Zum Tod von Otto Schwarzfischer:Taktgeber der Wiesn

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Otto Schwarzfischer - hier beim Wiesn-Standkonzert 2019 auf dem Oktoberfest (Foto: Sebastian Gabriel)

Otto Schwarzfischer dirigierte im Schottenhamelzelt, ihn eine Wiesn-Legende zu nennen, wäre fast schon untertrieben. Nun ist er nach einem längeren Krankenhausaufenthalt verstorben.

Ein Nachruf von Franz Kotteder

Wenn das erste Oktoberfest nach der Pandemie wieder stattfindet, dann wird vieles anders sein als zuvor. Es werden auch Menschen fehlen, die das Fest auf ihre Art geprägt haben, und einer von ihnen ist Otto Schwarzfischer, der jahrzehntelang Kapellmeister der Kapelle Schwarzfischer in der Festhalle Schottenhamel gewesen ist. Am vergangenen Freitag ist Schwarzfischer nach einem längeren Krankenhausaufenthalt im Alter von 81 Jahren verstorben.

Otto Schwarzfischer eine Wiesn-Legende zu nennen, wäre fast schon untertrieben, und das liegt nicht nur daran, dass seine Kapelle die dienstälteste Festzeltblasmusik im ältesten Zelt des Oktoberfests überhaupt ist. Seit 1950 ist sie sozusagen die Hausband im Schottenhamel-Zelt, der Großvater von Otto, Wolfgang Schwarzfischer, war dort mit seiner Hallertauer Bauernkapelle erstmals aufgetreten. Der Enkel, 1939 in Innsbruck geboren und seit Kriegsende in Vohburg im Landkreis Pfaffenhofen lebend, durfte 1956 als Klarinettist zum ersten Mal auf die Bühne. "Von da an habe ich 51 Jahre lang keinen einzigen Tag gefehlt", erzählte er später gerne.

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Der junge Vollblutmusiker studierte dann 14 Semester lang auf dem Münchner Konservatorium. Schon damals aber war er als Festzeltmusiker gut beschäftigt. Er spielte nicht nur 130 bis 150 Tage im Jahr auf Volksfesten, sondern auch noch in einer Tanzmusikcombo. Das brachte ihn später auf die Idee, auch Schlager von Freddy Quinn bis Udo Jürgens für seine Wiesn-Kapelle zu arrangieren und schließlich sogar Popsongs wie "Country Roads" und "Alice". Er setzte damit einen Trend. "Dadurch wurde unser Zelt in den Achtzigern ganz schnell zum Zelt für die Jugend", erinnert sich Wiesnwirt Christian Schottenhamel, "da war immer eine Riesenstimmung, das wurde uns manchmal selbst fast zu viel."

1961 war Otto Schwarzfischer als Nachfolger seines Opas Kapellmeister geworden, und er blieb es bis 2007. Seinen Dirigentenjob gab er dazwischen fast nur an Prominente ab, die auch einmal den Taktstock im Schottenhamelzelt schwingen wollten. Oder mussten, weil Pressefotografen das so wollten. Unter diesen Promis waren Juri Gagarin, der als russischer Kosmonaut der erste Mensch im All außerhalb der Erde gewesen ist, der amerikanische Zauberer David Copperfield, Gunter Sachs, Blacky Fuchsberger und Thomas Gottschalk. 2007 gab Schwarzfischer die Leitung an Christian Sachs ab, spielte jedoch noch im Ensemble mit, "aber nur noch unter der Woche bis acht Uhr". 2013, da war er schon 73 Jahre alt, zog er sich schließlich ganz zurück.

"Der Otto Schwarzfischer war ein ganz besonderer, großartiger Mensch", würdigt ihn Christian Schottenhamel heute, "schon eigenwillig und manchmal auch eigensinnig, aber er hat mich die ganze Zeit als Wiesnwirt begleitet und hat mir viel bedeutet."

© SZ vom 03.05.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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