Posse um neuen Sportplatz:Phönix und die Asche

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Blick auf den Hartplatz (von links): Baubeauftragter Hanno Schombacher, Vorsitzender Christian Tholl und Jugendtrainer Michael Sperk. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Auf dem Sportgelände des FC Phönix gibt es einen der letzten Aschenplätze in der Stadt. Eigentlich sollte der schon längst durch Kunstrasen ersetzt sein - doch Politik, Sportamt und Sportverband schieben sich nur den Ball zu.

Von Renate Winkler-Schlang

Vor dem gemütlichen, aber engen Vereinsheim des FC Phönix liegen drei Fußballplätze: zwei Rasenplätze und dazwischen ein Aschenplatz als Allwetter-Trainingsfläche - einer der letzten fünf in München. Wegen der Verletzungsgefahr auf diesen Hartplätzen wollte sie die Stadt durch Kunstrasenflächen ersetzen. In Berg am Laim jedoch steckt dieses Projekt in einer Sackgasse. Die Situation ist verfahren.

Der FC Phönix ist seit 1996 an der Langkofelstraße neben dem Michaeli-Gymnasium Mieter der Stadt. Der 103 Jahre alte Verein hat viel Eigenarbeit reingesteckt in diese Heimat für seine Kicker und die kleine Gymnastikabteilung. Voller Stolz erzählen das der Vorsitzende Christian Tholl, Jugendtrainer Michael Sperk und Hanno Schombacher, der Projektbeauftragte für den Kunstrasenplatz.

Seit 1996 hat der FC Phönix seine Heimstätte an der Langkofelstraße. (Foto: Alessandra Schellnegger)
Auf diesem Platz hinzufallen, kann ganz schön schmerzhaft enden. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Schombacher hat eine Tabelle erstellt mit allen Stationen der Kunstrasen-Odyssee. Bereits 2016 hatte Verena Dietl, heute Dritte Bürgermeisterin, zu jener Zeit Sportbeauftragte der SPD im Rathaus, Unterstützung zugesagt. Doch weil damals die griechische Schule als neuer Nachbar einziehen sollte, sollte der Verein noch warten - womöglich könne man ja bei dem Sportplatz mit der Schule kooperieren, hieß es aus dem Sportamt.

Der Schulbau aber stockte, mehr als ein Rohbau entstand nicht - und der wurde schließlich wieder abgebrochen. 2020 sagte Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) erneut einen Kunstrasen zu, "bei voller Kostenübernahme durch die Stadt". Doch dann kam Corona. Nur ein Jahr später zog Reiter seine Zusage wieder zurück, die Haushaltssituation lasse eine Finanzierung nicht mehr zu.

Im Frühling 2022 dann erneut die Kehrtwende: Bürgermeisterin Dietl verkündet, es werde ein Sondertopf geschaffen für die fünf letzten Aschenplätze in der Stadt, 100-Prozent-Finanzierung inklusive. Samt neuer Flutlichtmasten für den FC Phönix sollten 1,7 Millionen Euro investiert werden.

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Doch der Jubel währte nur kurz. Sportamtsleiter Jürgen Sonneck schränkte ein, der Verein müsse sich aus rechtlichen Gründen um einen Zuschuss durch den Bayerischen Landes-Sportverband BLSV bemühen. Da dieser wiederum zehn Prozent Eigenanteil voraussetzt, stellte der FC Phönix die Renovierung des Vereinsheims zurück, zog Sonderzahlungen von den Mitgliedern ein und sammelte Spenden, unter anderem auch bei den Barmherzigen Schwestern im Viertel. Im Sommer 2022 beauftragte der Verein schließlich einen Planer und reichte den Bauantrag ein, der von der Stadt schnell bewilligt wurde.

Doch dann die Hiobsbotschaft: Der BLSV könne den Zuschuss nicht baubegleitend auszahlen, der Verein müsse dessen Anteil - zwölf Prozent von den Gesamtkosten - zwischenfinanzieren. Doch das ist für den FC Phönix kaum zu stemmen. Der Boden, auf dem der Verein kickt, gehört ihm nicht, welche Bank gibt da schon einen Kredit? Mit ihrem Privatvermögen zu bürgen, kommt für die Ehrenamtlichen nicht infrage.

Und die Stadt? Das Sportamt spricht von rechtlichen Bedenken, führt gegenüber Schombacher sogar das Grundgesetz Artikel 3 ins Feld, das Gebot der Gleichbehandlung: Da könne ja jeder kommen.

So fasst Schombacher in eigenen Worten die Misere zusammen - und seinen verhaltenen Groll aufs Sportamt. Hätten die Experten dort denn nicht wissen müssen, was auf den Verein zukommt? So sei das ehrenamtliche Engagement ins Leere gelaufen, der Frust sitze tief.

Laut BLSV-Sprecherin Katharina Schwarz gebe es andernorts auch Kommunen, die für die Zwischenfinanzierung solcher Projekte bürgen - doch der Sprecher des Münchner Sportamts Thomas Groß teilt auf Nachfrage mit, dies sei rechtlich nicht möglich. Im Übrigen sei die Stadt dem Verein bereits so weit wie möglich entgegengekommen.

Dann schickt Groß noch eine weitere E-Mail hinterher. Darin steht: "Auf Bitten von Oberbürgermeister Dieter Reiter wird das RBS (Referat für Bildung und Sport) aber nochmal versuchen, sich mit allen Beteiligten zusammenzusetzen, um doch noch eine vernünftige Lösung zu finden."

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