Volksfeste in München:Zu viel Trubel auf dem Mariahilfplatz

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Drei Dulten pro Jahr finden auf dem Mariahilfplatz statt. Den Anwohnern ist das genug. (Foto: Johannes Simon)

Drei Dulten pro Jahr und der Wochenmarkt finden auf dem Gelände in der Au statt. Zusätzliche Veranstaltungen wie ein Winterfest oder den Bayernmarkt lehnen die Anwohner wegen der Lärm- und Müllbelastung jedoch ab.

Von Patrik Stäbler

Zwischen den verrammelten Buden der Auer Dult stehen an diesem Abend Dutzende Menschen in einer langen Warteschlange vor der Mariahilfkirche - dabei ist heute weder Ostern noch Weihnachten. Vielmehr hat der Bezirksausschuss Au-Haidhausen (BA) zu einer Einwohnerversammlung in das Gotteshaus geladen, die stadtweit erste seit Beginn der Pandemie. Ihr Thema ist der Mariahilfplatz, also das weitläufige Areal rund um die Kirche, und die Frage, wie viel Trubel dort künftig herrschen soll. Etliche Menschen in der Au sind der Meinung, dass der Mariahilfplatz durchaus noch mehr Veranstaltungen vertragen könnte, etwa in Form von Kulturevents und Weihnachtsmärkten. Andere hingegen lehnen dies strikt ab und erachten die drei Dulten pro Jahr sowie die zwei Markttage pro Woche als ausreichenden oder bereits zu viel Trubel.

Jene zweite Gruppe stellt an diesem Abend eindeutig die Mehrheit der 350 Menschen in der Kirche - was nur bedingt verwundert, wurde zu der Veranstaltung doch die unmittelbare Nachbarschaft eingeladen, also 8000 Haushalte aus der Unteren Au. Sie werden schon ab Samstag mit dem Start der Maidult wieder die unschönen Begleiterscheinungen von derlei Veranstaltungen auf dem Mariahilfplatz erleben. "Überfüllte Trambahnen und Busse, stundenlanges Suchen nach einem Parkplatz, Müllbelästigung und Lärm bis in die Nachtstunden", wird eine Anwohnerin später aufzählen.

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Bevor jedoch die Bürger das Wort haben, lässt der BA-Vorsitzende Jörg Spengler (Grüne) die jüngste Debatte rund um die Nutzung des Mariahilfplatzes noch einmal Revue passieren. Ihr Auslöser war ein Antrag für ein mehrwöchiges Winterfest auf dem Mariahilfplatz, dem eine Mehrheit im Bezirksausschuss 2020 den Segen erteilte - mit den Stimmen der Grünen und unter Protest von CSU und SPD. Mit diesem Beschluss gab der BA seine bisherige Position auf, wonach abseits der Dulten und Wochenmärkte keine kommerziellen Veranstaltungen auf der Fläche stattfinden sollen. Zwar fiel das Winterfest letztlich der Pandemie zum Opfer, die Diskussion um die Nutzung des Mariahilfplatzes jedoch war damit eröffnet.

Zuständig für die 2,5 Hektar große Fläche ist das städtische Referat für Arbeit und Wirtschaft (RAW). Jedoch sei es "gute Sitte", sagte dessen Chef Clemens Baumgärtner (CSU), "im Benehmen mit dem BA die eine oder andere Veranstaltung abzusprechen". Im Falle des Bayernmarkts ist dies zuletzt aber unterblieben. Hier erteilte das Referat dem Veranstalter ohne Rücksprache mit der Lokalpolitik die Genehmigung, von 20. August bis 4. September auf den Mariahilfplatz umzuziehen, da der Orleansplatz als angestammter Standort aktuell saniert wird. "Das ist eine Traditionsveranstaltung", betonte Baumgärtner. "Hätten wir sie nicht auf dem Mariahilfplatz zugelassen, wäre die Gefahr groß gewesen, dass der Bayernmarkt insgesamt stirbt."

Der BA will nun einen Kriterienkatalog aufstellen

Diese Argumentation konnte viele Anwesende aber nicht überzeugen. Eine "Sauerei" sei es, zürnte ein Anwohner, dass das Rathaus die Genehmigung für den Bayernmarkt vor der Einwohnerversammlung und "über unsere Köpfe hinweg" erteilt habe. Ein Antrag, wonach die Veranstaltung nicht auf dem Mariahilfplatz stattfinden solle, fand denn auch eine große Mehrheit bei den Stimmberechtigten. Etwa zwei Drittel von ihnen sprachen sich zudem gegen kommerzielle Veranstaltungen zwischen den Dulten auf dem Areal aus.

Darüber hinaus votierte eine Mehrheit auch konkret gegen ein Winterfest sowie gegen den Märchenbazar des Vereins Wannda auf dem Mariahilfplatz in diesem Jahr. Als Argumente wurden dabei nicht nur die drohende Lärm- und Müllbelästigung für die Nachbarschaft angeführt. Mehrere Anwohner betonten auch, dass der Mariahilfplatz bereits intensiv als Erholungs- und Spielfläche genutzt werde, und man ihn daher nicht mit zusätzlichen Veranstaltungen blockieren solle.

Die Beschlüsse der Einwohnerversammlung sind für den BA freilich nicht bindend; vielmehr sollen sie laut Jörg Spengler als "Stimmungsbild" in die Entscheidungsfindung einfließen. In seiner Mai-Sitzung will sich das Gremium des Themas annehmen und in der Folge einen Kriterienkatalog für Veranstaltungen auf dem Mariahilfplatz aufstellen. Dieser, so der Plan des BA, soll dann ab dem zweiten Halbjahr gelten.

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