Oktoberfest:Wie man Wiesnfans in die Wüste schickt

Oide Wiesn auf dem Münchner Oktoberfest, 2014

Alles nach Dubai exportieren? Ein Goaßlschnalzer würde sich in der Wüstenhitze auch gut machen.

(Foto: Stephan Rumpf)

Der ehemalige Münchner Szenewirt Dirk Ippen und der Schausteller Charles Blume planen ein Oktoberfest in Dubai. Doch die kuriose Idee stößt auf wenig Gegenliebe.

Von Franz Kotteder

Wie macht man eine Nachricht, die durch die Decke geht respektive wahnsinnig viel Klicks produziert? Man nehme die Wiesn und kombiniere sie mit einem Ort, wo so ein Volksfest ziemlich bizarr wirkt, aber gerade noch vorstellbar wäre. Der Nordpol wäre nicht schlecht, aber schwierig wegen der Anreise. Als Alternative könnte man an einen Wüstenstaat denken, zum Beispiel Dubai.

Am Donnerstag meldete die Bild weltexklusiv, das Oktoberfest finde dieses Jahr in Dubai statt, im Rahmen der Weltausstellung Expo. Der Anstich des ersten Fasses erfolge ein paar Tage später als traditionsgemäß in München, nämlich am 7. Oktober, dafür dauere das Volksfest aber gleich ein halbes Jahr lang. Ausgedacht hätte sich die ganze Sache "ein Team um den Berliner Weihnachtsmarkt-Chef Charles Blume und dem Münchener Ex-Gastronomen Dirk Ippen". Als Berater sei Sepp Krätz von der Waldwirtschaft und dem Andechser am Dom dabei, der mit dem Hippodrom auch schon mal Wiesnwirt gewesen ist. Für das musikalische Niveau ist angeblich der Ballerman-Star Ikke Hüftgold zuständig.

Im Interview mit dem Münchner Privatsender Radio Charivari erzählt Blume, der Einfall einer Wüsten-Wiesn sei ihm und Ippen in Dubai "bei einem bayerischen Flaschenbier" gekommen. Tatsächlich klingt das alles eher nach einer Art Schnapsidee, und das wenige, das konkret zu erfahren ist, deutet auch eher auf die von Blume erwähnte "Bierlaune" als Basis hin. 32 Zelte mit einem Fassungsvermögen von 10 000 bis 1000 Besuchern, 620 Schausteller und Buden, das alles auf 420 000 Quadratmetern - die genannten Daten könnten auch mit Copy & Paste aus der offiziellen Münchner Oktoberfeststatistik übertragen worden sein. Dubai, das zu den superreichen Vereinigten Arabischen Emiraten gehört und autokratisch regiert wird, könnte sich das wohl leisten.

Recht sportlich klingt allerdings der Plan, monatlich vier Millionen Besucher in die Wüste zu schicken, um dort Oktoberfest zu feiern. Die Wiesn in München zieht zwar jedes Jahr an 16 Tagen um die 6,5 Millionen Besucher an, aber sie lebt auch von dem begrenzten Zeitraum, in dem sie stattfindet. Und ein Bierfest in einem muslimischen Land mit Bedienungen in Burka statt im Dirndl - schwierig! Blume sagt zwar, Bier sei selbstverständlich erlaubt, so wie in den Hotels des Emirats ja auch. Auflage sei lediglich, dass Betrunkene mit dem Shuttlebus ins Hotel gebracht werden, damit sie nicht das Straßenbild störten.

Ansonsten wirken die Pläne des Duos Blume / Ippen doch noch ein wenig unausgereift, obwohl sie am Donnerstag großes Medieninteresse hervorriefen. Die beiden Initiatoren sind recht schillernde Figuren; Blume ist ein Schausteller aus Oldenburg, der unter anderem den Berliner Weihnachtsmarkt veranstaltete und mit der Fahrgeschäftsattraktion The Tower auch bereits auf dem Oktoberfest vertreten war. The Tower ist laut Blume auch für Dubai vorgesehen. Laut Bayerischem Rundfunk weiß die Betreibergesellschaft davon allerdings noch nichts. Dirk Ippen wiederum war in München vor einigen Jahren als Szenegastronom (Pappasitos, Mamasita) tätig und führte eine ganze Reihe von Lokalen, lebt mittlerweile aber in Dubai, wie es heißt.

Vorangekommen sind die beiden immerhin schon, was die Bierlieferung angeht. Der internationale Braukonzern AB Inbev, dem Spaten und Löwenbräu gehören, ist nach eigenen Angaben in Verhandlungen "im Rahmen unseres Auslandsgeschäfts", wie Pressesprecher Fried Heye Allers sagt, es gebe aber noch keinerlei Verträge. Der frühere Hippodromwirt Sepp Krätz weiß auch noch nichts Genaues und meinte lediglich, "Ippen möchte, dass ich selbst oder als Berater fungiere".

Wiesnwirte wie Christian Schottenhamel oder Stephan Kuffler sagen, das Oktoberfest lasse sich gar nicht kopieren, Ex-Wirtesprecher Toni Roiderer meint: "Ich bin Wiesnwirt und kein Wüstenwirt." Und der offizielle Wiesn-Chef, Münchens Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner (CSU) wird noch deutlicher: "Ein Oktoberfest in Dubai, das ist doch wie eine Demonstration für Demokratie in Pjöngjang." Eine städtische Lizenz für die Wüsten-Wiesn werde es sicher nicht geben.

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