Hertzkammer:Elektronische Poesie

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Abdullah Miniawy mit Bassist Jonas Yamer (re.) von Carl Gari. (Foto: Jonas Mayer)

Im Import Export spielen Carl Gari und Abdullah Miniawy außergewöhnliche Musik.

Von Anna Weiß

Knistern. Ein Beat. Sounds, die in ihrer Reduziertheit bedrohlich klingen. Und dann beginnt Abdullah Miniawy auf Arabisch zu singen, mit einer Stimme, die durch Mark und Bein geht. Man muss die Sprache nicht verstehen, um die Pein der gequälten Seelen zu fühlen. "Preachers Never Said One True Thing", heißt das Stück, mit dem das Trio Carl Gari und der ägyptische Sänger, Dichter, Trompetenspieler und Künstler Miniawy 2021 eine Performance im Haus der Kunst eröffnet haben, die im Internet zu sehen ist.

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Seit acht Jahren arbeitet das Münchner Trio, bestehend aus Till Funke, Jonas Yamer und Jonas Friedlich, mit Abdullah Miniawy zusammen. Mithilfe von Bass, Gitarre, Synthesizer, Laptop, Echo-, Reverb- und allerlei andere Effekte kreieren Carl Gari eigenwillige Klangteppiche, die in ihrer arrangierten Verwobenheit Geschichten erzählen. Mal eng geknüpft aus Sounds, mal so flächig und brüchig, dass man fallen würde, wenn man einen Fuß auf diese Teppiche setzen würde und merkt, dass darunter der Abgrund ist.

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Um Fallhöhen geht es auch in den Gedichten und Texten von Miniawy, die sich mit der gesellschaftlichen und politischen Realität in Ägypten befassen. So ist "The Act Of Falling From The 8th Floor" ein vertontes Gedicht von ihm, in dem das lyrische Ich beim freien Fall aus dem achten Stock beobachtet, was in der Nachbarschaft eines zerrütteten Landes zu sehen ist. Der Gesang von Miniawy ist unter anderem inspiriert von sufistischen Gesängen und der Tradition des Spoken Word.

Wenn seine oft elegischen Gesänge auf die eklektischen Töne von Carl Gari treffen, entstehen berührende Stücke, die in ihrer Komposition beinahe filmisch anmuten, so mehrdimensional wirken sie. Dieser Eindruck entsteht auch dadurch, dass die Instrumente stark verfremdet werden, an manchen Stellen klingen die Sounds wie Industriegeräusche, das Kreischen oder Klappern von Maschinen. An anderen Stellen dagegen schnellen Sounds fragmentarisch wie Erinnerungsstücke aus dem Unterbewusstsein hoch oder klingen wie die Vertonung eines Albtraums.

Carl Gari und Abdullah Miniawy gelingt ein musikalisch außergewöhnliches Projekt, das auch nach dem Hören Eindruck hinterlässt. Am Samstagabend spielen die vier Musiker live im Import Export.

Carl Gari und Abdullah Miniawy, Sa., 26. August, Import Export, Schwere-Reiter-Straße 2h, import-export.cc

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