Bürgerversammlung:Ruf nach Quartiersbahnhof

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Das Viertel rund um den Tassiloplatz hat zuletzt einen massiven Zuzug erlebt. "Einen S-Bahn-Halt sucht man vergeblich", sagte ein Bürger und stellte einen entsprechenden Antrag. (Foto: wunderland media GmbH/Deutsche Bahn AG)

Die Bürgerversammlung für die Au verläuft ruhig und ohne große Anträge - einzig ein Vorschlag für den Tassiloplatz lässt aufhorchen.

Von Patrik Stäbler

Bis hierhin hat Florian Roth diese Bürgerversammlung für die Au weitgehend unaufgeregt geleitet - doch nun ist der Grünen-Stadtrat sichtlich verdattert. Soeben ist ihm der Stapel mit den Bürgeranträgen gereicht worden, den Roth nun ungläubig in der Hand wiegt. "Na das ist ja ein übersichtlicher Haufen", murmelt er mit Blick auf die Zettel. "Das habe ich bei Bürgerversammlungen schon ganz anders erlebt."

Tatsächlich sind es gerade mal fünf Anträge, die von den 130 Anwesenden an diesem Abend in der Turnhalle des Pestalozzi-Gymnasiums vorgebracht werden - wenngleich sich zumindest einer davon durchaus als innovativ bezeichnen lässt. Nun könnte man daraus schließen, dass es sich in der Au nicht nur sehr sicher lebt, wie Polizeiinspektionschef Peter Schiller in seinem Bericht betont, sondern dass der Stadtteil auch äußerst zufriedene Menschen beheimatet, die kaum Anlass zu Klagen haben. Womöglich liegt die Zurückhaltung aber auch darin begründet, dass das derzeit heißeste Eisen im Stadtteil schon vor einem Monat bei der Einwohnerversammlung zur künftigen Nutzung und Gestaltung des Mariahilfplatzes angefasst wurde - als 350 Anwohnerinnen und Anwohner in die Mariahilfkirche strömten und ganze 23 Anträge stellten.

Diesmal sind es also nur eine Handvoll Anliegen, die allesamt mit meist deutlicher Mehrheit befürwortet werden, weshalb sich nun der Bezirksausschuss Au-Haidhausen (BA) damit beschäftigen wird. Am interessantesten - obschon wohl nur mit geringen Erfolgsaussichten - ist dabei der Vorschlag eines Bürgers, einen S-Bahn-Halt am Tassiloplatz zu schaffen. Dort lägen sowohl der Ostbahnhof als auch der Kolumbusplatz je 900 Meter entfernt, was vergleichbar mit den Abständen anderer benachbarter Bahnhöfe sei, argumentiert er. Zudem habe das Viertel rund um den Tassiloplatz zuletzt einen massiven Zuzug erlebt. "Doch dort dominieren die Tiefgaragen. Einen S-Bahn-Halt sucht man dagegen vergeblich."

Sein Antrag für einen "Quartiersbahnhof" am Tassiloplatz wird ebenso angenommen wie die Forderung einer Frau, aus Lärmschutzgründen von März bis Oktober jegliche Musikwiedergabegeräte an der Isar und in den Frühlingsanlagen zu verbieten. Genau dort habe die Polizei im vergangenen Sommer vermehrt kontrolliert, hat Peter Schiller zuvor betont. "Und auch dieses Jahr werden wir darauf ein verstärktes Augenmerk haben." Der Chef der Polizeiinspektion 21 hört im weiteren Verlauf noch die Anträge zweier Männer, die eine stärkere Überwachung von Rad- und E-Rollerfahrern sowie Maßnahmen gegen allzu rasant beschleunigende Cabrio- und Porsche-Fahrer auf der Reichenbachbrücke fordern. Kaum eine Stunde nach der Begrüßung verabschieden BA-Chef Jörg Spengler (Grüne) und Florian Roth die Besucherinnen und Besucher dann schon wieder. Wobei Zweiterer noch anmerkt: "Das war meine kürzeste Bürgerversammlung bisher."

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