Prozess Amtsgericht München:21-Jähriger befestigt Blaulicht auf seinem Mercedes - und rast durch Wohngebiet

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Trotz sofortiger Fahndung konnten die Täter entwischen. (Symbolbild) (Foto: Peter Kneffel/dpa)

Der junge Mann fährt mit gut 100 Stundenkilometern durch Hohenbrunn - und trifft dabei auf die echte Polizei. Die Aktion wird nun teuer für ihn.

Von Susi Wimmer

Mit seinen 58 Jahren hat der Polizist aus Ottobrunn schon einiges erlebt, "aber so was", setzt er an und schüttelt den Kopf: Es war ein lauer Augustabend 2022, als er mit seinem Kollegen Streife fuhr und plötzlich ein Mercedes mit Blaulicht an ihnen vorbeirauschte. Kollegen waren das nicht. Sondern der Veranstaltungstechniker Jonas W., der mal eben ein Partyblaulicht ausprobieren wollte, wie er sagte. Dabei war er mit über 100 Sachen innerorts unterwegs und hat die Polizei abgehängt. Der "Spaß" kostet ihn nun 2100 Euro - und den Führerschein.

Jonas W. ist gerade mal 21 Jahre alt, redet schneller als man ihn verstehen kann und versichert, dass er sicher nicht vor der Polizei davongefahren und "maximal 85 Stundenkilometer" schnell gewesen sei. Er habe für seinen Job am Tag zuvor das Blaulicht für eine Party gekauft, sich das Auto von einem Freund geliehen, und wollte mit einem anderen Kumpel Essen gehen. Zuvor aber machte er "einen kleinen Umweg" über das Hohenbrunner Gewerbegebiet.

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Ohne groß nachzudenken, habe er das Blaulicht aufs Dach gesetzt und sei damit "drei bis vier Sekunden" gefahren. Als ein Auto mit Blaulicht und Sirene hinter ihm aufgetaucht sei, habe er nicht gedacht, dass das ihm gelte und sei in ein Wohngebiet abgebogen. Dann sei er mit seinem Freund ausgestiegen und zu Fuß weiter.

Die Polizei sieht das anders: Der Beamte erzählt, dass der Mercedes mit dem Blaulicht durch Wohngebiete gerast sei, wo Tempo 50 und 30 gelte. Er hatte Mühe, mit seinem zivilen Einsatzwagen hinterherzukommen. Und tatsächlich verlor die Polizei den "Konkurrenzwagen" aus den Augen. Dafür entdeckten die echten Polizisten in der Siedlung zwei junge Männer zu Fuß, "was um 22 Uhr schon komisch ist in Hohenbrunn". Zudem rief ein Zeuge bei der Polizei an, dass ein fremder Mercedes vor seiner Garage parke, was offenbar um diese Zeit auch komisch ist in Hohenbrunn. Jedenfalls zählte man eins und eins zusammen und nahm die jungen Männer mit.

"Man muss doch wissen, dass man so etwas nicht darf", rügt Amtsrichter Thomas Jung in seinem Urteil. 60 Tagessätze zu je 35 Euro muss Jonas W. zahlen, dazu vier Monate Führerscheinentzug, wegen Amtsanmaßung und illegalen Autorennens. W.s Verteidiger Roland Autenrieth meint am Ende: "Eine unglückliche Aktion, aber er hat seine Lektion gelernt."

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