"Fuckup Night":"Wer bei uns auf der Bühne steht, hat sein Scheitern schon hinter sich"

Lesezeit: 2 min

"Ich stand da wie ein begossener Pudel", erzählt Michaela Forthuber über den Moment, als die Bank ihre Idee ablehnte. Jetzt ist sie darüber hinweg. (Foto: privat)

Michaela Forthuber hätte vielleicht mal Milliardärin werden können - und versemmelte es. Nun organisiert sie die "Fuckup Night" für alle, die schonmal gescheitert sind. Woran eigentlich?

Interview: Julia Schriever

Fast wäre Michaela Forthuber Milliardärin geworden. Sie hatte vor zwanzig Jahren eine Idee, mit der sie die Art, wie Menschen reisen, verändern wollte. Sie war topmotiviert, schrieb einen Businessplan, ging zur Bank - und die sagte "Nein, danke". "Ich stand da wie ein begossener Pudel", erzählt Forthuber. Zehn Jahre später kamen drei Männer aus dem Silicon Valley, gründeten Airbnb und gehören seitdem zu den reichsten Menschen der Welt. Michaela Forthuber, 51, arbeitet jetzt als Unternehmensberaterin und ist über ihre verpassten Milliarden hinweg. Sie weiß, dass aus jedem Rückschlag auch etwas Gutes entstehen kann.

SZ: Sie organisieren eine Veranstaltung, in der es nur ums Scheitern geht. Warum?

Michaela Forthuber: Wir haben in Deutschland keine gute Fehlerkultur. In Politik und Wirtschaft ist es eigentlich nicht erlaubt, einen Fehler zu machen. Minister müssen zurücktreten, Manager werden gekündigt, wenn etwas schiefgelaufen ist. Das ist schade, denn aus Fehlern kann ganz viel Kreativität und Innovation entstehen. Wenn ich festgestellt habe, eine Sache klappt nicht, kann ich überlegen: Wie könnte es denn dann gehen? Solche Geschichten wollen wir bei der "Fuckup Night" erzählen.

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Woran sind die Menschen gescheitert, die auf Ihrer Bühne stehen werden?

Einer unserer Gäste, Janik von Lerchenfeld, hatte ein Unternehmen mit 40 Mitarbeitern und fünf Millionen Euro Umsatz, aber am Ende musste er Insolvenz anmelden. Eine andere, Carina Frei, wollte Schauspielerin werden und scheiterte daran. Und Martina Leisten wollte in Berlin ein Café gründen und hatte am Ende 40 000 Euro Schulden.

Schlimme Rückschläge - wird das also ein Abend voller Tränen und Mitleid?

Nein, nein. Wer bei uns auf der Bühne steht, hat sein Scheitern schon hinter sich. Die haben das überlebt und können inzwischen offen darüber reden. Seitdem die Idee der "Fuckup Nights" 2015 in Mexiko entstanden ist, gab es Veranstaltungen in über 300 Städten. Die Stimmung ist an solchen Abenden immer sehr gut.

Es kostet die Menschen sicher trotzdem Überwindung, vor Publikum zu erzählen, was sie verbockt haben?

Ja, bei manchen Speakern dauert es eine Weile, bis sie sich trauen. Natürlich haben sie Angst, dass das Publikum sie auslacht und sich denkt: "Wie blöd kann man sein?" Oder dass sie bemitleidet werden. So ist das aber gar nicht, im Gegenteil: Wenn du bei solchen Abenden im Publikum sitzt, kriegst du Gänsehaut, weil es so mutig ist, dass diese Menschen ihre Geschichten erzählen. Jeder von uns weiß ja, wie es ist, wenn man scheitert. Jeder hat es auf die eine oder andere Art schonmal erlebt. Oder steckt vielleicht gerade mittendrin. An solchen Abenden entstehen oft interessante Gespräche - und manchmal ergeben sich daraus Ideen für ganz neue Wege.

Die "Fuckup Night" findet am Dienstag, 11. Oktober 2022, im Werk1, Atelierstraße 29, in München statt.

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