Preisverleihungen:Markus Söder und die Stars

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Ungewollt ins Rampenlicht: Bei der Verleihung des Fernsehpreises in der BMW-Welt zeigt Markus Lanz mit dem nackten Finger auf einen demütigen Landesvater. (Foto: Stephan Rumpf)

Er scheut das Rampenlicht, Personenkult ist ihm fremd. Für einen bescheidenen Mann wie Bayerns Ministerpräsident Söder müssen die vielen Preisverleihungen an Promis wie Markus Lanz und Thomas Müller fast schon eine Qual sein.

Glosse von Christian Mayer

Zu den allseits bekannten Eigenschaften des Ministerpräsidenten zählt die seltene Gabe, auch mal demütig zur Seite zu treten. Weil er Personenkult jeder Art entschieden ablehnt, bleibt er lieber im Hintergrund. Nur mit viel Zureden gelingt es seinen treuesten Mitarbeitern, den Chef davon zu überzeugen, sich ins Scheinwerferlicht zu begeben, aber nur, wenn sich die Sache gar nicht mehr abwenden lässt.

Zum Beispiel in der vergangenen Woche, als Markus Söder in der glamourös ausgeleuchteten BMW-Welt den Fernsehpreis "Blauer Panther" an Markus Lanz überreichte. Was muss das für eine Qual für einen stillen Brüter wie ihn sein, dieses öffentliche Heranwanzen an prominente Zeitgenossen. Andere Politiker gehen so eine Aufgabe mit brachialer Breitbeinigkeit an, sie versuchen sich dann etwa als Gelegenheits-Kabarettisten oder kalauern das Publikum gnadenlos nieder. Ganz anders Markus Söder, der in seiner Laudatio auf Lanz gewohnt leise auftrat und anmerkte, "frei von Jurywissen" zu sein. Immerhin trug er, anders als bei seiner Rede auf den Ehrenpreisträger Sönke Wortmann im Sommer, eine Hose, die diesen Namen verdiente.

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Kürzlich weilte der Hollywood-Star Arnold Schwarzenegger in München, wo er schon in den späten Sechzigern seine beeindruckenden Muskeln zur Schau gestellt hatte. Das Team Söder warf sofort seine Netze aus und schleppte den verblüfften Ex-Gouverneur in die Staatskanzlei. Dort sah sich der Ministerpräsident bemüßigt, Schwarzenegger eine Trophäe für sein Lebenswerk in die Hand zu drücken. Auch für Fußballspieler Thomas Müller gab es kein Entrinnen: Als "Identifikationsfigur für Bayern in der ganzen Welt" erhielt er unlängst den persönlichen Preis des Ministerpräsidenten für Verdienste am Ball, einen warmen Händedruck sowie einen gebührenden Platz in der Instagram-Galerie des CSU-Politikers, die auf Understatement größten Wert legt.

Natürlich würde sich der Ministerpräsident viel lieber mit ernsthafteren Dingen beschäftigen, mit Politik zum Beispiel. Dummerweise aber ist die Heldenverehrung in Bayern seit ewigen Zeiten Chefsache, schon die Wittelsbacher liebten es, berühmte Künstler oder Schauspielerinnen mit majestätischem Lametta zu schmücken. Da kann ein Markus Söder ja wohl schlecht zurückstehen. Bayerische Verdienstorden, Lebensretter-Medaillen, Sportpreise, Seepferdchen und anderen Zierrat verteilt er daher großherzig im ganzen Land, als Zeichen seiner überschäumenden Demut. So bescheiden wie er ist, lässt er lieber andere glänzen.

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