Es ist ja nicht so, dass der Anblick alleine nicht schon erstaunlich genug wäre. Der Mann ist sicher weit über 70, was auch sein Outfit erahnen lässt, denn Trainingsmoden wie diese aufgeplusterten Synthetikfaser-Glanzkörperanzüge stammen weit aus dem vergangenen Jahrhundert. Das Schulterlange graue Haar wippt, als er an einem Herbstabend mit beiden Händen am Lenker die Gasse zum Bratwurstglöckl am Dom entlang rennt. Und dann biegt er auch noch so routiniert um die Kurve, dass kein einziges der vier Rollatorräder auch nur einen Millimeter abhebt. Vorbei ist er, verschwindet im Durchgang zur Frauenkirche. Da stellen sich gleich mehrere Fragen.
Nun ist München ja dafür bekannt, dass hier die mindestens weltweit rüstigsten Rentner in so wunderbar benannten Fitnesstempeln wie etwa der "Premium Residenz" Tertianum leben. Der Gang in den Biergarten und die ewige Euphorie über die Siege der Roten halten den Mensch an der Isar einfach jung. Aber da hierzulande der Rollator ohnehin erst frühestens von einem dreistelligen Alter an erlaubt ist, warum hatte dann der Rennrentner so einen? Oder: War das überhaupt ein Rollator?
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Bei den Fortbewegungsmitteln hat man an der Isar ja sämtliche Moden schon längst durch. Das Rowdy-Lastenrad ist gerade im Abklingbecken des letzten Trends. Fixie oder gar Tourenräder? Da kann man auch gleich wieder Hochglanz-Sportkleidung tragen. Nun ist der Rollator an der Reihe, der natürlich nicht mehr so heißt, sondern beim Pitch von Münchens bärtigem Kreativ-Nachwuchs den Namen Rollf bekommen hat. Rollf vereint einige von Münchens besten Eigenschaften. Er ist teuer, behäbig und kann jederzeit als zusätzliche Sitzgelegenheit im Biergarten oder als Bierkastentransporter für die Party auf einer Isarwiese eingesetzt werden.
Bleiben zwei letzte Fragen: Wer war der Mann und wo wollte er hin? Ein ehemaliger Reit-Jockey, der als Testfahrer die ersten Runden mit dem neuen E-Rollf dreht.