Ausgehen in München:Ist das noch Bar oder schon Club?

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Ein Ort für alle mit Getränkepreisen im Münchner Durchschnitt: der Tresen der Prosecco Bar. (Foto: Florian Peljak)

Die Prosecco Bar war einst eine legendäre Gay- und Schlagerkneipe. Nun präsentiert sie sich nach einem Betreiberwechsel als Mischung aus Bar und Club - und will ein Ort für alle sein.

Von Linus Freymark

"So ein Laden hat München bislang ein bisschen gefehlt." Natürlich ist es naheliegend, dass Antonio Jorke das über seine eigene Kneipe sagt. Man will schließlich was Besonderes sein in dieser Stadt, in der die Konkurrenz groß ist - erst recht im Glockenbachviertel, in dem Jorke gemeinsam mit seinem Partner Yaniv Levi die Prosecco Bar betreibt. Doch ein bisschen hat Jorke schon recht: Einen Laden wie in der Theklastraße 1 findet man tatsächlich nicht allzu oft in München.

Kein Eintritt, dafür aber eine Tanzfläche, auf der am Samstagabend schon gegen 22 Uhr eine Stimmung herrscht, von der mancher Club die ganze Nacht über nur träumen kann. Kein Tischservice, dafür aber großzügige Sitzplätze, auf denen diejenigen Platz nehmen können, denen nicht nach Tanzen ist oder die eine Pause vom Geschehen auf dem Dancefloor brauchen - die Prosecco Bar ist ein bisschen beides, Bar und Club.

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Jorke und Levi haben die Prosecco Bar im Sommer eröffnet. Wobei, eigentlich müsste man eher sagen: wiedereröffnet. Denn die Prosecco Bar, einst eine legendäre Gay- und Schlagerbar, in der Freddie Mercury bei seinen München-Besuchen eingekehrt sein soll, gibt es eigentlich schon ewig. Doch nachdem Jorke und Levi den Laden übernommen haben, hat sich einiges geändert.

Highlight des neuen Ladens ist die verspiegelte Decke, die den eher kleinen Raum deutlich großzügiger erscheinen lässt, als er eigentlich ist, und sich zudem als gutes Fotomotiv eignet.

Highlights der Prosecco Bar sind die Discokugel und die verspiegelte Decke. (Foto: Florian Peljak)

Jorke und Levi wollten die Bar, zuvor eher als Safe Space für die Szene gedacht mit abgeklebten Fensterscheiben und eher wenig nicht-queerem Publikum, offen für alle machen, egal ob schwul, lesbisch, trans oder hetero. "Wir brauchen uns zum Glück nicht mehr zu verstecken", sagt Jorke. Deshalb sind die Fensterscheiben jetzt nicht mehr verrammelt, wer vorbeiläuft, kann dem Treiben im Inneren beiwohnen. "Die Leute sollen sehen, dass hier drinnen Party ist", erklärt Jorke. "Wir wollen ein Ort sein, an dem jeder seinen Spaß hat."

Dieses an sich simple Konzept scheint aufzugehen. Seit dem Re-Opening im August sei der Laden eigentlich jeden Abend voll, meint Jorke, Corona hin oder her. Vielleicht liegt das an der Musik, ein ziemlich unspektakulärer Chart-Mix, den man nicht mögen muss, aber bei dem jeder mitsingen kann. Und anders als in so vielen anderen Läden, in denen die gleiche Musik läuft, tun das die Gäste hier auch.

Vielleicht liegt das aber auch an den Specials: Jeden Donnerstag gibt es im Wechsel Schlager- und Mädelsabende oder das Drag-Bingo, in dessen Mittelpunkt natürlich die Dragqueens stehen, das aber wie alles andere auch in der Prosecco Bar offen für alle ist. Dieses Paket zieht eine vielfältige Mischung aus Gästen an: zwischen 25 und 50 ist so ziemlich alles dabei, Typen im gewagten Leder-Outfit, Hemdträger, Studentinnen. "Bei uns ist es total bunt", sagt Jorke.

Die ehemals abgeklebten Fenster erlauben jetzt einen Blick nach außen - und nach innen. (Foto: Florian Peljak)

Die Getränkepreise in der Prosecco Bar liegen im Münchner Durchschnitt. Das 0,33-Bier aus der Flasche gibt es für 3,50 Euro, der Gin Tonic kostet 9,50 Euro, und auch die anderen Longdrinks liegen bei etwa zehn Euro. Und wenn man bedenkt, dass man dafür bis vier Uhr tanzen kann und sich anders als im Club den Eintritt spart, ist das absolut in Ordnung.

Obendrein gibt es dafür vom Türsteher die kuriosesten Geschichten aus fast 20 Jahren im Sicherheitsgewerbe. Und weil die wirklich unterhaltsam vorgetragen werden, ist auch das durchaus ein Grund, mal in der Prosecco Bar vorbeizuschauen.

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