Sei wie Wasser. Laut Tori Amos war das die entscheidende Weisheit, die beim Songwriting für ihr aktuelles Album "Ocean To Ocean" die Schleusen geöffnet hat. Sie stammt, genau: von Bruce Lee. Und sie half ihr, das "Monster der Niedergeschlagenheit" zu bekämpfen, das sie während der Pandemie ergriffen hatte. Ihre sonstige Lösung in solchen Fällen? Reisen. Das ging aber nicht. Deshalb entstand auch das Album im digitalen Austausch zwischen Cornwall und den USA, wo die 59-Jährige abwechselnd lebt. Es ist eines ihrer besten seit Längerem.
Dass sie nun in der ausverkauften Isarphilharmonie in München mit "Ocean To Ocean" und "Metal Water Wood" nur zwei Lieder daraus spielte, war fast ein bisschen schade. Aber vielleicht sind ihr die Stücke zu sehr mit Corona oder auch dem Tod ihrer Mutter verknüpft. Und es gibt da ja noch 15 weitere Alben zur Auswahl. Der Einstieg? "A Sorta Fairytale" von 2002. Vielleicht weil es unglaublich ist, dass es mit dem Reisen wieder klappt. Tatsächlich wirkt die in Grün und Gold gekleidete Sängerin recht gelöst. Aber auch leicht nervös, wenn sie ihren Hocker zwischen Bösendorfer-Flügel, zwei E-Pianos und einem Keyboard zurechtrückt. Die spielt sie nacheinander oder gleichzeitig.
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Viel geredet wird nicht. Stattdessen lässt Amos die Musik fließen, unterstützt von Bassist Jon Evans und Schlagzeuger Ash Soan - zwei Meistern ihres Fachs, mit denen sie durch atmosphärische Intros oder Interludien Songs wie das großartige "Lady in Blue" ins Epische ausweitet. Aus den Neunzigerjahren, wo sie mit ihren höchst poetischen, feministischen Songs ihren Durchbruch hatte, gibt es etwa "Cornflake Girl" und "Take To The Sky", die sie als Zugaben spielt. Und mit "Famous Blue Raincoat" von Leonard Cohen gibt es eine Cover-Version. Den nennt sie einen der "ganz Großen". Davor hatte die junge norwegische Sängerin Hilde Skaar im Vorprogramm Amos eine "Legende" genannt. Als eine solche wird sie am Ende gebührend gefeiert.