Klima-Aktivisten haben am Dienstagmittag vor dem Bürogebäude des Finanzinvestors Blackrock am Lenbachplatz gegen dessen Engagement bei der Förderung von fossilen Energien demonstriert. Vor der Eingangstür verschütteten sie Kohle sowie eine erdölähnliche Substanz, die sich später als Melasse herausstellte, dunkelbrauner, zäher Zuckersirup. Zur Erklärung pappten sie auch Plakate an die Scheiben. In Sprechchören forderten die Demonstranten immer wieder "Klimagerechtigkeit", auf einem Banner zudem einen Schuldenerlass für den globalen Süden. Bei Blackrock sind etliche Länder der Südhalbkugel verschuldet. Die in den USA beheimatete Investmentgesellschaft gilt als weltweit größter Vermögensverwalter; in München hat sie eines ihrer beiden deutschen Vertriebsbüros eingerichtet.
An der Protestaktion waren jeweils 14 Vertreter der Gruppierungen "Scientist Rebellion" und "Debt for Climate" beteiligt. Zwölf Personen gelang es dabei, sich im Inneren des Gebäudes vor den Blackrock-Büros festzukleben; vier weitere waren dort an einer Performance beteiligt, die live im Internet gestreamt wurde und auf tödliche Konsequenzen der Erdöl-Förderung aufmerksam machen sollte. Die zwölf Festgeklebten vor den Büros sowie zwei weitere Demonstranten, die sich außen an die Hauswand geleimt hatten, wurden bis zum frühen Nachmittag von Spezialisten der Polizei wieder losgelöst. Bei einer Aktion von Scientist Rebellion vergangene Woche in einem Porsche-Pavillon in Wolfsburg hatte der Hausherr VW die Demonstranten über zwei Nächte hinweg kleben lassen, insgesamt fast 42 Stunden.
Scientist Rebellion ist ein Ableger der Umweltschutzbewegung Extinction Rebellion; zu dieser neuen Gruppierung haben sich im vergangenen Jahr mehr als 200 Wissenschaftler, Akademiker und Studenten aus 22 Ländern zusammengetan. Inzwischen sind "deutlich mehr als Eintausend aktiv dabei", wie ein Sprecher sagte. Nachdem alle Hinweise, Warnungen und Appelle aus der Wissenschaft in Sachen Klimawandel bislang kaum gefruchtet hätten, hielten sie nun zivilen Ungehorsam für notwendig: "Klassische Wissenschaftskommunikation und Politikberatung reichen angesichts der planetaren Notlage nicht mehr aus", heißt es in einer Medienmitteilung.
Nach einer Woche mit Aktionen in der Bundeshauptstadt Berlin und der Auto-Metropole Wolfsburg haben die Wissenschaftler nun ihren Protest nach München verlegt. Noch bis zum 4. November wollen sie mit Stör-Aktionen "an verschiedenen Orten" auf ihre Anliegen aufmerksam machen. Nach der Auftakt-Aktion am Dienstag sind 16 Personen wegen Hausfriedensbruch angezeigt worden; außerdem ermittelt die Polizei wegen Sachbeschädigung und einer unangemeldeten Versammlung.