Neue Standorte:Wo München neue Flüchtlinge unterbringt

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Weil die Zahl der Geflüchteten steigt, plant die Stadt vier neue Unterkünfte mit insgesamt 900 Plätzen. Auch auf kleinste Quartiere greift das Sozialreferat inzwischen zurück.

Von Sven Loerzer

Vier neue Unterkünfte für Geflüchtete mit insgesamt fast 900 Plätzen will die Stadt eröffnen. Allein für diesen Monat habe die Regierung von Oberbayern der Landeshauptstadt die Zuweisung von 300 Geflüchteten aus der Ukraine zur Unterbringung angekündigt, teilte das Sozialreferat auf Anfrage mit. "Wir müssen ständig weitere Plätze akquirieren und sind permanent auf der Suche", erklärte ein Sprecher. Nach dem Stand von Mitte Januar seien in München knapp 17 000 Geflüchtete aus der Ukraine gemeldet, etwa 14 000 davon lebten in Privatwohnungen, 3000 in städtischen Unterkünften. Dazu kamen mehr als 12 300 Asylbewerber, die in staatlichen Gemeinschaftsunterkünften, Wohnprojekten und städtischen Unterkünften untergebracht waren.

Die Zahl ankommender Geflüchteter sei "weiter auf einem hohen Niveau und stieg zuletzt stetig an", beschreibt Sozialreferentin Dorothee Schiwy die Situation. So sei nun mit Zuweisungen von 300 Personen pro Monat zu rechnen, in den vergangenen Monaten seien es dagegen jeweils 50 Personen gewesen. Außerdem stünden die Leichtbauhallen auf dem Messegelände, die derzeit mit 560 Personen belegt seien, nur bis Ende Juni zur Verfügung. Insgesamt verfügt die Stadt in 22 dezentralen Unterkünften für Asylbewerber derzeit über 4693 Plätze. Belegt sind nach Angaben des Sozialreferats davon 3127 Plätze, während 490 als frei gemeldet sind. Rund 1000 Plätze dienen als Reserve, die etwa wegen baulicher Maßnahmen und Standortverlegungen benötigt werden.

Wie schwierig die Suche geworden ist, lässt sich daran erkennen, dass die Stadt inzwischen selbst auf kleinste Quartiere zurückgreift. So soll das Nebengebäude einer städtischen Immobilie in der Forstenrieder Allee 250, die unter Denkmalschutz steht, für die Unterbringung von sieben Geflüchteten genutzt werden. Das Hauptgebäude, eine Villa aus den Zwanzigerjahren, ist als Wohnhaus vermietet. Das nicht denkmalgeschützte Nebengebäude, das sich nach Angaben des Sozialreferats in gutem Zustand befindet, hat das Kommunalreferat dem Sozialreferat im August 2023 zur Unterbringung von Flüchtlingen überlassen. Genutzt werden kann nur das Erdgeschoss, das Obergeschoss muss aus Verkehrssicherungsgründen verschlossen bleiben.

In dem Gebäude sollen "vulnerable Personen" unterkommen, also Menschen, die krank sind, eine Behinderung haben oder besonders schutzbedürftig sind. Da es sich um regulären Wohnraum handelt, der durch die vorübergehende Unterkunftsnutzung im Rechtssinne zweckentfremdet wird, ist dazu die Zustimmung des Sozialausschusses des Stadtrats notwendig.

Eine neue Unterkunft mit bis zu 200 Plätzen soll an der Albert-Roßhaupter-Straße 65 entstehen. Da das Gebäude in der Vergangenheit größtenteils als Schwesternwohnheim genutzt wurde, sei es in Wohngruppen aufgeteilt, die jeweils über eigene Küchen und Sanitärräume verfügten. Nach den nötigen Umbauten soll das Wohnheim dann vom ersten Quartal 2025 an für zehn Jahre angemietet werden. Der Standort sei gut erschlossen, der U-Bahnhof Partnachplatz in der Nähe.

Auf zwei beschlossene Standorte wird verzichtet

Eine Container-Anlage mit bis zu 345 Plätzen für Geflüchtete auf mehreren Etagen soll auf einem unbebauten Grundstück an der Baierbrunner Straße 30 entstehen, weil sich das Bauprojekt des Eigentümers verzögert hat. Die Stadt will den Standort für fünf Jahre von Anfang 2025 an anmieten. Weitere 320 Plätze sind auf einem landwirtschaftlich genutzten Grundstück der Stadtgüter an der Savitsstraße geplant, das derzeit noch verpachtet ist. Eine Modulbau- oder Containerunterkunft könnte dort von Mitte 2026 an für mindestens zehn Jahre betrieben werden.

Auf die bereits vor einem Jahr beschlossenen umstrittenen Standorte an der Glücksburger Straße und am Mirabellenweg verzichtet das Sozialreferat dagegen in Abstimmung mit dem Bezirksausschuss Bogenhausen und kommt auch dem Wunsch nach einer Kapazitätsbegrenzung nach, da im näheren Umkreis bereits mehrere Unterkünfte bestehen.

Die drei Leichtbauhallen an der Neuherbergstraße 24 im Münchner Norden werden abgebaut und an den bereits bestehenden Standort Gerty-Spies-Straße 9 verlegt. Auf der freien Fläche können dann bereits im Jahr 2023 beschlossene Containerunterkünfte errichtet werden.

Hinweis der Redaktion: In einer früheren Fassung hieß es, die denkmalgeschützte Villa auf dem Grundstück Forstenrieder Allee 250 in München werde künftig genutzt, um Geflüchtete unterzubringen. Das war bereits in der Sitzungsvorlage des Stadtrats missverständlich formuliert, denn tatsächlich geht es um die Nutzung eines nicht denkmalgeschützten Nebengebäudes auf demselben Grundstück und unter derselben Wohnadresse. Das hatte bei den Mietern jener Villa zu Irritationen geführt. Wir haben das im Text präzisiert und das Foto der denkmalgeschützten Villa aus unserem Bericht entfernt.

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