Roy:Eine Kult-Kneipe wird verpflanzt

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Den ganzen Abend Schlager: Die Bar Roy ist jetzt im Untergeschoss des Hackerhauses. Zur Eröffnung sang Victoria Lein, hier mit einem Moshammer-Imitator. (Foto: Stephan Rumpf)

Im Herbst sperrte das Plüsch-Unikat das Roy am Sendlinger Tor zu. Nun macht es im Hackerhaus wieder auf - ein Besuch bei der Eröffnung.

Von Thomas Becker

Da schau her, der Charly ist auch da. Unübersehbar mit der 2,06m-Möbelpacker-Statur, den Tattoos bis hoch an den Hals und der wie blank polierten Glatze. Zu tun hat er an diesem Abend aber nichts, außer da zu sein. Weil auch der Türsteher dazu gehört, zum Kosmos Roy, diesem viele Jahre zu Recht als Kult-Lokal gefeierten Plüsch-Unikat am Sendlinger Tor. Im Herbst 2020 war zugesperrt worden, doch nun der Neuanfang: 300 Schritte die Sendlinger Straße hoch beginnt das "Roy" am Freitag einen neuen Lebensabschnitt, im Schäfflergewölbe des Hackerhauses. Und so wie das Pre-Opening verlief, lässt sich mutmaßen: Es wird anders, aber es könnte richtig gut werden.

Kneipen-Institutionen zu verpflanzen, ist ja so eine Sache. Die "Schwabinger 7"? Ein Abklatsch der früheren Absturz-Hochburg. Auch das Prinzip von Gertis "Fraunhofer Schoppenstube" ließ sich nur bedingt in andere Lokalitäten übertragen, und damit hat man schon fast Münchens sämtliche Nightlife-Attraktionen der etwas anderen Art aufgezählt. Insofern könnte das Prinzip der neuen Roy-Macher durchaus aufgehen: "Schlager, bis der Arzt kommt" ist kein schlechtes Alleinstellungsmerkmal, gerade in Zeiten, in denen die Sehnsucht nach ein bisschen Rabatz und Budenzauber so groß ist wie sie wohl einst in der Prohibition gewesen sein muss.

Und wie klingt jetzt dieser Rabatz? Das Spektrum reicht von "Country Roads" über "Mambo No.5" und "Maccarena" bis zu Andreas Gabalier und Helene Fischer. Das kommt an: Schon am frühen Abend herrscht Tanzaufkommen der maximal aufgekratzten Art. Da muss wohl einiges raus. Kein Wunder, sagt Lorenz Stiftl, der Wirt des Hackerhauses: "Pfarrer Rainer Maria Schießler hat das bei der Segnung richtig gesagt: Die Leut' wollen mal wieder abschalten." Mit seiner Frau Christine war Stiftl oft nach Feierabend auf einen Absacker im "Roy", und als es dort nicht mehr weiter ging, begann in ihm eine Idee zu reifen:' "Und wenn ich das Untergeschoß umbaue?"

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Bislang waren im Gewölbe aus dem Jahr 1417, wo früher die Mälzerei der Brauerei war, Firmenfeiern und andere Gesellschaften zu Gast. Eine halbe Million Euro investierte Stiftl in den Umbau, fing sich dann zwar vom ehemaligen Roy-Wirt Günther Grauer eine Absage ein, der für den harten Nacht-Job seinen Ex-Bar-Chef Daniel Schwarzkopf empfahl, aber als DJ erhalten bleibt, wie auch der Großteil der übrigen Roy-Crew. "Schon stark, dass sich jemand an so was ran traut", sagt Grauer, und Schwarzkopf fügt an: "Man kann der Familie Stiftl nur danken, dass sie den Mut haben."

Freitags und samstags sowie vor Feiertagen wird nun von 22 Uhr bis fünf in der Früh geschlagert, was das Zeug hält. Aufwendige Dekos wird es nicht geben, aber Stiftl ist sicher, dass die einst 750 Promi-Fotos umfassende und nun auf zwei Dutzend Bilder geschrumpfte Sammlung wachsen wird: "Das ist wie beim Kleiderschrank: Es wird immer mehr." Kamen früher Michael Jackson, Tina Turner und Chris de Burgh geht es nun bodenständiger zu: Waltraud und Mariechen, ein paar Stadträte sowie Bürgermeisterin Verena Dietl. Einer fehlt: Roy Dubowy, mit dem 1978 der Wahnsinn begann, der in der Doku "Roy - eine Legende geht zu Ende" im Herbst im Kino zu sehen sein wird. Er habe zurück an den Gardasee gemusst, heißt es, er wünsche aber frohes Gelingen.

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