Energieversorgung in München:Stadt will mit Gas Emissionen reduzieren

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Das Heizkraftwerk München Nord in Unterföhring. (Foto: Florian Peljak)

In diesem Jahr soll das Verfeuern von Kohle im Heizkraftwerk Nord enden. Der Umbau auf Gas soll sich auch finanziell rechnen.

Von Bernd Kastner

Das Heizkraftwerk Nord der Stadtwerke (SWM) ist seit Jahren ein Politikum. Vor der nächsten Heizsaison soll Block 2 endgültig von Kohle- auf Gasbetrieb umgestellt werden. Wie intensiv die Anlage dann in den kommenden Jahren genutzt wird und wie viel CO₂ sie vermutlich ausstoßen werde, darüber informiert das für die SWM zuständige Wirtschaftsreferat den Stadtrat im Rahmen einer "Bekanntgabe" für die Sitzung des Wirtschaftsausschusses Mitte April.

Stefan Jagel, Chef der Fraktion Die Linke/Die Partei, kritisiert, dass keine Abstimmung angesetzt sei und der Stadtrat keine konkreten Vorgaben zum künftigen Gasbetrieb machen könne. Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner (CSU) entgegnet, dass laut Geschäftsordnung des Stadtrats nur eine "Bekanntgabe" möglich sei, da der Grundsatzbeschluss zur Umstellung auf Gas längst getroffen sei.

Dem Umbau hat der Stadtrat bereits 2022 zugestimmt. Damit will man dem Bürgerentscheid "Raus aus der Steinkohle" von 2017 Genüge tun. Wegen der Energiekrise infolge des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine wurde die Umstellung auf Gas zweimal verschoben. Block 2 soll bis maximal 2035 laufen, dann werde er sein technisches Lebensende erreicht haben, so die SWM.

Auf Antrag der Linksfraktion legen die SWM jetzt etwas genauere Angaben zur künftigen Auslastung von Block 2 vor. Laut SWM soll die Zahl der "Benutzungsstunden" pro Jahr von anfangs maximal 3400 Stunden nach und nach auf bis zu 2200 Stunden sinken. Die SWM betonen, dass durch die Umstellung auf Gas bis 2035 gut zwei Millionen Tonnen CO₂ eingespart würden - im Vergleich zur bisherigen "Fahrweise" mit Kohle.

Die Linksfraktion und diverse Umweltgruppen fordern, der Stadtrat solle Obergrenzen für die Auslastung und ein früheres Abschalte-Datum festlegen, um den CO₂-Ausstoß zu minimieren. Wirtschaftsreferat und SWM lehnen dies ab. Die Befürchtung, dass im Gasbetrieb mehr klimaschädliches CO₂ ausgestoßen werde, sei "unbegründet". Außerhalb der Heizperioden werde der Einsatz von Block 2 "deutlich" zurückgehen, da andere Anlagen Strom und Fernwärme effizienter produzierten. Man rechne damit, dass Block 2 künftig "deutlich weniger laufen wird" als bisher im Kohlebetrieb.

Eine Begrenzung der Laufzeit für Gaskraftwerke wäre "absolut kontraproduktiv", so das Wirtschaftsreferat, solange in Deutschland "im großen Stil" Strom aus Kohle erzeugt werde. Gaskraftwerke stoßen generell weniger CO₂ aus als Kohleanlagen. Erst nach dem bundesweiten Kohleausstieg sei es "klimapolitisch sinnvoll", mit dem Gasausstieg zu beginnen. Gas könne perspektivisch durch Wasserstoff ersetzt werden.

Der Umbau von Block 2 in diesem Sommer soll laut SWM maximal zwei Millionen Euro kosten. Zugleich spare man sich acht Millionen alle zwei Jahre für die dann überflüssigen Revisionen im Kohlebetrieb. Auch würden die Ausgaben für CO₂-Zertifikate sinken, weil im Gasbetrieb weniger CO₂ ausgestoßen werde; beziffern könne man diese Einsparung aber noch nicht.

Wie lange Block 2 nach Ende der Systemrelevanz am Netz bleibt, hängt laut SWM vom Ausbau der erneuerbaren Energien ab, insbesondere der Geothermie. Bereits heute seien die SWM mit Anlagen in Riem, Freiham, Sendling, Sauerlach, Dürrnhaar und Kirchstockach der bundesweit größte Betreiber von Geothermie. Für den weiteren Ausbau seien laut Wirtschaftsreferat in den kommenden Jahren rund 50 Bohrungen vorgesehen.

Die Linke fordert in einem Stadtratsantrag Wirtschaftsreferat und SWM auf, schon jetzt mit der Zukunftsplanung für den Standort am HKW Nord zu beginnen, das direkt hinter der Stadtgrenze auf Unterföhringer Gebiet liegt. Bis Ende dieses Jahres solle ein umfassendes Konzept vorgelegt werden, wie auf dem Areal künftig ausschließlich erneuerbare Energie erzeugt werden soll. Die Stadt solle die Zeit bis zum Ende der Systemrelevanz des Gasblocks für diese Planungen nutzen.

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