Sanierung des Gasteig:"Das machst du nur einmal im Leben"

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700 Millionen Euro soll die Sanierung des Gasteig kosten. (Foto: Visualisierung: Henn Architekten)

Die Münchner Raumentwicklungsgesellschaft, eine Tochter der Stadt, soll mit einem privaten Unternehmen das Kulturzentrum am Isarhochufer modernisieren - einige Fragen müssen aber noch geklärt werden.

Von Heiner Effern

Die Stadt hat entschieden, wer die etwa 700 Millionen Euro teure Sanierung des Gasteig auf ihrer Seite übernehmen soll. An diesem Mittwoch wird der Vollversammlung des Stadtrats die Münchner Raumentwicklungsgesellschaft, kurz MRG, als Projektverantwortliche vorgestellt. Die mittlerweile hundertprozentige Tochter der Stadt soll im sogenannten Partnering-Modell mit einem privaten Unternehmen das Kulturzentrum am Isarhochufer modernisieren. "Vor uns liegt damit eine große Aufgabe, die von der Verwaltung allein nicht gestemmt werden kann", sagte Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD). Deshalb werde sie an die MRG weitergereicht. "Ich freue mich, wenn dadurch das Projekt nun endlich Fahrt aufnimmt."

Auch Kulturbürgermeister Dominik Krause (Grüne) findet diesen Schritt richtig. "Der Gasteig passt gut zu den Kernaufgaben der MRG", sagte er. Trotzdem werde sich die Gesellschaft verstärken müssen, um die Sanierung zu stemmen. Intern war nach Informationen der SZ auch überlegt worden, ob die Stadtwerke München (SWM) als Bauherr der Stadt agieren sollen oder eine komplett neue Gesellschaft gegründet wird. Letztlich entschieden sich die Verantwortlichen für die MRG. Diese bekommt das Gasteig-Projekt quasi als Geburtstagsgeschenk. Vor 30 Jahren wurde sie gegründet, um auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens in Riem die Infrastruktur für einen riesigen neuen Stadtteil hochzuziehen: die heutige Messestadt.

"Eine große Aufgabe" sei die Gasteig-Sanierung, sagte Geschäftsführer Boris Seyfarth, die er und sein Team "mit viel Herzblut" angehen wollen. Natürlich hat auch er mitbekommen, dass sich wohl nicht jede städtische Gesellschaft um die komplizierte Sanierung von Europas größtem Kulturzentrum gerissen hat. Doch Seyfarth ist überzeugt, dass seine 35 Beschäftigten mitziehen werden. "Wir wuppen das zusammen. Da muss man uns nicht zum Jagen tragen." Nun müssen sie sich ein Partner-Unternehmen aus der Baubranche suchen. Zu entscheiden wird in der Stadtpolitik auch sein, ob die MRG nur als Bauherrin einsteigt oder das Gebäude in Erbpacht übernimmt und dann an die Stadt oder die Gasteig GmbH zurückvermietet.

Bei den Stadtwerken sollen rechtliche Gründe gegen eine Übernahme der Sanierung gesprochen haben. Eine neue Gesellschaft zu gründen und mit Bauingenieuren, Architekten, IT-Fachkräften, Juristen oder Kostenkontrolleuren auszustatten, das hätte die Sanierung nochmals verzögern können. Schon jetzt soll sie bis Anfang der 2030er Jahre dauern. "Unser Vorteil ist, dass wir diese Strukturen schon haben", sagte MRG-Geschäftsführer Seyfarth. Trotzdem muss er für diesen Auftrag weitere Fachleute suchen, ist dabei aber guter Dinge. Die Sanierung sei so spannend, dass sie "wie ein Magnet" wirken könnte. "Das ist so etwas wie der Mount Everest. Das machst du nur einmal im Leben."

Die MRG hat in der Messestadt von den Straßen und Grünzügen über die Friedhofserweiterung bis hin zu neuen Schulen die gesamte Infrastruktur verantwortet. Dazu wurde sie von der Stadt und von einem privaten Konsortium um die Bayerische Landesbank, das in die Messestadt investierte, gegründet. Das neue Messegelände entwickelte die Messegesellschaft selbst. Im Jahr 2015 übernahm die Stadt die MRG komplett.

Seither ist sie als kommunale Dienstleisterin tätig. Große Projekte kamen oder kommen gerade auch zum Abschluss. Im vergangenen Jahr bezog das sechszügige Gymnasium sein neues Gebäude, in diesem Herbst wird die Realschule folgen. Als weiteres großes Vorhaben mitten in der Stadt organisiert die MRG gerade den Umbau von drei Bettenhäusern des Schwabinger Krankenhauses. Diese werden für den Klinikbetrieb nicht mehr benötigt, nun sollen darin etwa 200 Wohnungen für Pflegekräfte entstehen.

Mit der Sanierung des Gasteig wird die Bedeutung der Gesellschaft für die Stadt nochmals steigen. Die großen Zahlen schrecken Geschäftsführer Seyfarth aber nicht, schließlich lag das Volumen für die Infrastruktur in Riem auch bei 750 Millionen Euro. Er blickt deshalb auch der Sanierung des etwa 40 Jahre alten Kulturgebäudes mit all seinen Fallstricken gelassen entgegen. "Wir haben bereits unter Beweis gestellt, dass wir große Projekte in der vereinbarten Qualität, zum vereinbarten Termin und zu den vereinbarten Kosten durchführen können."

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