München:Großbaustelle Olympiapark: Millioneninvestitionen für die Zukunft

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Knapp 50 Jahre nach den Spielen von 1972 wird das olympische Erbe fit gemacht für die Zukunft. (Foto: Robert Haas)

Die Sanierung der Hallen ist bald abgeschlossen, das Stadion muss sich vorerst mit Kosmetik begnügen. Aber die Pläne für den Olympiapark gehen viel weiter.

Von Heiner Effern und Sonja Niesmann

Dichte Schwaden steigen nach oben und verlieren sich in der Weite des Olympiastadions. Sie kommen nicht von den Rängen, Pyrotechnik und brüllende Fans auf den grünen Sitzen erscheinen gerade so realistisch wie sinkende Wohnungsmieten in der Stadt. Etwa zehn Menschen halten sich an diesem Freitag im Stadion auf, sie tragen meist orange leuchtende Jacken und schuften im Innenraum. Sie werfen Asphalt auf den einst olympischen Leichtathletik-Boden, einer kühlt ihn mit Wasser aus einer Gießkanne ab. Dampf steigt auf, immer wieder.

Kosmetiker in Bauarbeitermontur machen den Innenraum des Stadions gerade schick. Der für Autorennen geopferte Rasen liegt schon wieder im Zentrum des Innenraums, nun wird der Rest in Form gebracht. Allerdings tragen die Arbeiter hier dick Schminke auf, die Laufbahn und andere Leichtathletikanlagen werden auf Asphalt nur aufgemalt, damit das Stadion für schwere Trucks befahrbar bleibt. Denn wenn es hier voll wird, dann fast nur noch bei Open-Air-Konzerten mit riesigen Bühnen, die angeliefert und aufgebaut werden müssen.

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Das zentrale Bauwerk des Olympiageländes soll für die Besucher trotzdem schön aussehen und in Form bleiben, wie der gesamte Park. Knapp 50 Jahre nach den Spielen von 1972 wird das olympische Erbe fit gemacht für die Zukunft, dazu gehören neben den intensiven und teils jahrelangen Sanierungen möglicherweise zwei oder sogar drei große Neubauten im und am Park. "Wir haben einen ständigen Wandel, gerade ist wahnsinnig viel los", sagt Marion Schöne, Geschäftsführerin der Olympiapark München Gesellschaft. Erst kürzlich hat sich der Aufsichtsrat auf den Standort für ein gewünschtes Museum zu den Spielen 1972 festgelegt, wenn es nach der Chefin der Aufsichtsrats, Bürgermeisterin Christine Strobl (SPD) geht, soll dieses möglichst zum 50. Jubiläum im Jahr 2022 öffnen. "Viele junge Münchner wissen von damals nichts", sagt Strobl.

Von denen kommen dafür aber nicht wenige zum Eislaufen, als Hobby oder Sport. Noch vor der Sommerpause solle der Stadtrat grundsätzlich den Bau der neuen Eissport- und Basketballhalle beschließen, sagt Bürgermeisterin Strobl. Errichten wird sie der Getränkehersteller Red Bull an der Stelle, wo jetzt das Olympia-Radstadion steht. Die Stadt wird dort als Mieter Eiszeiten für die Münchner buchen. "Mehr als bisher im Eissportzentrum", verspricht Strobl. Was dann mit diesem Gebäude am Parkeingang geschehe, sei noch völlig offen. Auch wenn gerade die Bewerbung des Olympiaparks um den Status als Weltkulturerbe anlaufe, könnte ein Neubau entstehen. Der müsse allerdings den Denkmalschutz des Areals respektieren und dürfe neben der modernen BMW-Welt nicht abfallen. "Keine 08/15-Architektur" will Strobl dort sehen. Über allem stehe aber, das einzigartige Flair des Olympiaparks nicht zu beeinträchtigen.

Schließlich sei München in der Nachnutzung eines olympischen Geländes weltweit Vorbild, sagt auch Park-Chefin Schöne. Seit den Spielen 1972 hätten etwa 211 Millionen Menschen den Park besucht, die bei einer Veranstaltung registriert wurden. Dazu kommen Jogger, Flaneure und Erholungssuchende, die niemand zählt. Damit diese Anziehungskraft nicht nachlässt, investiert die Stadt enorm viel Geld.

Ins Schwitzen kommen im Olympiapark derzeit nicht die Sportler, sondern eher die Bauarbeiter, die im Stadion asphaltieren und in der Schwimmhalle den Boden rausreißen. (Foto: Robert Haas)

Zwei große Sanierungen sollen Ende dieses Jahres beziehungsweise 2019 abgeschlossen sein. Allein 140 Millionen fließen laut Schöne in die Olympiahalle, die seit 2007 im laufenden Betrieb technisch und baulich auf den neuesten Stand gebracht wird. Darin eingerechnet ist laut den Stadtwerken, die die Ausführung schultern, auch der Bau der kleinen Olympiahalle. Die meiste Arbeit würde den Besuchern nicht einmal auffällen, sagt Olympiaparkchefin Schöne. Neben neuen Rohren, Leitungen oder Brandschutzvorkehrungen sei zum Beispiel auch die Statik der Hallendecke ertüchtigt worden. "Eine aufwendige Produktion wie gerade bei den Helene-Fischer-Konzerten hätten wir noch vor wenigen Jahren nicht umsetzen können." Die Auslastung der Halle liegt bei 80 Prozent.

Schon diesen Herbst soll die Sanierung der Olympia-Schwimmhalle beendet sein. Die kleinen Becken unter der Tribüne sind schon fertig, derzeit rattern schwere Baumaschinen im weitläufigen Hauptraum. Sie brechen den Betonboden zwischen den Becken auf, der Sprungturm ist eingerüstet, das große Becken harrt einer neuen Verkleidung. Alle sanitären Anlagen werden ebenso erneuert wie die Technik und am Ende auch noch die verglaste Außenfassade. Über die Kosten schweigen die Stadtwerke München aus Wettbewerbsgründen, aber ein deutlich siebenstelliger Betrag dürfte es schon sein.

Auch an den Rändern soll der Park schöner werden. So sieht es die Planung vor, die 2010 im Zuge der Bewerbung für die Olympischen Winterspiele erstellt wurde. In einigen Jahren werden 35 000 Quadratmeter Grünfläche am südwestlichen Zipfel dazukommen, auf dem Gelände der Außenstelle Oberwiesenfeld der LMU-Tierklinik. Deren Umzug nach Oberschleißheim ist für Ende 2020 vorgesehen. Der zusätzliche, etwa fünf Fußballfelder große Grünstreifen soll auch den südlichen Parkeingang attraktiver machen - derzeit ein eher ungeordneter, zugebauter und wenig repräsentativer Zugang. Weichen müssen wird wohl das "Schlosszelt", allerdings nicht, weil es das südliche Entree nicht zieren würde, sondern weil Lärmkonflikte erwartbar sind mit den Mietern in einem Wohnquartier für Staatsbedienstete, das ab Mitte 2020 an der Schwere-Reiter-Emma-Ihrer-Straße gebaut wird.

Zu dieser Zeit sollen die Handwerker auch schon wieder im Olympiastadion werkeln. Dort steht eine große Sanierung an, der Stadtrat hat sie schon 2015 mit einem Beschluss auf den Weg gebracht. Als Kosten waren damals knapp 80 Millionen Euro veranschlagt, aktuell laufen neue Berechnungen. Diese werden sicher nicht günstiger ausfallen, die Stadträte werden in absehbarer Zeit vor einer grundsätzlichen Entscheidung stehen: Wollen sie das schöne, aber seit dem Auszug des Fußballs um jede attraktive Nutzung kämpfende Stadion richtig in Schuss bringen oder nur zukunftssicher machen und für den äußeren Schein nochmals nachschminken.

© SZ vom 10.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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