U-Bahn in München:Sehnsucht nach der guten alten Zeit

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Schwer abzulesen trotz Beleuchtung: die neue Digitaluhr am Südausgang des U-Bahnhofs Olympiazentrum, im Hintergrund die BMW-Welt. (Foto: privat)

Am U-Bahnhof Olympiazentrum sind zwei Zifferblattuhren durch digitale Anzeiger ersetzt worden. Jetzt gibt es Forderungen, die alten Uhren wieder aufzuhängen.

Von Lea Kramer

Tick, tack - eine Buchstabenfolge, die beim Lesen sofort eine Assoziation im Kopf erzeugt und eine Verknüpfung mit dem zugehörigen Gerät herstellt. Aber Uhren, die mit ihrem Ticken und Tacken auffallen, manchmal auch unangenehm, sind im Stadtraum seltener geworden - auch wenn sich der Alltag keineswegs entschleunigt hat. Analoge Uhren, wie sie in Behörden, an Kirchtürmen oder in Bauwerken des öffentlichen Nah- und Fernverkehrs fest installiert waren, um verlässlich die Zeit anzuzeigen, gibt es immer seltener. Geradezu schmerzlich vermisst werden momentan zwei altgediente Zeitmesser am U-Bahnhof Olympiazentrum, die kürzlich durch digitale Exemplare ersetzt worden sind.

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Die beiden Zifferblattuhren sind nach Angaben der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) Ende August ausgetauscht worden. Obwohl auch an anderen U-Bahnhöfen - etwa dem Hohenzollernplatz - neuerdings Digitaluhren hängen, die eher pingen statt zu ticken, handele es sich bei dem Vorgehen nicht um ein stadtweites Austauschprogramm, so die MVG. "Wir tauschen die Uhren aus, wenn sie defekt sind oder regelmäßig Störungen auftreten. Für die alte Technik sind keine Ersatzteile mehr zu bekommen", sagt ein Unternehmenssprecher. Bei digitalen Uhren würden Störungen schneller erkannt und könnten schneller beseitigt werden. "Außerdem ist der Aufwand für die Wartung und die Zeitumstellung geringer", sagt der Sprecher.

Wird von so manchem U-Bahn-Fahrgast schmerzlich vermisst: die alte Zifferblattuhr an derselben Stelle. (Foto: privat)

Den Austausch am U-Bahnhof Olympiazentrum bewertet die Stadtratsfraktion aus ÖDP und München-Liste - anders als die Verkehrsgesellschaft - nicht als Verbesserung. "Die beiden alten Uhren funktionierten bisher stets zuverlässig ohne bemerkbare Ausfälle, die neue Uhr an der Nordseite des Bahnhofs funktioniert hingegen seit zwei Monaten nicht", heißt es in der Begründung eines Antrags, der fordert, die alten Uhren wieder aufzuhängen. Darüber hinaus stünden fünf Stationen der Olympialinie U 3 "wegen ihrer besonderen geschichtlichen und künstlerischen Bedeutung" unter Denkmalschutz.

Die MVG wiederum verweist auf eine Regelung, die ihr erlaubt, "Elemente der Bahnhofsmöblierung und Beschilderung nach dem gängigen Standard der SWM/MVG" auszuführen, den die Fahrgäste gewohnt seien. "Was den Austausch der Uhren an diesen U-Bahnhöfen angeht, gibt es eine gesonderte Abstimmung mit den zuständigen Behörden", sagt der MVG-Sprecher.

Allen, die sich nach dem alten Ziffernbild sehnen, sei daher als Ersatz der Internetauftritt der MVG empfohlen. Auf der Startseite läuft relativ prominent ein Banner, in dem Zugausfälle und Verspätungen aufgelistet sind. Mit einem Klick kann die Zeitanzeige dort von der digitalen Uhr auf die mit Zifferblatt und Zeigern umgestellt werden.

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