Schlange stehen seit fünf Uhr morgens
Vielleicht künftig das neue Normal auf der Wiesn: Schlange stehen. Sechs Stunden vor der offiziellen Eröffnung warten am frühen Samstagmorgen bereits mehrere Dutzend Menschen bei kalten Herbstwetter auf den Einlass, einige haben Brotzeit mitgebracht - noch mehr glühen mit mitgebrachtem Bier vor. Die ersten waren am frühen Morgen noch bei Dunkelheit gekommen. In den Straßen strömen zahlreiche Menschen in Dirndl und Lederhose Richtung Festgelände.
Wiesn-Themen im Überblick:Alles zum Oktoberfest in München
Welches Anzapfritual hat welches Zelt - und was wird dort dann ausgeschenkt? Was für Menschen treffen Sie auf der Wiesn und welche Fettnäpfchen sollten Sie besser auslassen? Die große SZ-Themensammlung zum Oktoberfest 2022.
Der Run auf die Bierzelte
Um kurz nach 9 Uhr wird dann das Gelände auf der Theresienwiese geöffnet. Daraufhin stürmen die Massen los, um einen guten Platz in einem Bierzelt zu ergattern. Sechs Millionen Besucher kamen vor der Pandemie regelmäßig zum wohl größten Volksfest der Welt. Ob der Andrang auch dieses Jahr so groß sein wird wie früher, ist offen. Manche rechnen mit mehr Gästen - andere eher mit weniger. Bedenken wegen Corona, aber auch Geldsorgen könnten der Grund sein.
Ein Wetter nur für Hartgesottene
So wirklich gut meinte es Petrus nicht mit den Wiesn-Fans in diesem Jahr: Mal nieselt es, mal regnet es, mal schüttet es - und mal ist es ganz okay. Dafür immer kalt. Wer kann, flüchtet in ein Festzelt auf der Theresienwiese. Die Hartgesottenen - oder die Unglücklichen ohne Zeltplatz - harren draußen aus und warten auf den Einzug der Wiesnwirte.
Reiter findet seine Entscheidung "gut"
Was für eine gute Entscheidung, die er da getroffen hat, findet Dieter Reiter: das Oktoberfest stattfinden zu lassen. Er freue sich, "dass wir es gemacht haben", sagte er. "Mich freut einfach, dass die Leute gut drauf sind." Das habe sich schon beim Einzug zum Festgelände gezeigt, als viele Leute am Straßenrand standen: "Alle freuen sich drauf - und das freut einen als Oberbürgermeister einfach am meisten." Reiter hatte im April nach gründlicher Abwägung aller Gefahren grünes Licht für das Oktoberfest gegeben. Nur beim Anzapfen hatte der Oberbürgermeister ein weniger gutes Händchen in diesem Jahr.
Söders Gedanken zum vermeintlich neuen Wiesn-Hit
Noch gänzlich ohne Bier nutzt Bayerns Ministerpräsident die Gunst der Stunde für ein paar grundsätzliche Ausführungen. Wenige Minuten vor dem Anzapfen äußert er sich zum vermeintlich neuen Wiesn-Hit "Layla" (der übrigens erst um 13.41 Uhr im Schottenhamel-Zelt erklingt). Der Song ist wegen seines sexistischen Liedtexts umstritten. Doch Söder findet: "Jeder soll auf dieser Wiesn anziehen, was er will, jeder soll essen, was er will, und wenn hier mal die Band ein Lied spielt, das nicht jedem gefällt, dann soll auch jeder singen können, was er will." Die wartende Menge beklatscht den Ministerpräsidenten für seine angebliche "Liberalitas Bavariae", manch anderer verdreht entnervt die Augen, auch ein paar Pfiffe gibt es.
Oktoberfest-Anstich:Söder zu Layla-Debatte: "Jeder soll singen können, was er will"
Kurz vor dem Anstich wird Bayerns Ministerpräsident grundsätzlich - und verteidigt das Singen des sexistischen Lieds Layla auf dem Oktoberfest.
Der Oberbürgermeister braucht drei Schläge
Die Eröffnung des Oktoberfestes ist Privileg des Münchner Oberbürgermeisters. Am ersten Wiesntag um Punkt 12 Uhr zapft er das erste Bierfass an und eröffnet damit das Volksfest. Wie viele Schläge ein Stadtoberhaupt braucht, prägt durchaus auch sein Ansehen in der Stadt mit. Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) ist in gewisser Weise Rekordhalter. Außer bei der jetzigen und seiner ersten Wiesn 2014 hat er stets nur zwei Schläge gebraucht. Dieses Jahr waren es drei Schläge - lag vielleicht daran, dass er in den Jahren der Corona-Zwangspause ein wenig aus der Übung geraten ist. Reiter nahm es gelassen: So sei wenigstens beim nächsten Mal Luft nach oben, sagte er.
Gewaltiger Durst nach Bier
Zweimal in Folge ist das Oktoberfest ausgefallen, der Durst nach Festbier ist nun umso größer: Seit kurz nach 12 Uhr dürfen in den Festzelten auf der Theresienwiese die Massen verkauft werden - die Massen freut es! Allein der Preis für die Mass Bier stieg seit 2019 um knapp 16 Prozent. Die Mass kostet nun zwischen 12,60 Euro und 13,80 Euro.
Ein Ex-Kanzler kommt zu Besuch
Ehemalige Kanzler tummeln sich gerne mal beim Anstich auf dem Oktoberfest - 2018 kamen zum Beispiel Gerhard Schröder und seine Ehefrau So-yeon Schröder-Kim. 2022 lässt sich der ehemalige österreichische Spitzenpolitiker Sebastian Kurz im Schottenhamel-Festzelt blicken. Als Markus Söder aus der Anzapf-Boxe herauskommt, begrüßt er den Ex-Politiker. Für Fotos mit Gästen steht der Herr Kurz auch gern bereit. Normalerweise nutzen Politiker ja gerne den ersten Wiesn-Tag für ihren Wahlkampf - bei Kurz ist die Motivation unbekannt. Immerhin hat er eine Mass zum Prosten.
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Regenmass im Biergarten oder Warten vor den Festzelten
Der Regen kann die Laune von diesem Wiesn-Fan nicht verderben - manch andere Besucherin grummelt da lieber vor sich hin: "Kann einer den Regen jetzt abstellen, bitte?" Wer verspätet auf das Festgelände kommt, muss mit Wartezeiten vor den Zelten rechnen. Oder halt im nassen Biergarten Platz nehmen.
Erste "Bierleiche" um 14.07 Uhr
Am ersten Wiesntag ist diese Meldung nur eine Frage der Zeit: Wann müssen Sanitäter die erste "Bierleiche", also jemanden, der zu viel über den Durst getrunken hat, versorgen? In diesem Jahr lautet die Antwort: um 14.07 Uhr. Da sei eine "volltrunkene" junge Frau aufgenommen worden, sagte ein Sprecher der Sanitätsstation Aicher Ambulanz. 24 Minuten später sei ein junger Mann Mitte 20 versorgt worden. In anderen Jahren wurden schon vor dem Anstich die ersten Alkoholopfer vermeldet.