Antica Osteria:Grundsolides aus Kalabrien

Lesezeit: 3 min

Pastakreation in der Antica Osteria: Paccheri mit Schwertfisch und Auberginenfilet. (Foto: Robert Haas)

Noch vom alten Schlag: Die Antica Osteria in Pasing ist ein italienisches Ristorante, wie es sonst kaum noch irgendwo zu finden ist.

Von Gertrude Fein

Wenn in den vergangenen Jahren ein neues italienisches Restaurant eröffnet wurde, konnte man davon ausgehen, dass alles der neuesten Designermode folgte. Alles chic, glänzend und cool. Stylish bis zum Anschlag. Ciao Fischernetze, Chiantiflaschen und alte Familienfotos vom Flohmarkt. In Pasing sind etliche Ristoranti dieser neuen Generation entstanden, siehe Pasinger Marienplatz.

Und dann existiert seit einigen Jahren die Antica Osteria als Gegenpol zu den auf Hochglanz polierten Newcomern, ein altes Gasthaus im wörtlichen Sinn. Die Nimmerfallstraße, an der sie liegt, ist benannt nach Hans Nimmerfall, einem kämpferischen Sozialdemokraten und Stadtrat der Stadt Pasing, der sich Anfang des 20. Jahrhunderts vehement für eine Arbeiter-Baugenossenschaft einsetzte.

Newsletter abonnieren
:Satt und Glücklich

Jeden Freitag die Restaurant-, Bar- und Café-Tipps für München - sowie alle wichtigen Gastro-News der Stadt. Kostenlos anmelden.

Durch sie entstanden nach zähen Kämpfen, nördlich der Bahnstrecke, für Menschen mit geringerem Einkommen gut ausgestattete Genossenschaftswohnungen nebst einem Lebensmittelladen und der Gaststätte Lindenplatzl, die noch bis ins 21. Jahrhundert ihren Namen behielt.

Die Atmosphäre stimmt: karierte Tischdecken und flinke, freundliche Kellner. (Foto: Robert Haas)

Der Wohnblock hat sich äußerlich kaum verändert, und auch im Inneren ist die Antica Osteria eigentlich immer noch das alte Lindenplatzl. Beim Eingang gibt es einige Tische an der Fensterfront, links geht es zu einem Nebenzimmer, davor werkelt der Pizzabäcker vor einem großen Pizzaofen. Ein paar Stufen führen runter in den "Saal" mit Wandmalereien aus der Entstehungszeit und mit einer Bühne. Vor der Pandemie wurde sie für Livemusik genutzt. Die ganze Einrichtung wirkt etwas aus der Zeit gefallen.

Dass dieser große Raum auch während der Woche fast bis zum letzten Platz von hörbar gut gelaunten Gästen besetzt war, zeigt, dass dieses Gasthaus das geblieben ist, wofür es gedacht war: ein Treffpunkt der Leute aus der Nachbarschaft und denen, die es lieben, ganz ohne Schnörkel gut und einigermaßen preiswert in freundlicher Atmosphäre zu essen und zu trinken. Die Tische sind adrett mit karierten Tischdecken und Stoffservietten gedeckt. Flink, freundlich und fröhlich sind die Kellner.

Die Speisekarte enthält viele Klassiker der italienischen Küche. Das Vitello tonnato, sehr gutes Kalbfleisch, nicht zu stark zugeschüttet von der Thunfischsauce, reichte als Vorspeise locker für zwei Personen (11,50 Euro). Die Antipasti misti - ausgezeichneter roher Schinken, Salami, Oliven, warme, wohlschmeckende Polpette (Fleischklößchen), winterlich fade Tomate mit Mozzarella und eingelegte Artischocken - waren grundsolide, aber nicht aufregend (12,00).

Ebenso solide die Saltimbocca Romana, drei Scheiben zartes Fleisch, roher Schinken und Salbei, wie es sich gehört, dazu ein Extrateller mit kaum gewürztem Gemüse (16,50). Das Angebot auf einer Tafel, Tagliata di Manzo, war jeden Cent der 21,90 Euro wert. Die großzügige Portion vom Rind, perfekt gegrillt, begleitet von Rucolasalat in einem essbaren Schüsselchen aus Parmesan war ein Genuss.

Der Pizzaiolo ist gut beschäftigt: die Auswahl ist groß, die Preise sind moderat. (Foto: Robert Haas)

Vom Land zum Meer: Die Spaghetti Frutti di Mare, eine große Portion mit viel Inhalt, oben drauf ein dicker Gambero, schon aufgeschnitten, damit man leichter an den köstlichen Inhalt kommt, schmeckten wie am Strand von Tropea (13,00). Drei dieser knackigen, großen Gamberi zierten auch die Frittura di Calamari e Gamberi mit Salat, serviert auf einem Brett mit Vertiefungen wie auf einem Kantinenteller, nur eben aus Holz (19,00). Das Holz hatte den Nachteil, dass die Calamari von unten etwas feucht wurden. Das Öl schmeckte ziemlich kräftig, war aber, wie sich herausstellte, gut bekömmlich. Besonders geglückt waren die marinierten Calamari alla Griglia, angerichtet auf dünnen Orangenscheiben und vermischt mit Gemüsestücken (18,50). Großes Lob.

Der Pizzaiolo der Antica Osteria ist mittags wie abends gut beschäftigt. Sowohl im Lokal als auch im Straßenverkauf erfreuen sich die Teigfladen großer Beliebtheit. Die Auswahl ist groß, die Preise reichen von sieben bis 13 Euro. Bei der Pizza Pescatore mit Tomaten, Mozzarella und Meeresfrüchten war der Boden so knusprig, dass sogar der dicke Rand weggeknabbert wurde. Für den Belag allerdings hatte der Fischer an dem Tag wohl ausschließlich Calamari im Netz, verputzt wurde sie trotzdem mit Behagen (13,00). Der Tartuffo nero zum Dessert kam noch etwas arg hart gefroren auf den Tisch; wenn es die Gier erlaubt hätte, noch etwas zu warten, wäre er noch besser gewesen (5,90). Die Panna cotta, hier mit einem Guss aus Schokolade, war eine der besseren ihrer Art (6,00).

Große Portion mit viel Inhalt: die Spaghetti Frutti di Mare. (Foto: Robert Haas)

Die Preise der Getränke sind nach heutigen Verhältnissen in italienischen Restaurants vergleichsweise günstig. Die echte Halbe Spaten Hell kostet 3,90 Euro, der ordentliche Schoppen Montepulciano oder Trebbiano 4,60 Euro, der Rosé frizzante vom Fass 4,90.

Die Antica Osteria ist sicherlich keine Feinschmeckeradresse, sondern eine bodenständige Osteria, ein Gasthaus eben, in dem die Wirte Stefano de Bartolo und Andrea Locco, beide aus Kalabrien, sich engagiert um das Wohl ihrer Gäste kümmern.

Antica Osteria , Nimmerfallstraße 48, 81245 München, Telefon: 089/82087140, Öffnungszeiten: Montag und Mittwoch bis Freitag 11.30 bis 14.30 Uhr und 17.30 bis 23 Uhr, Samstag 17.30 bis 23 Uhr, Sonntag 11.30 bis 22 Uhr.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Guide Michelin
:21 Sterne für München

Die Stadt verliert im neuen Guide Michelin ihr einziges Drei-Sterne-Restaurant, bekommt aber fünfmal zwei Sterne und elfmal einen Stern. Große Überraschungen bleiben aus.

Von Franz Kotteder

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: