Kunst-Event:Digital und surreal

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Vermitteln zwischen Künstlern und Käufern: Lea Grebe und Camill von Egloffstein, die Initiatoren von "World of Art". (Foto: Pablo Lauf)

Zwei junge Münchner Künstler haben mit "World of Art" ein ungewöhnliches Online-Auktionshaus gegründet.

Von Jürgen Moises

Kunst will gesehen und in den meisten Fällen auch gekauft werden. Auch wenn man den Künstlern gerne Idealismus als Antrieb für ihr Schaffen unterstellt. Nur wie soll das gehen, wenn Lockdown ist und jeder alleine in seinem Kämmerchen sitzt? Um trotzdem "einen Weg nach draußen" und Interaktion zwischen Menschen, heißt: zwischen Künstlern und Käufern zu ermöglichen, haben Lea Grebe und Camill von Egloffstein im Winter 2020 "World of Art" initiiert. Ein "digital-surreales Auktionshaus", für dessen Umsetzung, erzählt von Egloffstein, beim ersten Mal "gerade mal vier bis fünf Wochen Zeit" waren. "Wir mussten eine GbR gründen, wir haben eine Auktionarin aufgetrieben, die für Sothebys in London oder für Christies schon viel gearbeitet hat. Wir haben unsere Kontakte angeschrieben und hatten das Glück, dass sich einige gemeldet haben."

Die Kontakte, das waren zunächst die eigenen Freunde und im Grunde war das Ganze als einmaliges Projekt gedacht. Am 24. November um 19 Uhr geht "World of Art" aber nun schon in die dritte Runde. Und wer als Bieter daran teilnehmen will, kann sich noch bis eine Stunde vorher über world-of-art.biz anmelden. Nur muss man wissen: Man wird dann zum "Darsteller" in einer Show. Denn die Auktion findet online via Zoom statt und wird parallel auf Youtube übertragen. Zwischen den "Bietergefechten" treten Performer auf. Bei der ersten Ausgabe war etwa der Kabarettist Maxi Schafroth dabei. In diesem Jahr wird sich die Künstlerin Sophie Schmidt von der zu Ende gehenden Kunst-Biennale in Venedig aus zuschalten.

Man merkt: Es ist alles so ein bisschen anders in diesem digital-surrealen Auktionshaus, bei dem man neben Zoom aber auch per Telefon oder Email-Gebot teilnehmen kann. Dazu gehört, dass Lea Grebe und Camill von Egloffstein selber Künstler sind. Beide haben an der LMU München Kunstgeschichte und Kunstpädagogik studiert und danach Malerei und Grafik sowie Bildhauerei an der hiesigen Kunstakademie. Inzwischen haben sie ihr Diplom, sind freischaffende Künstler. Grebe ist zudem als Mitarbeiterin an der Akademie beschäftigt. Auch dort gibt es jedes Jahr eine Auktion. Sie wird vom Akademieverein organisiert. Und "World of Art" könne man, erläutert Camill von Egloffstein am Telefon, durchaus als eine Art "Fortsetzung" davon verstehen.

Die Künstler bekommen hier 70 Prozent des Erlöses

Nur ist "World of Art" nicht nur für Studierende, sondern im Prinzip für alle jungen Künstler offen. Denn daran mangele es für Absolventen oft: An Plattformen, durch die sie "eine Sichtbarkeit für sich generieren" können. Das Bedürfnis danach sei bei allen Künstlern da. Und so hätten sie mittlerweile auch Bewerbungen aus Österreich, Italien oder Belgien. Eine weitere Besonderheit: Es werden, so Grebe, auch "sperrigere" Werke wie Skulpturen oder "Wandgeschichten" versteigert. Außerdem bekämen die Künstler nicht wie bei der Akademie oder den meisten Galerien nur 50, sondern 70 Prozent des Erlöses. Der Rest wird für die Deckung der Unkosten und Bezahlung der Mitarbeiter verwendet, die wie etwa der Kameramann oder der Webdesigner, eigentlich alle aus dem Freundeskreis stammen.

Hinzu kommen die Auktionatorin Theresa Jagwitz und eine professionelle Jury, die aus Kunsthistorikern, Kuratoren oder Künstlern besteht. Das "Professionelle", das ist den beiden wichtig. "Wir wollen keine günstige Billigkunst", so von Egloffstein. Und: "Wir wollen auf keinen Fall wirken wie eine Charity-Veranstaltung." Womit er auch den Unterschied zur kürzlich über die Bühne gegangenen "PIN. Benefizauktion" benennt. Stattdessen sei "World of Art" eine "Plattform von Künstlern für junge Künstler", die übrigens in Zukunft "hybrid" wird. Das heißt: Es soll dann auch vor Ort Publikum geben. Ein "Happening", eine "Aktion" werde es aber bleiben, erzählt von Egloffstein. Weshalb das "u" in "Auktion" bewusst eingeklammert ist. "Es soll immer noch eine Extravaganz, seine Eigenwilligkeit haben."

World of Art A(u)ktion 2022, Do., 24. Nov., 19 Uhr, world-of-art.biz

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