Haidhausen:"Auf brutalste Art und Weise ist dieser schöne, gesunde Kirschbaum gefällt worden"

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Baustelle statt Baum: Der Kirschbaum vor dem Üblacker-Häusl wurde im Zuge von Arbeiten am Fernwärmenetz gefällt. (Foto: Catherina Hess)

Direkt vor dem denkmalgeschützten Üblacker-Häusl in Haidhausen klafft plötzlich ein großes Loch: Ein Vogelkirschbaum wurde im Zuge von Fernwärme-Arbeiten gefällt. Anwohner sind entsetzt. Was die Stadtwerke dazu sagen.

Von Patrik Stäbler

Kurz vor seinem Lebensende hat der Kirschbaum ein letztes Mal geblüht und damit eine der malerischsten Ecken in Haidhausen noch etwas pittoresker gemacht. Doch dann rückten Montag vor einer Woche die Bauarbeiter an und sägten das Gehölz samt seiner weißen Blütenpracht um, sodass an dieser Stelle jetzt ein gähnendes Loch klafft - direkt vor dem denkmalgeschützten Üblacker-Häusl, jenem früheren Herbergsanwesen in der Preysingstraße, das heute ein Museum sowie wechselnde Kunstausstellungen beheimatet.

Überdies ist die Vogelkirsche, um die drei Sitzbänke und ein Haferl-Brunnen gruppiert waren, ein beliebter Treffpunkt im Viertel gewesen. Und entsprechend groß ist dort nun die Entrüstung über die Fällung, die im Zuge von Bauarbeiten für die Fernwärme erfolgte.

"Ohne jegliche Vorankündigung und auf brutalste Art und Weise ist dieser schöne, gesunde Kirschbaum gefällt worden", klagt etwa Bettina Berger, die seit mehr als 20 Jahren in der unmittelbaren Nachbarschaft lebt. Dadurch sei "der wunderschöne Platz vor dem Museum zerstört". Ihr zufolge war die dortige Baustelle anfangs noch "explizit um den Baum herum" eingezeichnet. Umso überraschender sei für die Nachbarschaft die Fällung gekommen.

Da stand er noch und blühte: Der nun gefällte Kirschbaum mit Bänken vor dem Üblacker-Häusl. (Foto: Privat)

Tatsächlich sei ursprünglich nicht vorgesehen gewesen, die Vogelkirsche zu entfernen, teilt eine Sprecherin der Stadtwerke München (SWM) mit. Vielmehr habe man die Leitungen an jener Stelle herausziehen und danach die Ersatzrohre wieder hineinschieben wollen. Doch dann seien die Bauarbeiter genau unterhalb des Baums auf eine "nicht dokumentierte Abmauerung" gestoßen, sagt die SWM-Sprecherin. "Daher musste die ursprüngliche Planung geändert werden."

Möglicherweise muss noch ein zweiter Baum dran glauben

Kurzum, fürs Verlegen der neuen Leitungen im Zuge der Dampfnetzumstellung sei das kurzfristige Fällen der Vogelkirsche unumgänglich gewesen. Oder wie es die SWM-Sprecherin ausdrückt: "Das Untergraben des Baums im Bereich der bestehenden Fernwärmetrasse ist bei gleichzeitigem Erhalt des Baums und der Wurzeln nicht möglich." Diese Tatsache hat auch der Bezirksausschuss Au-Haidhausen (BA) in seiner Stellungnahme zu dem Thema "mit Bedauern" zur Kenntnis genommen. Das Gremium befasste sich infolge einer Bürgerbeschwerde in seiner jüngsten Sitzung mit den Geschehnissen. Dort kam auch heraus, dass für die Arbeiten der SWM womöglich noch ein zweiter Baum gefällt werden muss, in der Preysingstraße 46.

Mit Blick auf die beseitigte Vogelkirsche vor dem Üblacker-Häusl forderte der BA eine Ersatzpflanzung am bisherigen Standort. Dies sei auch geplant, versichern die Stadtwerke. Laut Fällgenehmigung müsse der neue Baum innerhalb der nächsten sieben Monate gepflanzt werden. Hierbei solle es sich nicht um einen kleinen Setzling, sondern um einen Baum "mit einer gewissen Größe" handeln, teilen die SWM mit. Inwiefern dort wieder eine Vogelkirsche gepflanzt wird, ist indes noch offen.

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