Architektenentwurf:Münchens neuer Hauptbahnhof wird kleiner, aber feiner

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Der Büroturm wird kleiner (rechts), der Bau insgesamt harmonischer: So könnte in einigen Jahren Münchens neuer Hauptbahnhof aussehen. (Foto: Büro Auer Weber)
  • Ein überarbeiteter Entwurf sieht vor, ein strittiges Hochhaus an der Arnulfstraße niedriger zu bauen und besser zu integrieren.
  • Es hätte ursprünglich bis zu 85 Meter hoch werden sollen.
  • Andere Fragen sind noch offen, etwa ob der Vorplatz wirklich komplett autofrei wird.

Von Alfred Dürr, München

Der Entwurf für Münchens neuen Hauptbahnhof wird noch einmal umgestaltet. Grund: Das ursprünglich geplante Hochhaus mit einer Höhe von bis zu 85 Metern, das an der Arnulfstraße entstehen soll, hatte heftige Kontroversen ausgelöst. Nun ist der Streit beigelegt. Das Architektenbüro Auer Weber trifft mit einem überarbeiteten Entwurf für den Komplex auf dem Gelände des Starnberger Flügelbahnhofs auf breite Zustimmung bei den Mitgliedern der Stadtgestaltungskommission. Auch die Denkmalschützer haben nun keine Einwände mehr gegen das Hochhaus.

Generalkonservator Mathias Pfeil, der Chef des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege, befürchtete wie auch der Stadtheimatpfleger Bernhard Landbrecht massive Beeinträchtigungen der Altstadt-Silhouette mit ihren typischen Kuppeln und Türmen durch den geplanten Turm im Umfeld des Hauptbahnhofs. Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) nannte das Büro- und Geschäfts-Hochhaus sogar monströs. Es sei ein Schaden für das Erscheinungsbild der Innenstadt. Auch im Bayerischen Landesdenkmalrat gab es kritische Stimmen. Die Stadt verlasse ihre Linie, den Blick auf die typische Struktur der Altstadt freizuhalten.

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Ein Beratergremium, dem unter anderem Mitglieder des Stadtrats und der Stadtgestaltungskommission angehören, hatte sich intensiv mit den Neubau-Plänen am Bahnhof befasst. Architekt Moritz Auer aus dem Büro Auer Weber stellte jetzt der Stadtgestaltungskommission Änderungen an den bisherigen Konzepten vor. Das Hochhaus, das nun eine Höhe von 69 Metern haben wird, steht nicht mehr isoliert vom Empfangsgebäude an der Arnulfstraße. Es wurde etwas zurückversetzt und bildet eine bauliche Einheit mit dem Bahnhofsneubau. Der Turm bekommt eine Art Krone, das heißt, die oberen Stockwerke sollen besonders ausgeprägt werden und für die Öffentlichkeit zugänglich sein.

"Ganz glücklich bin ich nicht, ich habe auch noch etwas Bauchschmerzen, aber so geht's", sagte Generalkonservator Pfeil in der Sitzung am Dienstagabend. Er freue sich, dass sich die Debatte um das Hochhaus gelohnt habe. Stadtheimatpfleger Bernhard Landbrecht sieht eine positive Entwicklung. Der Starnberger Flügelbahnhof werde nicht mehr als eigenständiger Baustein mit einem beliebigen Bürohochhaus entwickelt, das Gebäude entstehe nun aus dem Gesamtkomplex. Der Baukörper zeige eine hohe gestalterische Eigenständigkeit, aber er stehe auch als unverwechselbares Zeichen für den neuen Hauptbahnhof.

Auch andere Mitglieder der Kommission, die den Stadtrat in strittigen Baufragen berät, zeigten sich zufrieden mit dem Entwurf. Dieser weise in die richtige Richtung. Die planungspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Heide Rieke, sagte: "Wir können uns auf einen tollen neuen Hauptbahnhof freuen."

Empfangsgebäude und Starnberger Flügelbahnhof werden sich komplett verändern

Wann allerdings genau die Abbruch- und Tiefbauarbeiten für diesen Neubau erfolgen sollen, ist noch nicht klar. "Momentan erstellen wir die Unterlagen für die Genehmigungsverfahren", sagt eine Sprecherin der Bahn. In diesem Zusammenhang soll vom kommenden Jahr an die Öffentlichkeit an dem Verfahren beteiligt werden. Sie verweist auch darauf, dass man sich bereits jetzt im Internet unter www.hbf-muc.de über das Projekt informieren kann.

Der Wettbewerb zur Neugestaltung des Münchner Hauptbahnhofs, den das Büro Auer Weber gewonnen hatte, liegt nun schon mehr als zehn Jahre zurück. Durch den Start zum Bau der zweiten S-Bahn-Stammstrecke durch die Innenstadt, der in diesem Jahr erfolgte, ist auch Bewegung in den Neubau des Hauptbahnhofs gekommen. Erste kleinere, vorbereitende Arbeiten finden auch schon statt.

Komplett neu werden in den kommenden Jahren das Empfangsgebäude sowie der Starnberger Flügelbahnhof. Die Gleishalle steht unter Denkmalschutz und wird nicht verändert. Die Arbeiten werden aufwendig und umfangreich sein, denn geplant ist auch eine Neugestaltung des Bahnhofsumfeldes. Für das Empfangsgebäude ist eine Bauzeit von rund fünfeinhalb Jahren veranschlagt, für den Starnberger Flügelbahnhof an der Arnulfstraße sind es etwa drei Jahre.

Viele Fragen sind allerdings noch ungeklärt. Zum Beispiel gibt es noch Meinungsverschiedenheiten im Stadtrat darüber, ob der Vorplatz vollkommen autofrei werden kann. Außerdem wird nach wie vor über den Standort von Radl-Parkhäusern diskutiert. Obwohl sich der Stadtrat mit Mehrheit für das Hochhausprojekt am Starnberger Flügelbahnhof ausgesprochen hatte, war das lange Zeit ein zentraler Streitpunkt. Dass dieser jetzt beigelegt werden konnte, wird als wichtiger Schritt für den Neubau des Bahnhofs gewertet.

© SZ vom 12.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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