Geplanter Abriss in Hadern:Letzter Sommer für das Waldschlössl

Lesezeit: 2 min

Osteria am Waldfriedhof.Das Gebäude in der Fürstenriederstrasse soll nun nun abgerissen werden. (Foto: Catherina Hess)

Das fast 120 Jahre alte Waldschlössl am Waldfriedhof soll abgerissen werden, der Denkmalschutz greift nicht. Den geplanten Neubau hat die Stadt wegen seiner Größe erst einmal abgelehnt. Dagegen klagt der Investor

Von Berthold Neff, Hadern

Es ist ein Gebäude von lokalhistorischem Wert, aber nun in Gefahr: Das Waldschlössl, das einst fast gleichzeitig mit dem Waldfriedhof entstand, soll nach dem Willen von Investoren abgerissen werden. Das Gasthaus an der Würmtalstraße 2 (Ecke Fürstenrieder Straße) entstand auf Initiative des Kaufmanns Eduard Rau, der in der Kaufingerstraße 9 seit 1879 eine "Cristallfabrik-Niederlage" der Glasfabrik Theresienthal führte und 1903 bei der Lokalbaukommission einen Plan für die Erbauung eines "Restaurationsgebäudes beim Waldfriedhof" auf seinem bis dahin unbebauten Eckgrundstück Würmtalstraße/Fürstenrieder Straße einreichte.

Es wurde dann eine Nummer kleiner, denn statt des von der Baufirma Gebrüder Rank entworfenen großzügigen Gasthauses wurde von November 1904 an das etwas kleiner dimensionierte "Waldschlössl" des Architekten Fritz Sedlmair errichtet. Bauherr war Alois Dichtl, der das Grundstück inzwischen gekauft hatte. Im Februar 1908 erhielt Dichtl die Genehmigung zum Bau einer Bierhalle, einer Stallung und eines Eiskellers mit Remise, später kamen ein Schlachthaus und eine Metzgerei dazu.

Das Waldschlössl mit dem großzügigen Biergarten wurde zu einem beliebten Ausflugslokal. Zahlreiche Trauerfeiern fanden dort statt, aber das bunte Treiben führte auch zu Kritik, man beklagte - wegen des benachbarten Friedhofs - eine Störung der Totenruhe. Später war das Lokal "Fürstenegger" im Gebäude untergebracht, heute bewirtet das Restaurant "Osteria" dort seine Gäste. Damit könnte es aber bald vorbei sein. Ein erster Versuch, das Haus mit Verweis auf seine Denkmalwürdigkeit zu retten, schlug fehl, es wurde, auch aufgrund vieler An- und Umbauten, nicht in die Denkmalliste aufgenommen. Deshalb konnte das zuständige Planungsreferat bereits Ende 2019 auf eine Anfrage der beiden CSU-Stadträte Evelyne Menges und Johann Stadler nach den Chancen, dieses markante historische Haus zu erhalten, nur berichten, dass der Denkmalschutz keine Handhabe biete, einen Abriss zu verhindern. "Zur Denkmaleigenschaft hat das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege das Bestandsgebäude überprüft und kam zu dem Ergebnis, dass kein Eintrag in die Denkmalliste erfolgen wird", schrieb Stadtbaurätin Elisabeth Merk in ihrer Antwort auf die CSU-Anfrage.

Und sie fügte hinzu, dass ein Investor im September 2019 einen Antrag auf Vorbescheid zur Errichtung eines Wohn- und Geschäftshauses mit Tiefgarage gestellt habe. Da der Flächennutzungsplan dieses Areal als "Mischgebiet" ausweist, was auch der tatsächlichen Situation entspreche, und da sich das beantragte Vorhaben nach Art der Nutzung in die Umgebung einfüge, habe man das Anliegen im Vorbescheid positiv beantworten müssen. Einen Riegel schob das Planungsreferat dennoch vor. "Die Fragen zum Maß der Nutzung wurden aufgrund der Dimensionierung, insbesondere der Höhenentwicklung, negativ beantwortet." Dagegen habe der Investor Klage eingereicht. Auf SZ-Anfrage bestätigte Ingo Trömer vom Planungsreferat, dass gegen den teilweise negativen Bescheid eine Klage vorliegt: "Das Verfahren dauert aktuell noch an." Daraus ergibt sich, dass auch über die beantragte Fällung von fünf teils stattlichen Kastanien noch nicht entschieden wurde. Die "Osteria" bewirtet daher, nach der durch Corona bedingten Schließung, nun darunter ihre Gäste.

© SZ vom 02.06.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: