Strafprozess:Rache an der Chefin: 55-Jährige muss ins Gefängnis

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Die Münchner Feuerwehr bei einem Einsatz (Symbolbild). (Foto: Friedrich Bungert)

Nach der Explosion war von der italienischen Bäckerei in Pasing kaum noch etwas übrig: Das Gericht hat Jela C. als Brandstifterin verurteilt, sie muss für sechs Jahre in Haft.

Von Susi Wimmer

Die Explosion war so gewaltig, dass Splitter des Schaufensters 30 Meter weiter durch die Luft flogen: Im August letzten Jahres hatte die Angestellte Jela C. in der Pasticceria Lu e Lu in Pasing Benzin verschüttet, es angezündet, und so eine heftige Verpuffung ausgelöst, die den Laden zerstörte. Zu diesem Schluss kam die 12. Strafkammer am Landgericht München I nach sechs Verhandlungstagen. Die Kammer verurteilte die 55 Jahre alte Frau wegen Brandstiftung in Tateinheit mit Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion zu einer Freiheitsstrafe von sechs Jahren. Das Motiv dürften Streitigkeiten zwischen Jela C. und ihrer Chefin gewesen sein.

Jela C. ist eine kleine Frau, das blondgesträhnte Haar zu einem Dutt gebunden. Sie schwieg zum Verhandlungsauftakt, ließ nur über ihre Verteidigerin kundtun, dass der "Anklageinhalt vollumfänglich bestritten" werde und dass die Polizei einseitig ermittelt habe. Die 12. Strafkammer kam nach der Beweisaufnahme allerdings zu einem anderen Ergebnis.

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Jela C. war seit November 2017 in der italienischen Konditorei an der Landsberger Straße als Verkäuferin angestellt. Wie der polizeiliche Sachbearbeiter des Falls vor Gericht erzählte, habe es Probleme zwischen der Angestellten und ihrer Chefin gegeben. C. habe etwa keine Schutzmaske tragen wollen, es habe Beschwerden über sie und ihre Unfreundlichkeit im Netz gegeben und schlechte Bewertungen. Die Chefin hatte daraufhin ein Gespräch mit C. geführt, dieses protokolliert und der Angestellten zur Unterschrift vorgelegt. Dies sei wohl eine Abmahnung gewesen. C. habe das Protokoll nicht unterschrieben und sei stattdessen grußlos in die Sommerferien verschwunden.

Der Laden schloss wegen Betriebsferien, und nur die Chefin sowie Jela C. hätten gewusst, dass die Videokamera im Geschäft ausgefallen war. Die Polizei fand im Laden auch keine Einbruchsspuren. Auch deshalb ging Staatsanwältin Charlotte Ruf davon aus, dass Jela C. am 15. August 2020 kurz vor 8 Uhr mit einem Schlüssel das Geschäft aufsperrte, im Thekenbereich Benzin verschüttet und anzündete. Der Laden wurde durch den Brand völlig zerstört. In dem Wohn- und Geschäftshaus befanden sich zur Tatzeit 16 Anwohner, einer von ihnen kam mit Verdacht auf eine Rauchgasvergiftung in eine Klinik.

Über eine Stammkundin der Konditorei, die in der Nähe wohnte und an den Tatort eilte, erfuhr die Polizei wenig später, dass Jela C. mit Brandverletzungen in einer Klinik liege. C. erklärte der Polizei, ihre Verletzungen stammen von einem Feuer, das sie bei sich zuhause im Garten angezündet habe, um einen Karton zu verbrennen. Beim Austreten der Flammen habe sie sich verbrannt. Die Verbrennungen, so sagte der Sachbearbeiter, würden aber nicht zu der Karton-Version passen. Eher dazu, dass die Frau "mitten im Feuer" gestanden habe. Die Verteidigung hat gegen das Urteil Revision eingelegt.

© SZ vom 23.08.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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