Was läuft im Pop?:Die spannendsten Konzerte im April

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Wer jetzt im Frühling an der Isar spazieren geht, kann dort vielleicht ein Konzert der "Hochzeitskapelle" erleben. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Der Frühling in München zeigt sich mit Bands wie "Ja, Panik", "Kettcar" oder der "Hochzeitskapelle" äußerst vielsaitig - und auch "Scooter" haben etwas zu feiern.

Von Jürgen Moises

Gitarrenbands gelten ja irgendwie als out. Und dass teilweise auch Musiker nicht mehr so gerne zu ihrer Klampfe greifen, kann man an Markus und Micha Acher von der Münchner Indierock-Institution The Notwist sehen. Die treten inzwischen bevorzugt mit der Hochzeitskapelle auf, wo sie Schlagzeug, Tuba und Trompete spielen. Das machen sie auch auf der neuen EP "We Dance". Darauf gibt es mit der Fotografin Enid Valu einen Neuzugang am Mikrofon, womit sie mit betörender Stimme etwa das titelgebende "We Dance" von Pavement interpretiert. Auch das eigentlich eine Gitarrenband, aber auch so funktioniert das Lied perfekt. Live kann man das vermutlich bald an der Isar oder andernorts erleben - bei einem ihrer beliebten Spontan-Gigs.

Weg von den Rock-Klischees und zuletzt auch von den Gitarren, das wollte die aus Österreich stammende Band Ja, Panik. Aber siehe da: Die mittlerweile auf Berlin und Spanien verteilte Truppe hat für ihr aktuelles Album "Don't play with the rich kids" die Gitarren wieder eingestöpselt. Und was soll man sagen: Das Album ist toll geworden, tanzbar, catchy und überraschend optimistisch. Andreas Spechtl singt auf Denglisch Sachen wie "Weil ich glaub schon, dass man uns ändern kann" oder "Dein Gestern ist so tot / Dein Morgen ist so groß". Und man kann nicht anders, als ihm zu glauben (11. April, Strom).

An die Veränderbarkeit der Menschen und an Gitarrenmusik scheinen auch Kettcar aus Hamburg weiterhin zu glauben. Sieben Jahre ist das Album "Ich vs. Wir" her, das vor allem durch den Song "Sommer '89" großes Medienecho fand. Vom am 5. April erscheinenden, neuen Album "Gute Laune ungerecht verteilt" gab es am 19. Januar mit "München" eine erste Single. Darin geht es um Alltagsrassismus, in "Kanye in Bayreuth" um Cancel Culture, in "Einkaufen in Zeiten des Krieges" greifen Kettcar die allgemeine Krisenstimmung humorvoll-bissig auf. Die Musik: klassischer Indie-Pop, nichts wirklich Neues. Das Club-Konzert am 27. Januar im Münchner Feierwerk war trotzdem schön, jetzt geht es noch mal in die Tonhalle (18. April).

Auf positive Weise abgehangen klingt auch der Indie-Pop des US-Duos Widowspeak, das am 15. April in der Milla spielt. Ebenfalls dort treten ein paar Tage früher The Dead End Kids aus Sachsen auf (4. April). Ihr Glitzerpowerpunk klingt im Grunde auch nicht wirklich neu, aber doch recht frisch und locker. Als erfrischende Vitaminspritze für die Gitarrenmusik hat sich in den letzten Jahren der von zahlreichen Bands wiederentdeckte Anatol-Rock erwiesen. Der psychedelische Wüsten-Funk von Jamilla & The other Heroes aus Berlin ist davon ebenfalls angehaucht und genauso die Musik des Münchner Trios Sinem, die zusammen im Import Export auftreten (4. April).

Scooter, die Kirmes-Techno-Truppe um H. P. Baxxter, feiert in der Olympiahalle ihren 30. Geburtstag. (Foto: Daniel Karmann/dpa)

Wie man Szene-Musik oder Sounddesigns ganz ohne Gitarren und dafür mit Synthesizern und anderen Musikmaschinen macht, kann man beim Impact Musik Kollektiv Workshop am 8. und 15. April im Import Export lernen. Und wer weiß, mit dem richtigen Wumms und den richtigen Slogans landet man vielleicht auf der großen Bühne wie Scooter. Die Kirmes-Techno-Truppe um H. P. Baxxter feiert mit unnachahmlichem Mut zur Peinlichkeit in der Olympiahalle ihren 30. Geburtstag und stellt außerdem das neue Album "Open Your Mind And Your Trousers" vor (11. April). Da kann man nur sagen: God save the Rave!

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