Max-Joseph-Platz:Geometrisches Grün vor der Oper

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So soll er bald aussehen: der begrünte Max-Joseph-Platz vor Oper und Residenztheater. (Foto: Kübert Landschaftsarchitektur)

Für Münchens OB Dieter Reiter ist er "potenziell einer der schönsten Plätze der Stadt". Nach einem erbitterten Streit einigen sich Denkmalschützer und Politik nun auf eine Umgestaltung des Max-Joseph-Platzes. Von Dauer aber wird diese nicht sein.

Von Heiner Effern

Der Max-Joseph-Platz vor der Oper wird ein grünes, kreisrundes Zentrum rund um das Denkmal des Königs erhalten. Die dort im Moment verlegten holprigen Steine, Isarkiesel genannt, sollen einem kurz geschorenen Rasenrondell weichen, das von Wegen aus Kies durchbrochen wird. Diese werden sternenartig und streng geometrisch von der Statue wegführen.

Darüber hinaus soll die bisher ausufernd breite Zufahrt zur Tiefgarage, die weiter in Betrieb sein wird, künftig so schmal wie möglich von der Maximilianstraße zur Einfahrt geführt werden. Diese Pläne wurden vom Stadtrat einstimmig und ausdrücklich als Übergangslösung für die kommenden Jahre genehmigt, bis es zu einer endgültigen Neuordnung kommen kann.

"Der Max-Joseph-Platz ist in einem stark sanierungsbedürftigen Zustand", erklärte Baureferentin Jeanne-Marie Ehbauer (Grüne) nach der Sitzung. Das nun beschlossene Konzept trage dessen historischer und städtebaulicher Bedeutung Rechnung und schaffe zugleich eine neue begrünte Fläche in der Altstadt.

Grund für Euphorie sieht Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) allerdings nicht. "Grundsätzlich ist alles schöner als der Ist-Zustand mit der breiten Einfahrt in die Tiefgarage. Allerdings ist auch diese Zwischenlösung weit weg von meiner Idee für einen der potenziell schönsten Plätze Münchens", kommentierte er den Beschluss nach der Sitzung.

Damit fand die viele Jahre andauernde Debatte über die Zukunft des Max-Joseph-Platzes zumindest vorerst ein Ende. Stadt und Denkmalschutz hatten sich über die Gestaltung schwer überworfen. "Der wichtigste Platz der Stadt München" müsse würdevoll behandelt und dürfe nicht zu einer "Spielwiese" degradiert werden, sagte Bayerns oberster Denkmalschützer, Generalkonservator Mathias Pfeil, im August 2023 im Interview mit der SZ. Durch die ursprünglichen Pläne der Stadt mit Sträuchern, Gräsern und Wildblumen im Zentrum wäre dieser "missbraucht" worden.

Die naturwiesenartige Bepflanzung hatte erstmals die damalige Grünen-Bürgermeisterin Katrin Habenschaden im Herbst 2022 öffentlich vorgestellt. Die Münchnerinnen und Münchner sollten im Zentrum ein Ersatzgrün für den Marienhof erhalten, der über lange Zeit als Baustelle für die zweite S-Bahn-Stammstrecke dient. Im Frühjahr 2023 hatte der Stadtrat die Interimslösung, wörtlich eine "Bienen- und Augenweide", beschlossen. Danach begehrten die Denkmalschützer massiv auf, der Landesdenkmalrat lehnte den Entwurf ab.

Stauden und Wildkräuter fanden nicht die Zustimmung der Denkmalschützer. Aus diesem Grund mussten die Pläne noch einmal neu gezeichnet werden. (Foto: Kübert Landschaftsarchitektur)
So soll es nun werden: Sternförmige Kieswege, die durch Rasenflächen auf das Denkmal zulaufen. (Foto: Kübert Landschaftsarchitektur/Baureferat)

Im Herbst präsentierten dann Stadtverwaltung und Denkmalschützer den Kompromiss, der nun umgesetzt wird. Er ist Plänen etwa aus dem Jahr 1825 nachempfunden, die im Hauptstaatsarchiv gefunden wurden. Zum strengen grünen Rund nach historischem Vorbild sollen in Anlehnung an das ursprüngliche Konzept blühende Großsträucher in Metallgefäßen platziert werden.

Dort angebrachte Sitzbänke sollen zum Verweilen in Sonne oder Schatten einladen. Die künftig sehr schmale Zufahrt wird durch Randsteine abgegrenzt. Die restliche Teerfläche wird mit einer beigen Schicht aus verklebter Gesteinskörnung überzogen, farblich passend zur Residenz. Auch hier sollen Aufenthaltsflächen entstehen.

Diese Ausgestaltung wollen die Denkmalschützer aber nur etwa fünf Jahre tolerieren. Ob dann allerdings die allseits gewünschte finale Neugestaltung des Platzes mit der schon lange geforderten Schließung der Tiefgarage oder zumindest der Verlegung der Einfahrt beschlossen werden kann, bleibt abzuwarten.

In den kommenden Jahren werden hier jedenfalls noch die Transport-Lastwagen von der nahen Baustelle der zweiten Stammstrecke vorbeirollen. Das könnte tatsächlich in circa fünf Jahren vorbei sein, doch das größere Problem bleibt: Die Stadt hat die Tiefgarage am Max-Joseph-Platz bis 2061 in Erbpacht vergeben. Ob und wie sie aus diesem Vertrag herauskommt, ist unklar. Teuer würde das in jedem Fall.

Die Interimslösung wird die Stadt 3,87 Millionen Euro kosten, die Arbeiten sollen im September dieses Jahres beginnen. Die Tribünen für den Wiesn-Umzug können heuer und auch nächstes Jahr aufgebaut werden, für die Internationale Automobilausstellung im Herbst 2025 wird eine Baupause eingelegt. Die Veranstaltung "Oper für alle" wird sich nächstes Jahr aber wohl einen Ausweichplatz suchen müssen. Im Dezember 2025 will das Baureferat die Umgestaltung abgeschlossen haben.

Die drei großen Fraktionen im Stadtrat können mit dem Kompromiss vorerst leben. "Der neue, begrünte Max-Joseph-Platz ist ein Gewinn für unsere stark versiegelte Altstadt", sagte Bürgermeister Dominik Krause (Grüne). Es sei gelungen, "die Stadt unter Wahrung unseres historischen Erbes weiterzuentwickeln und auf neue Herausforderungen wie Hitzesommer zu reagieren".

Auch die CSU stimmt nun zu, die ursprünglichen Pläne hatte sie nicht mitgetragen. Man hätte da doch nicht einfach Sträucher und halbhohe Gräser draufplanzen können, sagte Stadtrat Alexander Reissl nach dem jetzigen Beschluss. Nun sei die Sorge um das historische Erbe berücksichtigt.

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