "P&S" passen auch nicht auf jede Maschine, sondern am besten auf großmotorige . Aber hat nicht jede Form von Romantik ihren Reiz? Und Klassiker wie "Sahara was here" gehen natürlich immer und auf jedem Wagen. Eine Sache wird in dem ganzen Dreck von Tag zu Tag auf jeden Fall immer klarer, je länger Wagen ohne eine frei gewischte Windschutzscheibe herumstehen: wie viele Autos in München nur sehr selten bewegt werden.

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