Das Oskar-von-Miller-Gymnasium und das direkt angrenzende Maximiliansgymnasium in Schwabing sind zwei Vorzeigeprojekte der aktuellen Münchner "Schulbauoffensive". 167 Millionen Euro hat die Stadt München in die Hand genommen, um die beiden Schulen knapp dreieinhalb Jahre lang zu sanieren, umzubauen und auf den aktuellsten technischen Stand zu bringen. Mitten im Endspurt der Sanierung bekommen die Direktoren der beiden Schulen allerdings einen Dämpfer: Das kabellose Internet, so wird ihnen auf einer Baustellenbesichtigung zugetragen, soll im neuen Gebäude womöglich nicht rechtzeitig aktiviert werden.
"Die Stadt München hatte uns mitgeteilt, dass wir mit dem Einzug drüben wieder sofort ein Wlan bekommen", sagt Thomas Bednar, Direktor des Maximiliansgymnasiums. Von einem Mitarbeiter der städtischen Tochtergesellschaft LHM Services will er bei der besagten Besichtigung im November vergangenen Jahres jedoch erfahren haben, dass die Freischaltung doch "noch bis 2025 dauern" könne.
Die Stadt sagt den Anschluss im "Oskar" zu, die Schule weiß davon nichts
Auch Angelika Schneider, Direktorin des Oskar-von-Miller-Gymnasiums, fürchtet um den Wlan-Anschluss ihrer Schule: "Obwohl alle Vorkehrungen da sind, werden die Access Points nicht freigeschaltet. Das ist unser Stand." Wlan-Anschlusspunkte sind nur so groß wie eine Steckdose und funktionieren in historischen Gebäuden mit dicken Mauern in der Regel besser als herkömmliche LTE-Router. Die IT-Referat der Stadt teilt auf SZ-Anfrage dagegen schriftlich mit, dass das Oskar-von-Miller-Gymnasium "planmäßig mit Wlan ausgestattet" werde und es zum Schulbeginn nutzen könne. "Der Einbau der Technik", heißt es im knappen Statement, "kann erst erfolgen, wenn die Baustelle staubfrei ist." Zum Maximiliansgymnasium wurde nicht explizit Stellung genommen.
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Da die Stadttochter LHM Services gegenüber der Schulleitung des Oskar-von-Miller-Gymnasiums "in keiner Weise gesprächsbereit" gewesen sei, wandte sich Angelika Schneider an Patric Wolf (CSU), den Vorsitzenden des Bezirksausschuss (BA) Schwabing-Freimann. "Wenn man über hundert Millionen Euro in eine Renovierung steckt und dann am Ende kein Wlan hat, dann ist das komisch", meint Wolf, der bereits einen Antrag stellte, Oskar-von-Miller-Gymnasium und Maximiliansgymnasium von Herbst an mit dem kabellosen Internet auszustatten.
In den Schulen geht man weiterhin davon aus, dass es im September kein Wlan aus den Anschlusspunkten geben wird. Momentan befindet sich das Oskar-von-Miller Gymnasium noch im Interimsgebäude an der Ungererstraße. Bleiben die Anschlusspunkte im September wirklich deaktiviert, dann will die Schule eine Ausstattung mit den aktuell verwendeten, vom Mobilfunknetz abhängigen LTE-Routern veranlassen. "Wir müssten von der Stadt doppelt ausgestattet werden, weil das neue Schulhaus wahrscheinlich größer ist", sagt Anwendungsbetreuerin Nicole Ober. LTE-Router müssten, so Ober, "irgendwo im Raum" stehen, bräuchten Steckdosen und seien außerdem anfälliger für Schäden.
Beim Wlan geht es auch um Chancengleichheit
Der "Beraterkreis zur IT-Ausstattung von Schulen des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultur" veröffentlicht regelmäßig seine Vorstellung vom idealen digitalen Klassenzimmer. Empfohlen werden aktuell etwa ein Lehrercomputer, eine digitale Präsentationseinrichtung und geeignete Hardware für Schüler. "Eine entsprechende Netzinfrastruktur (insbesondere auch Wlan) und eine Internetanbindung mit ausreichender Bandbreite sind dabei Voraussetzung", heißt es.
Für Nicole Ober ist ein funktionierendes Wlan in der Schule nicht nur Voraussetzung für digitale Zukunftsmusik, sondern für gleiche Chancen im Unterricht. "Alle Schüler müssen die Möglichkeit haben, ins Internet zu gehen. Wir haben genügend Schülerinnen und Schüler, die aus unterschiedlichen Gründen - sei es Alter oder der finanzieller Hintergrund - keinen Zugang zum Internet haben." Derzeit sind von circa 360 Münchner Schulen etwa 140 flächendeckend mit Wlan ausgestattet.