Hochschulen in München:Nach Großeinsatz an LMU: Studierende fordern Waffenverbot

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Das Hauptgebäude der LMU (Foto: Felix Hörhager/dpa)

Nachdem ein bewaffneter Student an der Ludwig-Maximilians-Universität abgeführt worden ist, herrscht Unruhe unter Studierenden und in der Belegschaft. Doch ausgerechnet die LMU-Leitung reagiert zögerlich.

Von Bernd Kastner

Keine Waffen an Hochschulen und Universitäten - das fordern Studierende der Ludwigs-Maximilians-Universität (LMU), der Technischen Universität (TU) und der Hochschule München (HM). Anlass für diesen Appell ist der Vorfall von vergangener Woche: Ein LMU-Student war mit einer Waffe an die Uni gekommen, er trug sie zumindest zeitweise gut sichtbar in einem Holster. Er wurde von der Polizei aus einer Vorlesung abgeführt, die Pistole stellte sich als Schreckschusswaffe heraus. Seither gibt es an der LMU Unruhe und Sorge unter den Studierenden und in der Belegschaft.

Nun stellen sich die Studierendenvertretungen der drei Hochschulen "klar gegen jegliche Arten von Waffen an Hochschulen", egal ob echt oder nicht, Stich- oder Anscheinswaffe. Die Hausordnungen sollten entsprechend geändert werden. In Hochschulen solle friedlicher, wissenschaftlicher Austausch stattfinden, eine Waffe störe dies. Sie führe dazu, dass Lehre und Lernen "nicht mehr angstfrei" möglich seien.

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"Die Präsenz einer bewaffneten Person in einer Vorlesung verunsichert und verängstigt die anwesenden Studierenden und die lehrende Person, denn jede Waffe stellt zu jedem Zeitpunkt eine potenzielle Gefahr dar", heißt es in einer Mitteilung der Studierendenvertreter. "Das vermeintlich erhöhte persönliche Sicherheitsgefühl der mitführenden Person geht zulasten des Sicherheitsgefühls und der Sicherheit aller anderen Anwesenden und kann daher nicht toleriert werden."

Ausdrücklich bedanken sich die Studierendenvertretungen bei den Leitungen von TU und HM "für die schnelle und entgegenkommende Zusammenarbeit". Es fällt auf, dass sie sich nicht bei der von Präsident Bernd Huber geleiteten LMU bedanken. Sebastian Rein, Sprecher der drei Vertretungen, bestätigt, dass die Reaktion seitens der LMU sehr verhalten sei. Dabei sei es "absolut unverständlich", zwar das Rollschuhfahren in der LMU zu verbieten, nicht aber das Tragen von Waffen.

Der 18-Jährige besitzt den Kleinen Waffenschein

Der 18-jährige Student, Sohn eines Politikers, führt seine Schreckschusswaffe legal, da er den sogenannten Kleinen Waffenschein besitzt. Ein Foto, das ihn am Pult stehend mit der gut sichtbaren Waffe zeigt, wurde nach SZ-Informationen bereits am Montag vergangener Woche aufgenommen. Erst tags darauf, als der Student im Audimax saß, alarmierte jemand die Polizei. Gefahr habe nicht bestanden, so die Polizei.

Die Staatsregierung stellt sich nicht klar hinter die Forderung der Studierendenvertreter. Ein Sprecher des Wissenschaftsministeriums betont auf SZ-Anfrage, dass Waffen an Hochschulen "keinen Platz" hätten, ansonsten aber hält man sich heraus: Hausrecht sei Sache der Hochschulen. Die LMU wiederum lässt via Sprecherin verlauten, dass man das Thema "sehr ernst" nehme, "sorgfältig" prüfe und in den universitären Gremien abwäge, ob man das Hausrecht verschärfe.

Die Ludwig-Maximilians-Universität prüft ein Verbot

Derweil wächst offenbar auch unter Dozierenden an der LMU die Sorge, und mitunter auch der Ärger. Ein Dozent, der aus Sorge vor inneruniversitären Nachteilen bittet, seinen Namen nicht zu veröffentlichen, hat sich bei der SZ gemeldet. "Mich empört das", sagt er über die Reaktion der Uni-Leitung. In einer Mail an die Dekaninnen und Dekane hat Präsident Huber mitgeteilt, dass die "rechtlichen Voraussetzungen" für ein generelles Verbot "sorgfältig geprüft " werden müssten. Diese vage Ankündigung hält der Dozent für unzureichend, man müsse umgehend die Hausordnung ändern.

Eine LMU-Dozentin, die aus denselben Gründen wie ihr Kollege nicht namentlich genannt werden will, ist ebenfalls enttäuscht und verärgert. Es sei ja offenbar erlaubt, dass Studierende, sofern sie einen Kleinen Waffenschein hätten, eine Schreckschusswaffe mitführten, solange sie sie in ihrer Tasche ließen. "Ich fühle mich nicht sicher", sagt sie. Sie hätte sich nach dem Vorfall ein klares Signal des Präsidiums an Belegschaft, Studierenden und Öffentlichkeit gewünscht, dass Waffen nicht toleriert würden. Enttäuscht sei sie auch, dass es bislang keine politische Diskussion gebe. "Es passiert nichts. Das geht nicht."

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