Obermenzing:Drei Ideen für die "Pippinger Flur"

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"Pippinger Flur", so heißt eine Raststätte an der A8. Aber so heißt auch die Gegend, in der sie liegt. (Foto: Catherina Hess/Catherina Hess)

Neue Sportflächen, ein anderer Autobahnanschluss und eine Park-and-Ride-Anlage: Das wünschen sich die Obermenzinger Lokalpolitiker. Was sagt die Stadt dazu?

Von Ellen Draxel

Den Begriff "Pippinger Flur" kennen viele nur als Namen einer Raststätte an der A8. Der Rastplatz ermöglicht den letzten Halt, bevor man kurz nach dem Kreisel an der Verdistraße in Obermenzing die ersten Häuser von München passiert. Was weniger bekannt ist: Die Raststätte ist nach der Gegend benannt, in der sie liegt - einer weiträumigen Grün- und Freifläche zwischen der Bergsonstraße, der Straße An der Langwieder Haide, der Mühlangerstraße und der A8. Ein Bereich, der immerhin rund ein Viertel der Fläche von Obermenzing ausmacht.

Für die Obermenzinger Stadtteilvertreter ist diese Pippinger Flur möglicherweise die Antwort auf viele ungelöste Probleme. Und der Bezirksausschuss Pasing-Obermenzing will nicht warten, bis Projektentwickler vor seiner Tür stehen. Die Politiker gehen jetzt selbst in die Offensive, eine Sondersitzung zusammen mit den Aubinger Nachbarn war der Auftakt einer Ideensammlung.

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So benötigen viele Vereine dringend Freiflächen und Hallenkapazitäten. Der Bezirksausschuss will deshalb prüfen lassen, welche Chancen es gibt, auf dem Gebiet der Pippinger Flur einen Sportcampus mit einer Großturnhalle und diversen Freispielflächen für Vereins- und Freizeitsport zu errichten. "Die Idee kam bei der Diskussion um die Erdbeerwiese auf, in die auch ein Sportverein involviert ist", erklärt BA-Chef Frieder Vogelsgesang (CSU). Zwar gibt es im Stadtbezirk laut dem Sportamt bereits "27 Sporthalleneinheiten" in Dreifach-, Zweifach- und Einfachhallen, und in den nächsten Jahren sollen weitere elf dazukommen. Aber zum einen sind diese Hallen Schulen angegliedert und stehen daher nur außerhalb der Schulzeiten dem Breitensport zur Verfügung. Zum anderen sind die drei Bezirks- und Freizeitsportanlagen im Viertel laut der Behörde "vollkommen ausgelastet".

Sportflächen im Freien auf der Pippinger Flur hätten - im Gegensatz zum Wohnungsbau - außerdem den Vorteil, das Gelände nicht zu versiegeln. Die Pippinger Flur, erklärte Florian Nowak vom städtischen Referat für Klima- und Umweltschutz, sei kein spezieller Frischluftkorridor. "Aber der Bereich produziert als große freie Fläche kalte Luft und ermöglicht auch, diese Kaltluft in die Stadt zu transportieren."

Die Stadtwerke hatten bereits vor einiger Zeit in Abstimmung mit dem Planungsreferat mögliche Standorte für Betriebshöfe untersuchen lassen, darunter auch einen in der Pippinger Flur. Ergebnis: Gegen diesen Ort bestehen "erhebliche Bedenken aus Sicht der Landschaftsplanung, des Naturschutzes und der Stadtentwicklungsplanung". Weshalb er nicht weiter verfolgt wird.

(Foto: SZ-Karte: Mainka/ Mapcreator.io/OSM)

Ein zweiter Gedanke, den Pasings Bürgervertreter geprüft wissen wollen, ist die Verlegung des Autobahn-Kreisverkehrs vom Ende der A8 an die Mühlangerstraße. Zumindest in Form eines Halbanschlusses. Damit sollen die Wohnstraßen in Obermenzing, deren Bewohner seit Jahren über Lärm klagen, und die Pippinger Straße im Dorfkern entlastet werden. Eine solche Lösung böte aus Sicht des städtischen Planungsreferats auch "grundsätzlich Potenziale für eine Freiraum- und Siedlungsentwicklung in diesem Bereich".

Robert Adam vom Mobilitätsreferat gab in der Sondersitzung allerdings zu bedenken, dass einen Autobahnkreisel umzuverlegen "alles andere als trivial" sei. So ein Vorhaben koste "viel Geld" und berge zudem die Gefahr, den Verkehr nur zu verlagern - in diesem Fall Richtung Allach. Weshalb Allach-Untermenzings Lokalpolitiker den Vorschlag aus Pasing auch "vehement ablehnen". Verkehre gehörten verteilt, argumentiert der Vorsitzende des Stadtteilgremiums, Pascal Fuckerieder (SPD). Und die Von-Kahr- und Allacher Straße seien jetzt schon stark belastet.

Punkt Nummer drei aus Pasinger Sicht zum Thema Pippinger Flur ist eine Forderung, die die Lokalpolitiker inzwischen bereits wiederholt geäußert haben: Sie wünschen sich eine Park-and-Ride-Anlage am derzeitigen Autobahnende, um Pendler dazu zu bewegen, auf den öffentlichen Nahverkehr umzusteigen. Doch damit sich solch eine Anlage rechnet, wäre laut Robert Adam auch ein U-Bahn-Anschluss nötig. "Wir haben Park-and-Ride-Anlagen an der Allianz Arena und bei der Messe in Riem, aber selbst die sind nur bei Fußballspielen oder Messen ausgelastet. Man bräuchte eine Nutzung, die an mehr als nur an ein paar Tagen im Jahr läuft. Sonst rentiert sich das nicht." Die "beste Idee" wäre nach Meinung der Bürgervertreter eine Verlängerung der U3 von Moosach nach Pasing. Auch wenn diese Variante laut Adam "perspektivisch wirklich sehr, sehr weit weg" ist.

So viel Widerstand den Politikern auch entgegengebracht werden mag - sie geben nicht auf und wollen ihre Anstöße jetzt den Kollegen im Stadtrat übermitteln. Dann könnte aus einer Ideensammlung konkrete Planung werden.

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