Kritik von Gewofag-Betriebsrat:"Stimmen Sie gegen eine Fusion!"

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Die Beschäftigten der städtischen Gewofag warnen vor einem Eingriff in die Tarife und sehen sich nicht eingebunden in die Fusion - hier die Siedlung der Wohnungsbaugesellschaft in Ramersdorf. (Foto: Catherina Hess)

Der Stadtrat will in dieser Woche die Fusion der beiden städtischen Wohnungsgesellschaften beschließen. Doch dagegen wehrt sich nun der Betriebsrat der Gewofag.

Von Sebastian Krass

"Rein parteipolitische Interessen": Der Betriebsrat der städtischen Wohnungsbaugesellschaft Gewofag übt in einem Brief an den Stadtrat scharfe Kritik an der geplanten Fusion mit der GWG. "Wir sehen weiter keinen wirtschaftlichen oder wohnungspolitischen Sinn in der Zusammenlegung", heißt es in dem Schreiben, das mit einem Aufruf an die Stadträtinnen und Stadträte endet: "Stimmen Sie gegen eine Fusion!"

Dass es so kommt, ist unwahrscheinlich. Schließlich hat die grün-rote Stadtratsmehrheit sich die Fusion zum Ziel gesetzt. In dieser Woche stimmt die Vollversammlung über einen Grundsatzbeschluss für die Gründung einer "Münchner Wohnen" ab, die mit knapp 70 000 Wohnungen eines der größten kommunalen Wohnungsunternehmen bundesweit wäre und 2024 den Betrieb aufnehmen soll. Die Politik betont, sie wolle bei dem Prozess die insgesamt 1200 Beschäftigten einbinden.

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Man trete "der Prosa entgegen, dass die Mitarbeitenden der Gewofag umfänglich mit eingebunden worden wären", schreiben die Betriebsratsvorsitzenden Harald Wulf und Dorothea Schmitz. Man habe sich stets um Informationen zum Fusionsprozess bemüht, diese aber erst in der vergangenen Woche erhalten.

Zudem kritisieren Wulf und Schmitz Überlegungen, einen gemeinsamen Firmensitz zu suchen: "Ein neuer Standort bedeutet ausschließlich eine enorme Verschwendung von Steuergeld." Und sie warnen "vor jedem Eingriff von Dritten (...) in die bestehenden Tarifsysteme und Betriebsvereinbarungen".

Ein Hintergrund davon ist, dass die GWG dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst folgt, die Gewofag dem für die Wohnungswirtschaft. Ein Vertreter des GWG-Betriebsrats erklärte am Montag, man habe derzeit nicht vor, sich zu der Fusion zu äußern.

Grünen-Stadtrat und GWG-Aufsichtsrat Bernd Schreyer kennt durch seine frühere Tätigkeit im Wohnungsamt beide Unternehmen seit Jahrzehnten. Er tritt der Kritik aus der Gewofag entgegen: Die Fusion sei sehr wohl wirtschaftlich sinnvoll, weil ein gemeinsames Unternehmen schlagkräftiger sei. Zudem sei der anstehende Beschluss nur der Start, die Beschäftigten seien willkommen, sich fortan intensiv einzubringen. "Es ist auch klar, dass künftig keiner weniger verdient als vorher", betont Schreyer. Einen Firmensitz bezeichnet er "eher als Vision", man könne später entscheiden, ob das sinnvoll sei oder nicht.

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