Vorgezogene Wahl:Neue Doppelspitze für die Münchner Grünen

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Umarmungen waren nicht erlaubt: Ursula Harper und Joel Keilhauer auf dem Dach der kleinen Olympiahalle, in der sie zum neuen Führungsduo der Münchner Grünen gewählt wurden. (Foto: Florian Peljak)

Ursula Harper und Joel Keilhauer wollen die Erfolgsserie ihrer Partei in der Stadt nicht abreißen lassen. Die Bundestagswahl werde "kein Spiel auf Platz".

Von Heiner Effern

Die Grünen haben eine neue Stadtspitze: Ursula Harper, 54, und Joel Keilhauer, 28, folgen auf die vorzeitig scheidenden Vorsitzenden Gülseren Demirel und Dominik Krause. Harper erhielt 172 von 217 Stimmen und setzte sich damit deutlich gegen ihre einzige Konkurrentin Kornelia Wagner durch. Die Wahl des Co-Chefs ging deutlich knapper aus: Joel Keilhauer kam auf 113 Stimmen und damit nur auf zehn mehr als der zweite Kandidat Arne Brach. Traditionell bilden bei den Grünen eine Frau und ein Mann das Führungsduo. Gewählt sind die beiden vorerst für ein halbes Jahr bis zu den nächsten regulären Vorstandwahlen.

Wegen der Corona-Pandemie hatten die Grünen ihren Parteitag am Samstag zweigeteilt. In einem längeren digitalen Part am Vormittag stellten sich die Kandidaten vor, wurden die Finanzen besprochen und Anträge eingebracht. Am Nachmittag trafen sich dann die Mitglieder, die sich vorab angemeldet hatten, unter strengen Hygienevorkehrungen zur persönlichen Abstimmung in der kleinen Olympiahalle. Der Zugang war streng geregelt, Masken waren Pflicht und alle Teilnehmer mussten während des Parteitags auf ihren Plätzen sitzen bleiben. Die Kandidaten verzichteten auf ihre Recht, sich auch nochmal persönlich vorzustellen. Die Wahl der beiden neuen Vorsitzenden erfolgte elektronisch.

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Die geborene Münchnerin Harper arbeitet als freiberufliche Grafikerin. Zudem illustriert sie Bücher mit Schwerpunkt Kinderbücher und Tiere. Seit 2016 organsiert sie Ausstellungen in der Borstei. Bei den Grünen ist sie seit 2017 aktiv. Unter anderem engagiert sie sich im Tierschutz und im Antifaschismus, derzeit ist sie Fraktionssprecherin der Grünen im Bezirksausschuss Moosach.

Joel Keilhauer ist in Zwiesel geboren und seit 2009 Mitglied der Grünen. 2011 kam er zum Studium der Politikwissenschaften nach München. 2014 schloss er daran eine Ausbildung zum Kinderpfleger an. Von 2016 bis 2019 arbeitete in dieser Funktion in der Glockenbachwerkstatt. Nach dem großen Wahlerfolg der Grünen bei der Landtagswahl zog es ihn auch beruflich in die Politik, Keilhauer arbeitet seither als persönlicher Referent der Grünen-Abgeordneten Verena Osgyan.

"Wir haben eine absolute Chance auf die Direktmandate"

Die beiden neuen Stadtchefs der Grünen erlebten ihre Wahl mit einer Mischung aus Freude und Kampf mit den Umständen. Umarmungen waren nicht erlaubt, ebensowenig persönlicher Gratulationen. Für ihre Amtszeit, die beide gerne im kommenden Frühjahr um zwei Jahre verlängern würden, gaben sie drei Ziele aus: Sie wollen die mit mehr als 3000 Mitgliedern immer breiter werdende Basis enger einbinden, ein Scharnier zur Stadtratsfraktion sein und einen Bundestagswahlkampf organisieren, der die grüne Erfolgsserie in München fortsetzt. "Wir haben eine absolute Chance auf die Direktmandate", sagte Harper. Das wird "kein Spiel auf Platz", sagte Keilhauer. Mit der Arbeit der neuen grün-roten Stadtregierung sind die beiden bisher sehr zufrieden. Sie wollen jedoch die mit dafür sorgen, dass die Erfolge in der Öffentlichkeit noch besser wahrgenommen würden.

Am Vormittag hatte Bürgermeisterin Katrin Habenschaden im digitalen Teil des Parteitags bereits eine Bilanz der ersten Monate der grün-roten Koalition gezogen. "Pop-up-Bike-Lanes, Schanigärten, Sommerstraßen. In kürzester Zeit haben wir im öffentlichen Raum mehr positive Veränderungen geschaffen als die GroKo in sechs Jahren." Man habe "einen gelungenen Start" hingelegt, auch wenn der durch die Corona-Pandemie unter deutlich schwierigeren Bedingungen erfolgte als man sich das wünschte. Doch auch wenn das Regieren mit dem Virus kompliziert sei, gebe es keinen Grund zu jammern. Gerade in den, auch finanziell schwierigen Zeiten, sei es sehr wichtig, dass die Grünen an der Regierung seien.

Corona habe die "grünen Deckmäntelchen" der anderen Parteien in wenigen Wochen weggeweht. Man werde alles geben, um die Stadt gut durch die Pandemie zu bringen, aber auch die eigenen Projekte weitertreiben. "Wir Grüne müssen, wir werden all das umsetzen, wofür uns die Münchnerinnen und Münchner gewählt haben", kündigte Habenschaden an. Die Grünen müssten das Momentum nützen. "Jetzt ist unsere Stunde."

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