3565 neue Corona-Fälle haben die Münchner Gesundheitsbehörden für Mittwoch an das Robert Koch-Institut (RKI) gemeldet, so viele wie noch nie seit Beginn der Pandemie. Zieht man die 326 verspäteten Meldungen aus den Tagen zuvor ab, bleiben immer noch 3239 innerhalb von 24 Stunden. Am Dienstag waren 2440 neu Infizierte verzeichnet worden, bereinigt vom Verzug kommt man auf 2030, die an einem Tag als positiv registriert wurden. Für den Montag zeigte die Statistik noch fast 1000 weniger. München musste 1264 neue Fälle in die Listen eintragen, ohne Nachmeldungen waren es 1046.
Drei Tage, drei Werte, die drastisch zeigen, was exponentielles Wachstum bedeuten kann: von 1046 auf 2030 auf 3239. Seit Beginn dieser Woche schnellt die Zahl der neuen Fälle in München so erschreckend in die Höhe, dass die Statistiker das täglich neue Desaster kaum mehr übersichtlich abbilden können. Wenn sich in so wenigen Tagen so viele Menschen infizieren wie zuletzt, dann steht am Ende aktuell einfach ein schmaler, steiler Strich nach oben.
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Das Gesundheitsreferat erklärte angesichts der Fallzahlen am Donnerstag, dass es die Verfolgung der Kontakte weitgehend einstellen werde. Nur die Mitglieder eines betroffenen Hausstands und Menschen mit Kontakt zu besonders gefährdeten Gruppen oder Einrichtungen wie zum Beispiel Pflegeheimen würden künftig vom Amt hören. Im Übrigen müssten sich positiv Getestete selbst darum kümmern, ihre Kontakte zu informieren. Diese wiederum sollten selbständig einen Schnelltest machen, müssten sich aber ohne Symptome nicht beim Gesundheitsamt melden und auch nicht in Quarantäne begeben. So sähen es die Vorgaben des Freistaats vor.
Ein Drittel aller Münchnerinnen und Münchner ist bis heute nicht geimpft
Dass die Zahlen in dieser Woche so extrem steigen, hat auch mit einer Münchner Besonderheit zu tun: Die Gesundheitsbehörden haben wegen Personalmangels lange deutlich zu niedrige Werte gemeldet. Das führte dazu, dass noch vor einer Woche, am 11. November, eine Inzidenz von 93,3 veröffentlicht wurde. Mit offensichtlich deutlich mehr Mitarbeitern wurde nun die Lücke weitgehend aufgearbeitet, was schon alleine für sich einen spürbaren Sprung bedeutete. Dazu kam nun ein exponentielles Wachstum, das zusätzliche und höhere Ausschläge bescherte, als noch zu Beginn der Woche erwartet. Da sprach Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) von einer vermuteten Inzidenz am Freitag zwischen 500 und 600. Die war mit der Meldung von Mittwoch (694,8) schon weit übertroffen.
Ein Grund ist, dass etwa ein Drittel aller Münchnerinnen und Münchner bis heute nicht geimpft ist. Wie bestürzend sich solche Zahlen auswirken, hat RKI-Chef Lothar Wieler vorgerechnet. Zuletzt seien 0,8 Prozent der Erkrankten gestorben, sagte er. Das hieße für die Stadt: 26 Münchner, die am Mittwoch als positiv registriert wurden, werden an Covid-19 sterben.