Internetausbau in München:Warum der Glasfaseranschluss ins Wohnzimmer muss

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Die Stadtwerke wollen das Glasfasernetz in Münchner Wohnungen ausbauen. (Foto: Matthias Rietschel/dpa)

Schnelle Leitungen nur bis in den Keller, das ist langfristig zu wenig. Stadtwerke und M-net wollen daher bis 2034 Glasfaserkabel bis in die Wohnungen verlegen.

Von Helmut Martin-Jung

Der erste Schritt ist geschafft: In zwei Tranchen haben die Stadtwerke und ihre Telekommunikations-Tochter M-net 70 Prozent der Münchner Haushalte mit Glasfaseranschlüssen versorgt. Den Rest übernimmt die Deutsche Telekom - so sieht es eine Übereinkunft vor. "München ist damit beim Glasfaserausbau die Nummer eins unter den deutschen Großstädten", sagt Nelson Kilius, Sprecher der M-net-Geschäftsführung.

Alles gut also? Nein, denn es bleibt trotzdem noch viel zu tun. Die schnellen Fasern reichen in aller Regel bloß in den Keller der Wohn- und Geschäftsgebäude. Die letzten Meter bis zur Anschlussdose in der Wohnung müssen die alten Kupferleitungen bewältigen, und das können sie nicht so schnell und so zuverlässig wie Glasfaser. Also müssen die Fasern in die Wohnung. Aber wie?

Das fragen sich viele, und deshalb haben die Stadtwerke und M-net ein Informationszentrum eröffnet, in dem sich Mieter, Eigentümer und die Wohnungswirtschaft darüber informieren können, wie die Sache im Einzelfall abläuft. Die eine Lösung, das erfährt man in dem Neubau an der Hanauer Straße 20, gibt es nicht. Die dünnen Glasfasern können über Kabelschächte oder Leerrohre geführt werden, wenn es die im Haus gibt, zur Not auch über einen nicht benutzten Kamin. Ansonsten können auch im Treppenhaus kleine Kabelschächte verlegt werden, die das Gesamtbild kaum stören. Auch wie sich das Ganze dann in der Wohnung darstellt, ist in dem Infozentrum anschaulich zu sehen. Spoiler: Die Gerätschaften sind dezent, die nahezu transparenten Kabel lassen sich auch auf die Wand kleben und können überstrichen werden.

Beim gemeinnützigen Wohnungsverein München 1899 haben etwa 3000 Mitglieder die Sache schon hinter sich. Probleme, sagt Geschäftsführer Daniel Polke, habe es nur wenige gegeben. Und nahezu alle Mitglieder hätten auch zugestimmt, sich den Glasfaseranschluss in die Wohnung legen zu lassen. Dabei sind die Kunden übrigens nicht an M-net als Internetanbieter gebunden. M-net baut zwar mit Vertragsunternehmen die Anschlüsse kostenfrei für Mieter oder Eigentümer in die Wohnungen, öffnet seine Kabel aber auch für Wettbewerber wie etwa 1&1, sagt M-net-Chef Kilius.

Die Kosten teilen sich Stadtwerke und M-net auf, insgesamt kommen schon gut 500 Millionen Euro zusammen. In etwa acht bis zehn Jahren will man mit dem Ausbau bis in die Wohnung, Fachchinesisch: FTTH (fiber to the home), fertig sein. Kilius gibt aber zu, dass dies ein ehrgeiziger Plan sei, bei dem alles reibungslos funktionieren müsse.

Auch Kabelanbieter wie Vodafone und Telecolumbus, die sich den Münchner Markt teilen, hätten angekündigt, Glasfaser bis in die Wohnung auszubauen, bisher aber noch nicht damit angefangen, sagt Kilius. * Das werde langfristig dazu führen, dass im Stadtgebiet Glasfaser doppelt und dreifach ausgebaut wird - ein "volkswirtschaftlicher Unsinn", wie Kilius findet.

*Anmerkung der Redaktion: Die Tele Columbus AG teilt dazu mit, dass sie in München bereits zahlreiche Wohneinheiten mit Glasfaser erschlossen habe.

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