Fünf für München:Viele Feste, viele Fragen

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Emilie Hildegard Mändler bekommt zum 100. Geburtstag ein einmaliges Geschenk, Peter Dabrock forscht zu Ethik bei Künstlicher Intelligenz, Katharina Mayer übt für den Kocherlball - unsere Münchnerinnen und Münchner der Woche.

Von Bernhard Blöchl, Sabine Buchwald, Christoph Leischwitz und Martina Scherf

(Foto: Privat)

Löwenherz

Emilie Hildegard Mändler wurde in der Münchner Türkenstraße geboren, "aber das ist lang her", merkt sie lächelnd an. Da hat sie zweifellos Recht, denn am Donnerstag sind es genau 100 Jahre. Als Geburtstagsgeschenk hat ihr Sohn Andreas eine Art Familientradition neu verpackt. Die Mama war zwar nie der eingefleischte Fan, aber ein paar Mal war sie schon ins Grünwalder Stadion gegangen, um den Löwen beim Fußballspielen zuzusehen. Und so bekommt sie nicht nur ein Trikot mit der Rückennummer 100 geschenkt, sondern auch eine Mitgliedschaft im Verein, und zwar: auf Lebenszeit! "Lebenslanges Mitglied zum 100. Geburtstag - so etwas kommt sicher selbst bei den zahlreichen Vereinen bundesweit nicht oft vor", sagt Ekkehardt Krebs, Leiter der Geschäftsstelle jenes Vereins in Giesing, der noch einmal 62 Jahre älter ist. Mändler, die zurzeit am Chiemsee weilt, wurde schon kurz vor ihrem Ehrentag ein Glückwunschschreiben von 1860-Präsident Robert Reisinger überreicht. Die alte Dame aus der Maxvorstadt will die gewonnene Aufmerksamkeit für ein Statement nutzen: "Man ist nie zu alt, in einen Sportverein zu gehen", sagt sie, "außerdem sollte man Sportvereine allgemein immer unterstützen." Sohn Andreas tut das immer wieder mal mit finanziellen Mitteln im Jugendbereich seines Herzensvereins. Der Familie ist auch darüber hinaus soziales Engagement wichtig. Als Mändlers Bruder erblindete, gründeten die Geschwister Alfred und Hildegard Mändler-Stiftung, die blinden sowie taubstummen Kindern und deren Eltern helfen möchte. Ganz in Anlehnung an ein 1860-Motto: Einmal Helfer, immer Helfer.

Jubiläumsfreude

(Foto: Catherina Hess)

Vor zehn Jahren öffnete der Oxfam Shop in der Fraunhoferstraße 6. Innerhalb dieser Zeit wurden mehr als eine Million gespendete Secondhand-Artikel dort verkauft. Für Margot Flößer, ehrenamtliche Shop-Leiterin seit 2014, und Jan Heser (Foto), Geschäftsführer der deutschen Oxfam-Läden, ein guter Grund zum Feiern. Heser kommt dazu am 13. Juli, 14 Uhr, zusammen mit Stadtrat Beppo Brem in die Fraunhoferstraße. An diesem Tag werden fast alle Waren um 20 Prozent billiger angeboten. Fünf Shops der Nothilfe- und Entwicklungsorganisation gibt es übrigens in München, bundesweit 55.

Gesprächsbedarf

(Foto: Lisa Ducret/dpa)

Macht Künstliche Intelligenz (KI) die Welt einfacher? Oder entmündigt sie die Menschen? Fest steht: KI-Systeme ziehen in immer mehr Lebensbereiche ein. Wenn Computer Personalentscheidungen treffen oder Richterurteile vorbereiten - spätestens dann wird klar, wie viele ethische und rechtliche Fragen damit verbunden sind. Peter Dabrock, 57, kennt sich mit diesen Themen aus. Er ist Professor für Systematische Theologie an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und war bis 2020 Vorsitzender des Deutschen Ethikrates. Er hat die Bundesregierung beraten, etwa bei heiklen Themen wie Sterbehilfe oder Pränataldiagnostik. Am Dienstag, 12. Juli, um 18 Uhr, diskutiert Dabrock im schönen Ambiente des Salon Luitpold (Briennerstraße 11) über die Frage: Medizin, Mobilität und Arbeitswelt - Wie können wir Künstliche Intelligenz verantwortlich gestalten? Mit auf dem Podium sitzen Corina Apachiţe - sie leitet die KI-Abteilung beim Autozulieferer Continental - und Acatech-Präsident Reinhard Ploss.

Geburtstagswünsche

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Neulich, beim Filmfest München, sah man sie vertieft in Gespräche mit Sönke Wortmann, Doris Dörrie und Veronica Ferres, mit Nachwuchsfilmern und dem Publikum: Bettina Reitz ist ein Fixstern in der Film- und Fernsehbranche, eine kluge, meinungsstarke Frau, die Präsenz in der Stadt zeigt. Seit 2015 leitet sie, inzwischen in der zweiten Amtszeit, die Hochschule für Fernsehen und Film (HFF) als Präsidentin. Ein junges Beispiel ihrer Schaffenskraft: Kürzlich ist es ihr gelungen, dass mit Sylvia Rothe die erste KI-Professorin an die HFF berufen wurde, dass also die Forschung und Lehre an der renommierten Talentschmiede um das Thema Künstliche Intelligenz und deren Bedeutung für die Filmproduktion erweitert wurde. Am 14. Juli feiert Reitz 60. Geburtstag, und auch wenn die Trägerin des Bayerischen Verdienstordens schon so viel erreicht hat in ihrem Leben (unter anderem war sie Fernsehdirektorin des BR und war an mehreren Oscar-prämierten Produktionen beteiligt), so hat sie noch große Ziele. An der HFF möchte sie sich weiterhin für "Gleichstellung, Diversität und gerechte Teilhabe für alle" stark machen. Auch "Green Producing" und der Umgang mit Nachhaltigkeit seien wichtige Aufgaben. Auf die Frage, was sie sich selbst zum Geburtstag wünsche, antwortete Reitz der SZ: "Eine friedliche und tolerante Welt, ohne Pandemie, aber mit vielen Freiräumen, und mehr Wertschätzung für Kunst und Kultur. Wenn wir sie stärken, befördern wir auch unsere Gesellschaft, unsere Wirtschaft und deren Verbindungen. Kreativität und Fantasie beflügeln viele Bereiche des Lebens und sind ein nachhaltiges Gut." In diesem Sinne: Happy Birthday!

Feierlaune

Am Sonntag, 17. Juli, ist wieder Kocherlball am Chinesischen Turm. Tanzmeisterin Katharina Mayer (Mitte) freut sich schon und bietet vorab kostenlose Tanzkurse an. Am Montag, 11. Juli, übt sie im Festsaal des Hofbräuhauses die Münchner Française. Beginn ist um 19 und um 21 Uhr. Eine Anmeldung ist nicht nötig, ebenso wenig ein Tanzpartner. So vorbereitet braucht es bestenfalls noch ein Dirndlgewand oder eine Lederhose für Münchens größten Freiluftball. Dann heißt es, den Wecker stellen und rechtzeitig bei Sonnenaufgang im Englischen Garten sein. So haben es einst die Dienstboten gehalten, und so ist es nun für alle Tradition.

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