Die Bananenschnecke hatte es schon bisher nicht leicht. Sie gilt als langsamste Schnecke der Welt, und mit nur zehn Zentimetern pro Stunde entkommt sie niemandem, der an der amerikanischen Westküste gerade Lust auf Bananenschnecken hat. Nun wird der Ariolimax aber auch noch ihr Eintrag im Guinness-Buch der Tierrekorde streitig gemacht. Denn in München wurde etwas entdeckt, das noch langsamer vorwärts kommt: ein zweites Exemplar von Cochlea caulis monacensis, der Münchner Stammschnecke.
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Forscher beobachten sie schon eine ganze Weile. Die Verdoppelung der Population im Stadtgebiet ist erst seit 2016 gesichert; lange dachte man, das zweite Exemplar sei tot, weil es sich bis dahin so wenig bewegt hatte. Eine Expertengruppe stellte sogleich Berechnungen an: Die Stammschnecke würde für eine Strecke von zehn Kilometern etwa so lange brauchen wie eine Bananenschnecke. Um den Beweis durch ein Experiment zu erbringen, startete im Frühling 2017 ein Rennen, von dem erwartet wurde, dass es 2028 beendet sein würde. Lockmittel war eine geplante Verpaarung.
Die ist bei Schnecken indes nicht unkompliziert, wie das Beispiel der Ariolimax zeigt. Sie neigt einerseits zur Selbstbefruchtung und andererseits dazu, Partner auf verstörende Weise zu verstümmeln; das gegenseitige Abbeißen von Penissen während der Kopulation sei hier aber nur am Rande erwähnt. Vielleicht sind die beiden Exemplare der Cochlea caulis monacensis aber deshalb so vorsichtig bei ihrer Annäherung. Geschwindigkeit ist nicht alles, in diesem Fall wurde sie aber grandios überschätzt. Derzeit geht eine neue Forschergruppe davon aus, dass die zweite Stammschnecke erst 2037 ins Ziel kommt; nicht nach elf, sondern nach 20 Jahren - wenn nichts mehr dazwischenkommt. Die Bananenschnecke ist im Vergleich geradezu rasant unterwegs.
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An der amerikanischen Westküste hat Ariolimax einen gewissen Kultstatus erreicht. Sie ist das Maskottchen der University of California in Santa Cruz, und John Travolta trug im Film "Pulp Fiction" sogar eines der beliebten "Banana Slug T-Shirts". Ob es die Cochlea caulis monacensis nach dem erwartbaren Eintrag ins Guinness-Buch eines Tages zu vergleichbarem Ruhm bringen wird, ist ungewiss. München hat jedoch vorgesorgt und ihr schon vor Jahren eine riesige Skulptur gewidmet - mit feinem Sinn für Ironie übrigens: Die viereinhalb Meter große Schnecke steht vor dem Verkehrsmuseum.