Was Joshua Kimmich an einem freien Tag macht? Ganz einfach: das, was er immer tut. Da hin gehen, wo es weh tut. Keine 24 Stunden nach einer sonntäglichen Dienstreise ins Rheinland nutzte der Star des FC Bayern den trainingsfreien Tag nicht dazu, um mit seinen beiden Kindern an diesem maximal goldenen Oktober-Montag ein bisschen durchs Herbstlaub zu rascheln, sondern kümmerte sich um andere Kinder. Bei einer "Mutmach-Aktion für schwerkranke Kinder" besuchte Kimmich das Kinderpalliativzentrum im Klinikum Großhadern und danach auch noch das Hauner'sche Kinderspital.
Initiator der Aktion ist David Kadel, ein Fußball-Mentalitäts-Coach, der seit 20 Jahren mit Spielern und Trainern arbeitet und Vorträge für Unternehmen hält. Sein Buch "FußballGott: Erlebnisberichte vom heiligen Rasen" mit einem Vorwort von Jürgen Klopp war ein Bestseller, für seine "Fußball-Bibel" zum Thema Spiritualität langten neben Klopp auch David Alaba, Lewis Holtby und andere Kicker in die Tastatur. Im vergangenen Jahr gründete Kadel das Corona-Mutmach-Projekt "Wie man Riesen bekämpft" mit Prominenten wie Samuel Koch, Heiko Herrlich, Mathias Ginter, Thilo Kehrer, Bundeskanzler-Enkel Andreas Adenauer, Söhne Mannheims-Mitgründer Michael Herberger und 30 weiteren Promis. Für dieses Projekt wurden auch dank finanzieller Unterstützung von Philipp J. Müller, Gründer der PJM Investment Akademie, nicht nur ein "Mutmach-Buch", sondern auch "Mutmach-Events" geschaffen, um benachteiligte Menschen zu ermutigen. "Vergangene Woche waren wir mit zwei VfB-Spielern in Stuttgart, nächste Woche geht es mit zwei Eintracht-Kickern nach Frankfurt", erzählt Kadel.
Dass er für München neben seinem Freund Michael Köllner, dem Trainer des TSV 1860 München, auch noch Bayern-Star Kimmich ins Boot holen konnte, liegt an seiner schwäbischen Zweitheimat, wo er Mitte der Sechzigerjahre aufwuchs. Über Schwaben-Connections kennt er die Pädagogin Steffi Rottler, die für das Mutmach-Buch die Illustrationen organisiert und auch eine Geschichte beigesteuert hat: die von Profi-Surferin Bethany Hamilton, die nach einer Hai-Attacke einen Arm verlor, aber dennoch auf Profi-Niveau weiter surfte. "Die Geschichten nach wahren Begebenheiten haben mich immer schon fasziniert", sagt Rottler, die auch noch Kimmichs Cousine ist: "Wir sind im selben Dorf aufgewachsen."
Kimmich selbst mag zu seinem Engagement nichts sagen: "Ich bin ja wegen der Kinder da." Und denen hat er Geschenke mitgebracht: Adventskalender und Maskottchen Berni, aus der blauen Abteilung zieht Köllner Löwen-Caps und Ähnliches aus der Tüte. Bei den Kindern ist die Aufregung groß. Athina zum Beispiel, die sich seit Monaten von einer Operation erholt, hat sich eine Krone ins Haar stecken lassen. Kommunizieren kann sie nur mit Daumen hoch oder runter, "aber sie bekommt alles mit", sagt Monika Führer, die Leiterin des Kinderpalliativzentrums. Und dass Kinder auf entwaffnende Art ehrlich sind, erfährt Joshua Kimmich bei der jungen Elisa, die im Rollstuhl sitzt. Sie freue sich zwar über den Besuch, aber sie liebe nun mal Thomas Müller.