Einfach abtauchen und für immer unter Wasser bleiben, das ist im Grunde nichts für Menschen - doch nicht alle nehmen das so hin. Jörg Tragatschnig ist dafür ein gutes Beispiel. Der Österreicher hat ein Gerät entwickelt, mit dem es möglich ist, unter Wasser mühelos zu atmen, so lange man will. Den drei Kilogramm schweren Prototypen seiner "Exolung" bindet man sich dazu auf die Brust, ein Schlauch führt zur Wasseroberfläche, und von dort wird die Luft mittels Fußbewegung nach unten gesaugt. Wenn der Taucher die Beine streckt, atmet er aus. Wenn er sie anwinkelt, atmet er frische Luft ein. Das sei nicht Tauchen und nicht Schnorcheln, sondern "etwas in der Mitte", sagt Tragatschnig.
Nicht nur das Gewicht ist ein Vorteil gegenüber einer etwa 20 Kilogramm schweren Tauchausrüstung, sondern vor allem auch der Umstand, dass der Sauerstoff nie ausgeht. Und anders als beim Schnorcheln kommt man mit der "Exolung" auf fünf bis sieben Meter Tiefe. Tragatschnig hat das nicht nur daheim im Zeller See, sondern auch am Great Barrier Reef vor Australien und in der Karibik getestet. "Das Gerät hat also schon einiges an Meeresluft geschnuppert", sagt er. Wie es jetzt weitergeht? "Entweder gründe ich meine eigene Firma, oder ich verkaufe an ein größeres Wassersportunternehmen." Den einen oder anderen Interessenten gebe es schon, die Tage auf der Ispo werden für den Erfinder wohl die Entscheidung bringen.
Auf der Ispo geht es um neue Ideen, aber auch um Nachhaltigkeit: Aussteller präsentieren mit Skigebieten bedruckte Unterwäsche und...
...eine kompostierbare Jacke.
Skisocken.
Und eine Tauchhilfe.
2850 Aussteller versammeln sich derzeit in München auf der größten Sportfachmesse der Welt. Sie kommen aus 55 Ländern, und das spiegelt sich auch bei den Besuchern wider: Niederländisch, Englisch, Spanisch - an jeder Ecke hört man eine andere Sprache. Die Gesprächsthemen allerdings sind stets dieselben: neueste Trends und Technologien im Sportbereich. Es ist die 50. Ausgabe der Messe, und allgegenwärtig ist in diesem Jahr die Nachhaltigkeit: "For our climate!", prangt etwa am Stand eines deutschen Bergsportausrüsters, bei einer italienischen Sportmarke heißt es "Buy less, choose well, make it last". Man soll also weniger kaufen und stattdessen lieber wohlüberlegt Produkte wählen, die lange halten. So wird eine Messe, die nicht zuletzt der Absatzsteigerung der ausstellenden Marken und Firmen dienen soll, gleichzeitig zur Veranstaltung gegen klassischen Konsum.
Bei den auf der Ispo präsentierten Produkten zeigt sich der Nachhaltigkeitstrend in Form von veganen Laufschuhen, Jacken aus recycelten Plastikflaschen und Textilien, die mithilfe von Reis gegen Schweißgeruch helfen sollen. Gleich zwei der Ispo-eigenen Awards abgesahnt, darunter in der Kategorie Nachhaltigkeit, hat die schwedische Marke Klättermusen mit ihrer komplett kompostierbaren Daunenjacke. Das Label setzt auf natürliche Materialien, das Außengewebe etwa ist aus Bio-Baumwolle. Und wenngleich das bei einem Preis von 700 Euro eher unwahrscheinlich ist: Angenommen, man würde die Jacke auf den Komposthaufen werfen, dann würde nach kurzer Zeit der Abbauprozess beginnen. "Drei Monate hat man Zeit, sich zu überlegen, ob man die Jacke vielleicht doch behalten will, danach fängt sie an, sich aufzulösen", sagt Klättermusen-Sprecher Johannes Wessel.
Neben nachhaltig sollen Sportartikel aber schon auch cool sein, das wird spätestens bei den Surfbrettern aus Upcycling-Holz klar. Wer im Jahr 2020 Sport treibt, macht das offensichtlich nicht nur für sich selbst und schon gar nicht im Geheimen. Sport scheint mehr denn je zum Lifestyle geworden zu sein. Und falls es nicht die Muskelpakete sind, die Freunde und Familie auf die eigene Sportlichkeit hinweisen, dann soll es zumindest das Outfit sein - und zwar nicht nur während man Sport treibt. Die Sonderausstellung "Urban Lab" zeigt, dass urbane Mode immer sportlicher und die Verbindung aus Sport und Mode für viele Städter immer wichtiger wird. Eine Kombination aus bodenlangem Tüllrock, nackten Knöcheln und wasserfestem Winteranorak ist durchaus im Bereich des Möglichen, die Rollschuhe werden dazu lässig über die Schulter geworfen.
Funktionalität und Stil zu vereinen, dürfte auch das Ziel des französischen Unternehmens "Hop & Down" sein: Es verkauft mit Karten von ganzen Skigebieten bedruckte Unterhosen. Wenn man also einmal beim Skifahren irgendwo zwischen Hütte und Lift die Orientierung verliert, weist einem der Blick in die eigene Hose den Weg. Die Artikel können auch mit beliebigen Stadt- oder U-Bahn-Karten bedruckt werden.
Für die nächste Ispo wäre auch ein Lageplan des Messegeländes praktisch. Dem einen oder anderen Besucher würde das die Orientierung zwischen den 18 Messehallen gewiss erleichtern.