Spatenstich für Verlade-Terminal:Münchens neuer Anschluss an die Autozüge

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Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter war der Baubeginn so wichtig, dass er ihn selbst miterleben wollte. (Foto: Robert Haas)

Am ehemaligen Südbahnhof an der Thalkirchner Straße sollen im kommenden Jahr Autos auf und von Zügen rollen. Ob es viele oder wenige sein werden, darüber gehen die Meinungen auseinander.

Mit dem Auto in den Urlaub: Das ist vor allem für Familien nach wie vor die bevorzugte Art zu reisen. Entspannter geht das, wenn der größte Teil der Strecke staufrei und ohne Stress auf der Autobahn zurückgelegt werden kann. Und hier kommen die Autoreisezüge ins Spiel.

Die Deutsche Bahn (DB) selbst hat den Betrieb dieser Züge vor acht Jahren eingestellt, da sie das Angebot für nicht rentabel hält. Deshalb wollte sie das Verladeterminal am Ostbahnhof ersatzlos abreißen, weil dort die neue S-Bahn-Station der zweiten Stammstrecke entstehen soll. Für deren Ostabschnitt liegt seit Kurzem das Baurecht vor.

Doch das private Unternehmen Train4you bedient nach wie vor eine Verbindung mit dem Autozug von München nach Hamburg. Deshalb musste die DB - nicht ganz freiwillig - Ersatz für das Verladeterminal schaffen. Nun entsteht am ehemaligen Südbahnhof an der Thalkirchner Straße ein neues Terminal.

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Am Mittwoch erfolgte der symbolische Spatenstich mit Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU), Bayerns Bahnchef Klaus-Dieter Josel und dem Projektleiter der zweiten Stammstrecke Kai Kruschinski. Nach längerer Suche habe man nun einen guten Standort gefunden, sagte Josel. Zur Debatte standen unter anderem auch Kempten, Grafing, Geltendorf und Rosenheim.

Doch diese Alternativen schieden aus. Auf den Standort Sendling fiel schließlich die Wahl, weil auf dem bahneigenen Gelände die Umweltauswirkungen der Autoreisezuganlage am geringsten sind.

Die neue Anlage sei mit der bestehenden am Ostbahnhof trotz mancher Unterschiede funktional gleichwertig, stellte das Eisenbahnbundesamt (EBA) fest. Das EBA ist für die Genehmigung von Bahnanlagen zuständig.

Zwei Gleise sind für die Autoreisezüge vorgesehen, eines zum Be- und Entladen der Autowaggons, eines zur Abwicklung des Personenreiseverkehrs. Die Zu- und Abfahrt zum Terminal soll von der bereits bestehenden Einfahrt an der Thalkichner-, Ecke Oberländerstraße erfolgen. Dorthin könnten Reisende von außerhalb zum Beispiel vom Süden kommend über die A995 oder die A95 über den Mittleren Ring, die Schäftlarn-, Lagerhaus- und Thalkirchner Straße gelangen.

Noch einiges zu tun: Die Gleisanlage am Südbahnhof, die bis Mitte 2025 Auto-fit werden soll. (Foto: Robert Haas)

Im Sommerfahrplan für Autoreisezüge sind dieses Jahr 16 Züge aufgelistet. Bei einer nach Angaben von Train4you durchschnittlichen Auslastung von 60 Autos wären das also 960 Fahrzeuge pro Saison ab München, ebenso viele würden von Hamburg aus hier ankommen.

In der Planfeststellung geht man von einer maximalen Zahl von insgesamt 4000 Autos und Motorrädern pro Jahr aus. Das klingt nach viel, ist es laut Planfeststellung aber nicht. "Im Vergleich zu den Kfz-Zahlen über das Straßennetz und auch den Reisendenzahlen im Fernverkehr sind dies verschwindend kleine Anteile", heißt es dort. Die Belastung für die Straßen, über die die Zufahrt erfolgt, hält auch das EBA für verträglich.

20 Millionen Euro soll das neue Terminal kosten. Es soll Mitte 2025 in Betrieb gehen. Verzögerungen will sich die DB dieses Mal nicht leisten. Denn erst wenn die neue Autoverladung einsatzbereit ist, darf laut Planfeststellungsbeschluss die alte Anlage am Ostbahnhof abgerissen werden. Das ist wiederum die Grundlage für den Baubeginn des neuen S-Bahnhofs. Die DB könne nun endlich entlang der gesamten zweiten Stammstrecke bauen, sagte Josel.

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Die DB geht von einer Fertigstellung der Stammstrecke bis zum Jahr 2035 aus, Minister Bernreiter rechnet eher mit 2037. Am Dienstag hat der Ministerrat einen Vertragsentwurf gebilligt, der dieses Frühjahr unterzeichnet werden soll. In diesem ist unter anderem geregelt, dass die DB sich auch aus Eigenmitteln verstärkt an den Kosten der zweiten Stammstrecke beteiligen soll, sofern es weitere Verzögerungen gibt. Über Details äußert sich das bayerische Verkehrsministerium noch nicht. Ansonsten übernimmt der Bund 60 Prozent der förderfähigen Kosten, der Freistaat trägt 40 Prozent, die DB steuert bislang 155 Millionen, die Stadt München 150 Millionen Euro bei.

Für die Bauarbeiten im Ostabschnitt der Stammstrecke sollen dieses Jahr die Vergaben beginnen. Derweil wird in den anderen Abschnitten weiter gearbeitet. Nun haben auch in der Gleishalle des Hauptbahnhofs die ersten Arbeiten für den Tiefbahnhof und den zukünftigen U-Bahnhof der U9 begonnen.

Am Marienhof soll dieses Jahr der Aushub die Bahnsteigtiefe in 40 Metern erreichen, ein erster Rettungstunnel wird noch heuer im Arnulfpark vorangetrieben. Der Tunnelvortrieb für die S-Bahn-Röhren soll 2026 am Westportal an der Donnersbergerbrücke starten. 2027 sollen sich die Vortriebsmaschinen an der Friedenstraße Richtung Marienhof bohren, sofern die Baugrube für den dortigen S-Bahn-Halt fertig ausgehoben ist.

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