Verkehr in München:S-Bahn soll zügiger zum schnellen Takt zurückkehren

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Wartungsarbeiten an S-Bahnzügen im MVV Betriebshof in Steinhausen: Ein neues Werk soll das bisherige ersetzen. (Foto: Robert Haas)
  • Nach der großen Empörung über die Probleme bei der Münchner S-Bahn will die Deutsche Bahn (DB) bereits bis Mitte Dezember zum Normaltakt zurückkehren.
  • Ursprünglich plante der Konzern, die Verstärkerzüge bis zum Jahreswechsel ausfallen zu lassen. Nun soll die Inbetriebnahme ab Mitte Oktober schrittweise erfolgen.
  • Die Staatsregierung macht dennoch weiter Druck: "Wir erwarten, dass das, was wir bestellen, auch gefahren wird", betonte Verkehrsminister Hans Reichhart (CSU).

Von Andreas Schubert, München

Seit zwei Wochen ist die Empörung über die ausgedünnten S-Bahn-Takte in der Hauptverkehrszeit groß. Nun will die Deutsche Bahn (DB) die Misere zumindest etwas schneller beheben als zunächst angekündigt. Bis zum Fahrplanwechsel am 15. Dezember sollen wieder alle sogenannten Taktverstärker auf den Linien S 2, S 3, S 8 und S 20 fahren. Darauf haben sich die Bahn und die bayerische Staatsregierung am Dienstag verständigt. Die S-Bahn München wird dafür eine Million Euro aus eigenen Mitteln zusätzlich investieren.

Die Inbetriebnahme der Verstärkerzüge soll schrittweise erfolgen. Vom 21. Oktober an sollen ein Fünftel der Züge wieder fahren, Mitte November soll es bereits die Hälfte sein. Zum Fahrplanwechsel soll es dann laufen wie eigentlich geplant - von den unvorhergesehenen Ausfällen einmal abgesehen. Welche Züge zuerst wieder an den Start gehen sollen, will die Bahn erst noch mit der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) klären, die die S-Bahn-Leistungen im Auftrag des Freistaats bestellt.

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Wie berichtet fahren derzeit die S-Bahnen auf den betroffenen Linien zur Stoßzeit nur alle 20 Minuten statt alle zehn Minuten. Zunächst hatte die Bahn angekündigt, die Züge bis Ende des Jahres ausfallen zu lassen. Als Grund nannte sie fehlende Fahrzeuge sowie Engpässe in der S-Bahn-Werkstatt Steinhausen. Jetzt will die Bahn 25 zusätzliche Fachkräfte von anderen DB-Standorten in München einsetzen. Zusätzlich plant sie, Fahrzeuge aus anderen Regionen im Münchner S-Bahn-Gebiet einzusetzen. Weil diese aber nicht über die für die Stammstrecke nötige Leittechnik verfügen, kommen sie nur an den Außenästen zum Einsatz. Zudem sollen weniger S-Bahn-Züge gleichzeitig umgebaut werden. Bekanntermaßen rüstet die Bahn alle Fahrzeuge des Typs ET 423 so um, dass mehr Fahrgäste hineinpassen und stattet sie mit neuer Beleuchtung, neuen Sitzen und Informationsbildschirmen aus.

Bereits vergangene Woche hat sich eine Gruppe aus Experten unter der Leitung von Bayerns Bahnchef Klaus-Dieter Josel - "Taskforce" genannt - damit beschäftigt, wie sich die Engpässe reduzieren lassen. "Einschränkungen beim Angebot der Taktverstärker werden sich jedoch in den nächsten Wochen leider nicht gänzlich vermeiden lassen", so Josel.

Die Bahn beugt sich mit den neuen Maßnahmen dem öffentlichen Druck. Proteste gab es aus der Stadt München, den betroffenen Landkreisen, vom Landesschülerrat und aus der Staatsregierung. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte schnelle Lösungen gefordert und der Bahn sogar mit Vertragsstrafen gedroht. Auch Bayerns Verkehrsminister Hans Reichhart (CSU) fand am Dienstag erneut deutliche Worte zur aktuellen Situation: "Wir erwarten, dass das, was wir bestellen, auch gefahren wird", sagte er.

Die Bahn begründet die Ausfälle mit dem allgemeinen Fachkräftemangel

Berthold Huber, DB-Vorstand Personenverkehr, sieht im allgemeinen Fachkräftemangel den Hauptgrund für den Notstand in Steinhausen. Der Markt für Elektriker sei "unglaublich dicht", sagte er. Und erst nach einem Jahr zusätzlicher Ausbildung dürften die Fachleute selbständig an Zügen arbeiten. Josel und S-Bahnchef Heiko Büttner verwiesen zudem darauf, dass das Eisenbahnbundesamt seit diesem Jahr neue Instandhaltungsintervalle vorschreibe. So müssten bestimmte Achsen von Zügen nun alle 50 000 Kilometer mit Ultraschall untersucht werden, vorher war dies erst nach einer halben Million Kilometer fällig. Diese neue Regelung sei erst erlassen worden, nachdem die Modernisierung der Züge schon begonnen habe.

Andreas Barth vom Fahrgastverband Pro Bahn begrüßt die angekündigten Maßnahmen - allerdings nicht ohne Skepsis. "Die Frage ist, bekommen wir dann wieder jeden Tag E-Mails, dass Züge ausfallen, oder fahren sie wirklich", sagt er. Schon vorher seien regelmäßig Taktverstärker ausgefallen. Immerhin sei durch die Ankündigung der Bahn, sie fahrplanmäßig zu streichen, nun politischer Druck entstanden. Doch der Münchner Landrat Christoph Göbel (CSU) ist nur teilweise zufrieden: "Die heutige Meldung ist zwar ein kleiner Lichtblick für die Pendler, zu einem Freudenschrei veranlasst sie mich jedoch nicht." Zu einer wirklichen Verbesserung der Situation müsse der Ausbau des Zehn-Minuten-Taktes sowie des 20-Minuten-Taktes auf den Außenästen mit Nachdruck verfolgt werden. Ein Sofortprogramm für die S-Bahn, "das seinen Namen verdient", sowie härtere Konsequenzen durch die BEG fordert der SPD-Landtagsabgeordnete Florian von Brunn. Die Staatsregierung habe "gerade einmal das eigentlich Selbstverständliche erreicht".

© SZ vom 25.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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