Starkbieranstich:Ein Nockherberg, fast so wie früher

Lesezeit: 3 min

Schauspieler und Kabarettist Maxi Schafroth bei seiner Fastenpredigt vor drei Jahren. Für 2022 ist das Derblecken am Münchner Nockherberg abgesagt. (Foto: Tobias Hase/dpa)

Nach zwei Jahren Quasi-Pause ist der Termin für die Salvator-Probe aber auf Ende April verschoben worden. Ob es danach ein Starkbierfest gibt, ist noch ungeklärt.

Von Franz Kotteder

Salvatoranstich mit Derblecken - was war das gleich wieder? Ach ja: Im randvoll gefüllten Festsaal auf dem Nockherberg sitzen Politiker und Honoratioren aller Art und dürfen sich in Form einer Fastenrede und eines Singspiels ironische Sottisen über ihr Wirken anhören, müssen dazu ein freundliches Gesicht machen zum Gaudium des Publikums im Saal und an den Fernsehgeräten, dazu gibt es leicht süßlich schmeckendes Starkbier in größeren Mengen. So war das jedenfalls vor Corona, und so wird es am 24. April auch wieder sein. An diesem Mittwoch gab die Paulaner-Brauerei bekannt, dass es dann erstmals seit zwei Jahren wieder eine richtige Salvator-Probe, nach bester Tradition, auf dem Nockherberg geben wird: mit Fastenrede, Singspiel und einem Publikum - wie viele Leute es sein dürfen, weiß man noch nicht - sowie zu derbleckenden Politikern.

"Wir wollten die Salvator-Probe in gewohnter Form stattfinden lassen, endlich wieder Gastgeber sein und gemeinsam anstoßen", sagt Andreas Steinfatt, Geschäftsführer der Paulaner-Brauerei. "Deswegen haben wir uns für einen späteren Termin entschieden." Normalerweise findet das Ereignis nämlich ein bis zwei Wochen nach Faschingsende statt, wegen der Fastenzeit, in der früher das Starkbier ausgeschenkt wurde. Der neue Termin ist eine Woche nach Ostern, wenn die Fastenzeit nun wirklich vorbei ist. "Aber", so Steinfatt, "was ist in Zeiten wie diesen schon normal."

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Normal ist hingegen, dass die Brauerei allen Beteiligten ein so strenges Schweigegelübde aufgebrummt hat, als ginge es in Berlin um Koalitionsverhandlungen unter Ausschluss der CDU/CSU. Oder um Geheimgespräche zur Lösung des Russland-Ukraine-Konflikts. Dabei will man vielleicht nur wissen, wie Fastenprediger Maxi Schafroth in diesem Jahr damit zurechtkommt, dass sein Lieblingsopfer Andreas Scheuer von der CSU jetzt nicht mehr Bundesverkehrsminister ist? Bei Schafroths erstem Auftritt 2019 war Scheuer Thema, 2020 wurde der Nockherberg ersatzlos abgesagt, und im vergangenen Jahr, in einer digitalen Nockherberg-Variante, watschte der Fastenprediger den zugeschalteten Scheuer dermaßen elegant her, dass dem Bundesverkehrsminister regelrecht die Gesichtszüge entgleisten.

Und nun? Was tun ohne Scheuer Andi? "Ich bedanke mich für die Frage, würde der Olaf sagen", antwortet Schafroth, der gerade für die dritte Staffel der BR-Comedy-Serie Servus Baby dreht, "es gibt schon wieder ausreichend Steilvorlagen, auch ohne den Scheuer Andi. Ich sondiere aktuell noch. Es ist bei der Fülle an Themen wirklich nicht leicht." Die kreative Hochphase sei meist zwei bis drei Wochen vor der Rede, "das ist dann auch die Zeitspanne, in der mir Söder, Aiwanger und auch der Olaf oft im Traum erscheinen". Das sei oftmals lustig, "ob es meiner Psyche zuträglich ist, weiß ich allerdings nicht so genau, aber als Fastenprediger muss man Opfer bringen. Auch außerhalb der Fastenzeit".

Und zum Teil auch schon weit vorher. Richard Oehmann, der zusammen mit Stefan Betz auch diesmal wieder das Singspiel verantwortet, räumt immerhin ein, "dass wir uns im Dezember schon was ausgedacht haben, das aber dann erst einmal liegen gelassen haben". Und worum ging es da genau? "Es wird schon anders sein", sagt er nach kurzem Überlegen, "es gibt ja jetzt eine andere Politik, wir haben keine Merkel mehr, sondern eine Ampel." Man könnte jetzt daraus schließen, dass das Thema Mobilität eine Rolle spielt, immerhin ist Oehmann aus dem heimischen Umfeld die Fraunhoferstraße gut bekannt, einer der heiß umkämpftesten Orte der Münchner Verkehrspolitik. Aber Oehmann lässt auch in dieser Hinsicht alle Spekulationen offen und sagt treuherzig: "Ich hab' jetzt grad in diesem Moment, ehrlich gesagt, komplett vergessen, worum es im Singspiel geht." Immerhin weiß er noch, dass es nicht nur wegen des Ausscheidens von Stephan Zinner (als Markus Söder) "einige Neubesetzungen" geben wird. Ansonsten bleibe das Team wie bisher, um die Musik wird sich wieder Tobi Weber kümmern. "Eines kann ich sicher sagen", so Oehmann, "dass auch nach Ostern das Bier nicht ausgehen wird."

Genau, das Bier: Was wird eigentlich aus dem Starkbierfest nach dem Anstich? Nockherberg-Wirt Christian Schottenhamel sagt: "Wir freuen uns erst einmal natürlich sehr darüber, dass wir die Salvator-Probe überhaupt feiern können." Darüber hinaus werde es den Salvator auf jeden Fall im Wirtshaus am Nockherberg geben. "Ob's im Festsaal ein ganz normales Starkbierfest mit Musik und allem Drum und Dran gibt, ist aber noch nicht klar", so Schottenhamel weiter, "wir würden es natürlich gerne machen, aber das hängt letztlich davon ab, was die Lage ermöglicht und die Politik erlaubt."

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