Schwabinger Krippe:Die Leidtragenden sind die Kinder

Lesezeit: 3 min

Die Kita an der Feilitzschstraße wird gerade getrocknet. (Foto: Catherina Hess)

Bereits seit Jahren gibt es Probleme mit einem Wasserschaden in der Einrichtung an der Feilitzschstraße. Nach einem Schimmelbefall im vergangenen Jahr wird das Gebäude nun saniert, die Krippe wurde ausgelagert. Für die Kinder eine enorm belastende Situation.

Von Ellen Draxel

Anton (Name geändert) schläft abends schlecht ein. Seit ein paar Wochen schon. Der Dreijährige hat seine innere Ruhe verloren, immer wieder sagt er zu seinem Papa: "Ich will wieder zurück." Zurück in die Räumlichkeiten der Kinderkrippe an der Feilitzschstraße 6, die er so gut kennt und wo er all seine Freunde um sich hatte.

Wie Anton, weiß der Elternbeiratsvorsitzende Jens Detmering, geht es vielen Mädchen und Jungen, die die städtische Einrichtung in Schwabing besuchen. Mitte Dezember mussten die Kinder und ihre Erzieherinnen ihr altes Domizil verlassen, weil im Schlafbereich erhöhte Schimmelwerte gemessen wurden. Der Grund: ein Wasserschaden mutmaßlich verursacht durch ein Leck im ein Stockwerk höher angesiedelten Fitnesscenter. "Diesen Wasserschaden gibt es bereits seit 2017", berichtet Detmering. Doch die Ecke sei immer wieder überstrichen worden. "Und das mehrmals."

Bei der Kommune kümmert man sich um das Problem, das Bildungsreferat ist aber lediglich Mieterin der Räumlichkeiten und kann deshalb nicht selbst bauliche Maßnahmen am Gebäude vornehmen. Den Vorwurf, seit 2017 nichts unternommen zu haben, weist die Behörde zurück. Zwar habe es 2017 erstmals Feuchtigkeit an einer Decke der Krippe gegeben, sagt eine Sprecherin, ebenso 2019 und 2022. "In jedem dieser Fälle wurde das Mauerwerk aber durch Geräte getrocknet, schadhafte Stellen entfernt und im Trockenbau wiederhergestellt, bevor die Wände wieder gestrichen wurden." Schimmelbildung sei in diesen Jahren "kein Thema" gewesen.

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2023 ereignete sich dann erneut ein Wasserschaden - mit anschließend "leicht erhöhten Messwerten" von Schimmelsporen. Daraufhin wurde die Krippe ausgelagert, um die Kinder und das Team der Erziehenden vor möglichen gesundheitlichen Gefährdungen zu schützen. Seitdem, versichert die Sprecherin, werde "die Instandsetzung der Krippenräume Feilitzschstraße sowohl vom Referat für Bildung und Sport als auch von der Hausverwaltung mit Priorität vorangetrieben". Die neue Hausverwaltung arbeite zudem an einer dauerhaften Lösung, um zukünftige Wasserschäden in der Krippe zu vermeiden.

Aus Sicht der Eltern allerdings geht die Beseitigung des Schimmels nicht schnell genug. "Ich sehe das an meinem Kleinen, er und die anderen Kinder leiden extrem unter den aktuellen Umständen", sagt Detmering. Die Kinder und das Personal wurden auf zwei andere Einrichtungen am Bauhausplatz und an der Marianne-Brandt-Straße aufgeteilt: Waren die Null- bis Dreijährigen in den bislang vier Gruppen maximal zu zwölft, sind jetzt deutlich mehr kleine Mädchen und Jungen in einer Gruppe. Und nun sollen laut dem Elternbeiratsvorsitzenden auch noch acht neue Kinder eingewöhnt werden, denen der Platz vor Bekanntwerden des Schimmelproblems zugesagt wurde.

Die Kita-Kinder sind ausgelagert, ihre Räume an der Feilitzschstraße stehen leer. (Foto: Catherina Hess)

"Wir befürchten, dass hier den Kindern etwas zugemutet wird, was sie in den jungen Jahren schwer verkraften können", schreibt der Elternbeirat deshalb jetzt in einem Brief an Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) und Stadtschulrat Florian Kraus. In den vergangenen Monaten habe den Kindern aufgrund von Personalmangel oft die Bezugsperson gefehlt. Jetzt, da die neue Leiterin vieles zum Positiven verändert habe, werde der Fortschritt erneut ausgebremst.

Abschluss des Sanierungsprozesses nicht vor Ende März

Unterstützung erhalten die Elternvertreter von den Lokalpolitikern. Der Bezirksausschuss Schwabing-Freimann fordert die Kommune auf, "zum Wohl der Kinder schnell vertretbare Lösungen" zu finden. Dazu gehöre die Bereitstellung weiterer Räumlichkeiten, um wieder kleinere Gruppen zu ermöglichen, und das Angebot alternativer Betreuungsplätze für die neuen, bisher nicht aufgenommenen Kinder in anderen städtischen Einrichtungen. Vor allem aber müsse ein realistischer Zeitplan für die Rückkehr an die Feilitzschstraße her. Denn die momentan kurzen Planungshorizonte mit wiederholten Verlängerungen seien "zermürbend" und erschwerten die ohnehin belastende Situation für Familien und Erzieher zusätzlich.

Im Bildungsreferat rechnet man damit, dass der Sanierungsprozess "nicht vor Ende März" beendet sein dürfte. Drei der vier Ruheräume, in denen Schimmelsporen gemessen wurden, seien bereits wieder instandgesetzt geworden, so die Sprecherin. Nach Abschluss der Infrarotentfeuchtung des letzten Ruheraums sei dann geplant, die Krippe umfassend zu reinigen und zu desinfizieren. Schließlich müsse noch mal die Schimmelbelastung getestet werden. Sollte der Test negativ ausfallen, könne die Krippe wieder für den Betrieb freigegeben werden.

Hinweis der Redaktion: In einer früheren Fassung konnte durch die Überschrift der Eindruck entstehen, nicht bloß der Wasserschaden, sondern auch das Schimmelproblem sei seit Jahren bekannt. Das wurde jetzt korrigiert.

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